Film Daten

Titel:
Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes
Originaltitel:
The Abominable Dr. Phibes
Land & Jahr:
England 1971
NTSC-Laufzeit:
94:16
Regie:
Robert Fuest
Darsteller:
Vincent Price
Joseph Cotten
Virginia North
Terry-Thomas
Sean Bury
Susan Travers
David Hutcheson
Edward Burnham
Alex Scott
Peter Gilmore
Maurice Kaufmann
Peter Jeffrey
Derek Godfrey
Norman Jones
John Cater
Alternativtitel:
• The Curse of Dr. Phibes
• Dr. Phibes
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - MGM
Label:
MGM
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 94:16
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 1.0
Französisch - DD 1.0
Spanisch - DD 1.0
Untertitel:
Französisch, Spanisch
Extras:
  • Trailer

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

London wird von einer geheimnisvollen Mordserie heimgesucht. Mehrere Ärzte sind auf ganz mysteriöse Weise gestorben. Da wäre der Tod durch Bienenstiche, die dem Opfer tausende von Beulen am Körper hinterlassen haben, aggressive Fledermäuse, eine Frosch-Karnevalsmaske, die dem Träger den Schädel zerquetscht und dem vierten Opfer wurde jeder einzelne Tropfen Blut abgesaugt und in Fläschen neben ihm aufgereit. Inspektor Trout (Peter Jeffrey) vom Scotland Yard kann keine Gemeinsamkeiten bei den Opfern erkennen, außer das alle mal mit dem Chefarzt Dr. Vesalius (Joseph Cotton) zusammengearbeitet haben. Trout stattet ihm einen Besuch ab. Vesalius durchsucht daraufhin seine Akten der letzten Jahre und stellt fest, daß er in nur einem Fall mit allen Opfern zusammengearbeitet hat. Und zwar ging es um die Frau des Theologen und Organisten Dr. Anton Phibes (Vincent Price), die von den Ärzten nicht gerettet werden konnte. Phibes war zu dem Zeitpunkt auf einer Geschäftsreise und ist bei einem Autounfall auf der Rückfahrt ums Leben gekommen.

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes - ScreenshotDas Schreckenskabinett des Dr. Phibes - Screenshot

Bei dem letzten Opfer wurde ein Amulett gefunden, das nach Angaben eines Schmuckhändlers ein hebräisches Zeichen als Motiv hat. Trout begibt sich zu einem Experten, der darin das Zeichen für eine der biblischen Plagen gegen die Pharaonen für deren Knechtschaft der Kinder Israels erkennt. Neben den Plagen der Beulen, der Fledermäuse, Frösche und des Blutes gibt es noch die Plagen der Ratten, des Hagels, der Bestien, Heuschrecken, der Tod des Erstgeborenen und die Finsternis. Trout versucht die weiteren potentiellen Opfer zu schützen, aber Phibes ist ihm immer ein Schritt voraus und ermordet eine Person nach der anderen auf recht ungewöhnliche Art und Weisen...

Es war genau diese Rolle des Dr. Phibes, in der Vincent Price sich damals bei mir ins Gehirn einbrannte, als ich den Film so mit 14 oder 15 Jahren das erste Mal gesehen habe. Die recht originelle Geschichte und sein Schauspiel haben den Film zu einem Klassiker des modernen Gruselkinos gemacht, der heute noch genausogut zu unterhalten weiß wie damals. Der Film fasziniert aufgrund mehrerer Aspekte. Da wäre zum einen das ausgefallene Set Design. Das Haus des Dr. Phibes wirkt wie ein surreales Kabinett. Eine mechanische Kapelle spielt leichte Swing-Musik, der ganze Raum ist in bunten Farben gehüllt in dem Phibes mit seinem schwarzen Umhang wie ein Vorbote des Todes wirkt. Seine Orgel ist nicht nur ein Musikinstrument was er beherrscht, sondern fährt bei jedem Spiel wie ein Fahrstuhl hoch oder runter, von einem Stockwerk zum anderen.

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes - ScreenshotDas Schreckenskabinett des Dr. Phibes - Screenshot

Hier hat man mal nicht mit einem dumpfen Rächerfilm nach bekannten Strickmustern zu tun, sondern die Morde werden von dem Doktor schon fast als eine Art Kunst zelebriert. Sie sind bis ins letzte Detail durchdacht und konsequent ausgeführt. Dabei zur Seite steht ihm mit Vulvania eine hübsche, wie auch tödliche Assistentin zur Seite, die für ihn des öfteren den Lockvogel spielt. Warum sie ihm hilft wird nie erklärt. Ich persönlich sehe sie als eine Art personifizierte und lebendige Erinnerung an Phibes verstorbene Frau, da sich der Name und das Aussehen beider Frauen ziemlich ähnelt. Dabei kann sie genau wie Phibes nicht sprechen. Sie ist ihm eine stumme, aber treue Dienerin und Phibes selber kann auch nur mit Hilfe eines Grammophons mit anderen kommunizieren. In den ersten 10 Minuten des Films wird kein einziger Satz geredet und auch insgesamt hält sich der Film mit ausschweifenden Dialogen zurück. Dies passt aber zu dem leicht surrealen Touch des Films.

Mit dem Charakter des Scotland Yard Inspektors Trout kommt zudem noch etwas leichter Humor in die sonst recht ernsthafte Geschichte. Allerdings nie soviel, dass es die Horroratmosphäre stören würde, sondern in einem angenehmen Maße, ganz so wie es Hitchcock auch in seinen Filmen immer einzusetzen pflegte. Man sollte etwas schwarzen Humor schon vertragen können, man achte mal darauf wie ein durch ein bronzenes Einhorn Aufgespießter "abmontiert" wird. In seiner Grundstruktur ist der Film sicherlich vergleichbar mit Theater of Blood (Theater des Grauens), in dem Vincent Price einen ehemaligen Shakespeare Schauspieler mimt, der sich an seinen Kritikern nach den Vorbildern der Morde in Shakespears Werken rächt. Theater of Blood fehlt dagegen aber der künstlerische Aspekt, der die Dr. Phibes Filme so auszeichnet.

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes - ScreenshotDas Schreckenskabinett des Dr. Phibes - Screenshot

Robert Fuest begann seine Regisseurkarriere mit einigen Folgen der Avengers (Mit Schirm, Charme und Melone), die ja schon damals mit teilweise recht surrealen Kulissen aufwarten konnten. Später gab es nach den Phibes Filmen Werke wie z.B. den Science Fiction Film The Final Programme (Verrückt und gefährlich), der auf einer Geschichte von Michael Moorcock basiert oder den Okkult-Thriller The Devil's Rain (Nachts wenn die Leichen schreien - hatte ich bereits im Tagebuch mal vorgestellt). Dann folgten aber eher unbedeutende Werke sowie einige TV-Produktionen. Virginia North bekannteste Rolle daneben dürfte allerdings nur noch die der Olympia in dem James Bond Film On Her Majesty's Secret Service / Im Geheimdienst Ihrer Majestät sein. Mit Joseph Cotton konnte man auch einen Mann gewinnen, der schon an Klassiker wie Citizen Kane und The Third Man / Der dritte Mann beteiligt war. Im Abspann ungenannt bleibt Caroline Munro, die die verstorbene Virginia Phibes verkörpert, wenn auch nur in Form von Fotos.

MGM brachte im Rahmen ihrer "Midnite Movies" Reihe den Film in den USA heraus. Das Bild ist gemessen an dem Alter und dem doch eher niedrigen Budget phänomenal. Die Farben erscheinen kräftig auf dem Fernseher, ein gewisses Rauschen macht sich, wenn überhaupt, nur ganz leicht in dunklen Szenen bemerkbar und auch sonst gibt es kaum Anlass zur Kritik. Eine echt grandiose Leistung von MGM. An Tonspuren gibt es den englischen Originalton sowie die französische und spanische Synchronisation, alle im Monoformat. Der englische Ton klingt erwartungsgemäß am besten und besitzt eine gute Dialogverständlichkeit. Wenn man mal etwas nicht versteht liegt es dann höchstens an der Aussprache der Schauspieler. Der französische Ton ist von einer ähnlichen Qualität, wohingegen der spanische Ton etwas dumpfer klingt. An Extras gibt es leider, wie so bei den meisten Midnite Movies DVDs, fast gar nichts, nur den Trailer, der den Film unter dessem Kurztitel "Dr. Phibes" ankündigt. Mittlerweile ist der Film auch in Deutschland von MGM auf DVD herausgebracht worden. Da sich die US-Scheibe schon seit längerem in meinen Besitz befand habe ich mir die nicht zugelegt, kann mir aber gut vorstellen, dass die von einer ähnlichen guten Qualität ist.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.11.2003

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