Film Daten

Titel:
Flucht ins 23. Jahrhundert
Originaltitel:
Logan's Run
Land & Jahr:
USA 1976
Laufzeit ca.: ?
115 Min.
Regie:
Michael Anderson
Darsteller:
Michael York
Richard Jordan
Jenny Agutter
Roscoe Lee Browne
Farrah Fawcett
Michael Anderson Jr.
Peter Ustinov
Randolph Roberts
Lara Lindsay
Gary Morgan
Michelle Stacy
Laura Hippe
David Westberg
Camilla Carr
Greg Lewis
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Flucht ins 23. Jahrhundert

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

Das 23. Jahrhundert: Die Menschheit hat sich schon vor Jahren in überkuppelte Großstädte zurückgezogen. Keiner lebt mehr draußen in der freien Natur. Die Menschen erliegen zudem dem Irrglauben, das außerhalb der Kuppeln nichts existiert. Mittlerweile hat sich auch ein scheinbar einfaches System zur Bevälkerungsregulierung entwickelt, die "Erneuerung". Mit dem 30. Lebensjahr hat ein Mensch sein Leben unter der Kuppel vollendet und darf in die Erneuerung, was einem rituellen Spektakel gleicht. Dies scheinbar relgiöse Verfahren ist in Wirklichkeit ein barbarischer Vorgang um die Stadt vor Überbevölkerung zu bewahren. Die Menschen werden nicht erneuert sondern einfach nur umgebracht. Und für jeden erneuerten Menschen darf ein Baby geboren werden, die außerhalb des Mutterleibes in Brutstätten wachsen. Jeder Mensch bekommt außerdem bei seiner Geburt eine Art Lebenskristall in der linken Hand eingepflanzt, der sein aktuelles Alter in Form von verschiedenen Farben verrät. Ist man reif für die Erneuerung, blinkt dieser Kristall rot.

Für Recht und Ordnung sorgen die Sandmänner, eine Art Polizei, die die "Läufer" jagen, Menschen, die bereits 30 Jahre alt sind, aber sich gegen die Erneuerung wehren. Als Sandamann Logan 5 die hübsche Frau Jessica 6 kennenlernt, wird er von ihren Argumenten zum Nachdenken gebracht. Sie hinterfragt das System, aber bevor er weiter darauf eingehen kann, ist sie verschwunden. Als er die persönlichen Gegenstände des Läufers in der computergesteuerten Zentrale abgibt, wird er von dem Zentralrechner zu einer besonderen Mission auserkoren. In den letzten Jahren ist es unzähligen Läufern immer wieder gelungen aus der Kuppelstadt zu entfliehen und an einen Ordnung namens &qzot;Zuflucht" zu gelangen. Logan soll jetzt diese Zuflucht finden. Dafür muß er sich aber das Vertrauen der Läufer erschleichen, was aber so einfach nicht geht, das er eigentlich erst in vier Jahren zur Erneuerung muß. Seine Lebensuhr wird vom Computer kurzerhand vorgestellt, sprich: der Kristall beginnt plötzlich rot zu blinken, was Logan nun doch weniger gefällt, vor allem weil der Computer seinen Fragen, ob dies wieder rückgängig gemacht wird, ausweicht. Es bleibt ihm weiter nichts anderes übrig, als über Jessica das Vertrauen der Läufer zu gewinnen und den Weg nach draußen zu finden...

Das gesellschaftliche und politische System in Flucht ins 23. Jahrhundert kann man durchaus als Anspielung und Kritik auf politische Staatsmächte sehen. Leute, die sich dem System widersetzen (Läufer) werden mit Hilfe des Militärs (Sandmenschen) ausgelöscht. Gezielte Fehlinformationen (kein Leben außerhalb der Kuppel) und Vorspielen von falschen Tatsachen (mit 30 fängt ein scheinbar besseres Leben durch die Erneuerung an) sollen das Volk ruhig halten. Das die Handlung dabei in der Zukunft spielt, scheitert ein direkter Vergleich mit derzeitigen Mächten auf der Erde, sondern läßt sich dadurch allgemein auf aktuelle oder vergangene Systeme anwenden.

Tricktechnisch bietet der Film natürlich nicht die Standards, die man heutzutage gewöhnt ist, die Kamerafahrten durch die Kuppelstadt lassen deutlich das (wenn auch gut gemachte) Modell erkennen. Allerdings sind dafür die Studiokulissen, die die Stadt selber darstellen, recht gut gemacht worden und sind großzügig ausgefallen. In der zweiten Hälfte des Films, außerhalb der Kuppel, wurde dann richtig geklotzt. Ein Teil der bekanntesten Gebäude Washingtons wurden nachgebildet und mit Pflanzen und Ranken "geschmückt" und die Wohnstätte des alten Mannes in einem ehemaligen Schulzimmer steckt voller Details. Leider wird man von den schauspielerischen Leistungen nicht gerade verwöhnt, kann man aber noch mit leben. Was der Kurzauftritt von Farah Fawcett allerdings hier sollte, ist mir schleierhaft. Ihr Part und ihre Schauspielerei wirken irgendwie überflüssig...

Flucht ins 23. Jahrhundert bietet aber trotz allem gute SF-Unterhaltung mit einem interessanten Hintergrund und reiht sich nahtlos in die Reihe der SF-Klassiker ein, die von einer düsteren Zukunft für die Menscheit handeln, wie z.B. Zardoz, Teufels Saat, Des oder der SF-Western Westworld mit Yul Brunner.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.02.2000

Leser-Kommentare

24.06.2007, 18:42:35 knobi ( Email schreiben Homepage )

In den 70zigern hat man so mancherlei unfreiwillig schlechte Filme produziert,doch zähle ich gerade diesen Streifen zu einem Juwel dieses Genres.Aus heutiger Sicht würde er gnadenlos belächelt werden,doch betrachtet man die damalige Zeit(((technische Umsetzung,keine Computers u.s.w.))) erweist gerade dies sich zum positiven Aspekt.MICHAEL YORK, sexy JENNY AGUTTER sind exellente Darsteller,die dem Streifen weit mehr geben als nur farblosen Schauspielgemache.Sogar philosofisch und poetische Elemente lassen sich hier erkennen.Ein Film den man fühlen kann! Hinzu zufügen wären da noch die synthetischen Klangkulissen eines damals noch vielbenutzten MOOG synthies.Für verträumte Filmegucker wie mich eine absolute Empfehlung.

09.12.2005, 00:55:21 stevie ( Email schreiben )

Einer meiner Lieblingsfilme! Für seine Entstehungszeit technisch sogar auf höchstem Niveau. Ich mag zu einer aussterbenden Art gehören, aber ich finde die Kuppelstadt, das Verkehrssystem, das Karussell und das pflanzenüberwucherte Weisse Haus nach wie vor beeindruckend. Die schauspielerischen Leistungen, besonders die des allzu unterschätzten Michael York, halte ich ebenfalls für ganz groß. Allein die Szene im Karussell mit der fanatischen Menge die völlig euphorisch ihre "Erneuerungsrufe" wiederholt, während vor ihren Augen Menschen ermordet werden. Gerade in solchen Momenten zeigt "Logan's Run" auch seinen inhaltlichen Anspruch. Mir ist nach wie vor unbegreiflich, wie die Kritik diese Perle des Science - Fiction - Films über Jahre hinweg immer wieder übelsten Verrissen aussetzen konnte. Der deutsche Titel ist natürlich haarsträubender Unsinn. Irgendjemand muss da wohl bei der Titelvergabe besoffen gewesen sein!

14.11.2005, 12:43:48 Rumpelrausch ( Email schreiben Homepage )

"Logans Run" gehört für mich zum harten Kern der eigenständigen SF-Verfilmungen. Das Konzept eines kleinen Staats von Überlebenden einer globalen Katastrophe taucht vor allem in der SF der 70er Jahre oft auf, wurde aber selten verfilmt. Egal, ob sich diese Staaten unter einer Kuppel, in einer Stadt unter der Erdoberfläche oder in einer Raumstation befinden: Prägend sind die Eindrücke von Enge und die daraus folgenden gesellschaftlichen Zwänge. Film mit ähnlichem Hintergrund: "Soilent Green" ("2022 - Die Überleben Wollen"). Kann man gut zusammen an einem Abend gucken, sich dazu die Nachrichten angucken und anschließend anständig besaufen. Frustoptimierend wirkt noch der zusätzliche Konsum von "Silent Running" (mit einer unerträglichen Musik von Joan Baez).
Alle drei Filme sind aber sehr eigenständig und erzählen ihre Geschichte fernab vom Hollywood-Mainstream.

07.09.2004, 01:57:24 welpe

Mein Mitbewohner hat mich diesen interessanten Zukunftsfilm sehen lassen. Nach der Verwirrung des deutschen Titels (AUA, oh Götte, erlöst uns von solchen Taten!!!), eröffnete sich ein vielleicht doch nicht so unrealistischer Science Fiction Film.. ("unsere Gesellschaft wird älter, bald werden wir überlegen müssen, was die Jungen mit den Älteren machen!")
Die eigentliche Brutalität des Films geht einher mit der Aufopferung und des offenen Masochismus: Die Leute freuen sich darauf zu explodieren um erneuert zu werden! Lässt man irsinnigen Wirrwar der Story weg (der Roboter in der Eishöhle!) entfaltet sich ein doch sehr nettes Filmchen, das man gesehen haben sollte.
Dazu noch die Anmerkung, dass die klitzekleine Kritik etwas lustlos geraten ist. ;o))

02.09.2003, 22:27:17 Dirk Schlingemann ( Email schreiben )

Ich warte schon eine Ewigkeit darauf das "Flucht ins Jahrhundert auf DVD erscheint".
Natürlich ist der Film für heutige Verhältnisse technisch nichts besonderes, aber ich finde die Idee (Überbevolkerung verhindern mit einer angeblichen Erneuerung und dem scheinbaren Ausweg, (die Zuflucht) echt klasse.
Wenn ich mir im Vergleich dazu die neuen Star Wars Filme angucke, kann ich nur sagen toll gemacht (technisch) aber lahme Story.
Technick ist eben nicht alles. Und es wäre schön mal wieder öfter Sciene Fiction Filme zu sehen die nicht nur technisch glänzen, sondern die auch eine gute Handlung haben. Das macht für viele einen guten vielen Film erst aus.

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