Film Daten

Titel:
Africa Addio
Originaltitel:
Africa Addio
Land & Jahr:
Italien 1966
NTSC-Laufzeit:
127:35/138:24
Regie:
Gualtiero Jacopetti
Franco E. Prosperi
Darsteller:
Alternativtitel:
• Addio Onkel Tom
• Africa Blood and Guts
• Farewell Africa
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Blue Underground
Label:
Blue Underground
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 127:35
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 1.0
Untertitel:
-
Extras:
  • 2 US Trailer
  • TV Spot
  • Poster & Still Gallery
  • US Presseheft als PDF-Datei (DVD-ROM)

DVD Daten

DVD Cover - Blue Underground
Label:
Blue Underground
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 138:24
Sprachen/Ton:
Italienisch - DD 1.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
-

Africa Addio

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Africa Addio zeigt die Zustände auf dem schwarzen Kontinent während des Wechsels von der britischen Imperialherrschaft zur eigenständigen Regierung. Die Ureinwohner nehmen sich zunächst, meist unter Anwendung von Gewalt und Vandalismus, das zurück, was ihnen rechtmäßig zusteht - so glauben sie es jedenfalls. Das Land versinkt in einem Sumpf von Terror und Gewalt und mehrere politische Köpfen ringen gleichzeitig um die Führungspositionen. Zudem macht sich ein gefährlicher Rassismus gegenüber allen nicht-Afrikanern breit, der in der massenhaften Ermordung von Arabern gipfelt. Sogar die Stämme unter sich beginnen blutige Kriege. Aber nicht nur der Mensch leidet unter den Veränderungen. Auch die Tierwelt sieht sich starken Veränderungen ausgesetzt. Hunderte von Tieren werden zum Vergnügen oder wegen fadenscheinigen Regulierungen getötet. Wilderer morden Elefanten wegen ihres Elfenbeins und Touristen werden per Hubschrauber zum privaten Jagdvergnügen ganz nah an die Tiere herangebracht.

Africa Addio - ScreenshotAfrica Addio - Screenshot

Dieser Film von Jacopetti und Prosperi hat jegliche Naivität, die Mondo Cane und Mondo Cane 2 zum Teil noch besaßen, verloren. In Africa Addio werden Bilder gezeigt, die selbst in der heutigen Zeit noch sehr bedrückend wirken. Die zahlreichen Opfer der verschiedenen Kriege sind häufig in Massen zu sehen oder in beunruhigenden Nahaufnahmen. Auf die Magengrube schlägt das Werk spätestens dann, wenn man nach einigen unbeschwerten Bildern der Tierwelt sieht, wie Wilderer und Jäger ihre große Beute ausnehmen und dabei ungeborene Tiere aus den Mutterleibern gezogen werden. Dazu kommen Aufnahmen von unmenschlichen Lebensbedingungen sowie eine Fuchsjagd, bei der der "Fuchs" ein Eingeborener ist, der einen toten Tierkörper hinter sich her zieht, weil es in Afrika keine Füchse gibt. Da stellt sich dem Zuschauer schon die Frage, ob wirklich der Tierkörper der Köder ist oder doch der wegrennende Mensch, was wiederrum einen eklatanten Rassismus bei den britischen Herrschaften aufzeigen würde.

Jacopetti, Prosperi sowie zwei Mitstreiter des Teams wurden wegen Totschlags in Italien angeklagt, weil angeblich eine Hinrichtung nur für die Kamera durchgeführt wurde. Dies beruht auf einem Mißverständnis, das aber im Nachhinein nicht aufgeklärt werden konnte und sie konnten sich nur so aus der Affäre ziehen, indem sie behaupteten, dass diese Szene nur gestellt war. Jacopetti, Prosperi und ihr Team verbrachten annähernd 3 Jahre in Afrika für die Aufnahmen. Herausgekommen ist dabei ein Film, der einerseits ein wichtiges Zeitdokument darstellt, auf der anderen Seite auch schnell als eine Aneinanderreihung von brutalsten Gewaltszenen, gepaart mit einem gefährlichen Rassismus, aufgefasst werden kann. Fakt ist, dass vieles was in diesem Film gezeigt wird, ja wirklich passiert ist und somit irgendwo auch dokumentiert werden muss. Ob man jetzt alles in Nahaufnahme gezeigt werden muss, ich denke da vor allem an die wirklich unschönen Schlachtungen der Tiere, bleibt wohl Definitionssache. Regelrecht grotesk und wie aus einer anderen Welt erscheinen dagegen die Aufnahmen aus Kapstadt, wo sich gut aussehende Mädels am Strand wie in jedem anderen Urlaubsparadies vergnügen.

Africa Addio - ScreenshotAfrica Addio - Screenshot

Dabei behauptet Jacopetti in der Dokumentation The Godfathers of Mondo sogar noch, dass viele der grausigen Tierszenen noch gekürzt wurden, bevor sie ihren Platz im Film fanden. Prosperi, der von jeher von dem afrikanischen Kontinent fasziniert war, hat sogar in seiner Wohnung einige Andenken aus der Zeit. So besitzt er den Skelettkopf des Nilpferdes, dass von Eingeborenen mit Speeren zu Tode gejagt wurde (im Director's Cut enthalten) und auch den Stoßzahn eines Elefanten. Dieser wurde ihm von den Wildhütern überreicht, weil sie den Hubschrauber des Drehteams nutzen durften und so sogar Wilderer festnehmen konnten.

Trotz aller Skandale und Vorwürfe wurden sie trotzdem mit einem Preis für Africa Addio ausgezeichnet. Bei der Komponierung des Soundtracks orientierte sich Riz Ortolani an den Werken von Walt Disney (!!!), um die Musik dem Geschehen auf der Leinwand anzupassen. Dies wirkte sich z.B. so aus, dass die Musik in einer Szene taktgenau mit dem Flügelschlag eines Vogels übereinstimmt. Mit der internationalen Auswertung des Films ist Jacopetti allerdings nie zufrieden gewesen. Denn die Dialoge des Sprechers wurde verfälscht und abgemildert, da in den USA befürchtet wurde, dass es zu Rassenunruhen unter der dunkelhäutigen Bevölkerung kommen könnte.

Africa Addio - ScreenshotAfrica Addio - Screenshot

Blue Underground schob die Veröffentlichung der Mondo Cane Collection hinaus, als sie in Italien auf die seit 40 Jahren unangetasteten Rollen des Director Cuts stießen. Somit gibt es in der Box, wie auch bei Goodbye Uncle Tom, den Film einmal in der bekannten internationalen Fassung wie auch als Director's Cut. Bei Africa Addio gibt es zwischen den beiden Versionen aber schon deutliche Unterschiede als einfach nur ein paar Szenen mehr. Der Sprecher in der internationalen Version spricht erstmal deutlich mehr als der in der Originalversion. Gleich zu Beginn, wo gezeigt wird wie die britische Armee das Land verläßt und neue afrikanische Politiker um die Wählerschaft buhlen, redet der englische Sprecher fröhlich drauf los, während die Originalversion sich darauf beschränkt alles unkommentiert zu zeigen und einfach die Bilder für sich sprechen zu lassen. Der Director's Cut hat dann noch ungefähr 11 Minuten mehr an zusätzlichen Szenen, darunter eine Jagd auf Elefantenbabys und die Speerjagd Einheimischer auf Flusspferde.

Auch übersetzt der englische Sprecher manche Sachen etwas anders. Das auffälligste dürfte der Kommentar in Kapitel 19 sein, als das Drehteam von militanten Rebellen gefangen genommen und fast exekutiert wird. In der englischen Version heißt es, ein Soldat erkennt das sie Italiener sind, und somit keine "Weißen", also keine weißen Bewohner des Kontinentes, gegen die sich deren Hass wendet. Im Director's Cut dagegen werden sie "von einem Wunder gerettet, über das die Zeitungen später berichtet werden." Was genau dieses Wunder ist, wird nicht berichtet. Oder das bezieht sich auf die Machtübernahme eines schwarzen Politikers, was direkt im Anschluß an diese Szenen berichtet wird? Seltsamerweise gibt Jacopetti in The Godfathers of Mondo genau das wieder, was in der englischen Fassung erzählt wird.

Africa Addio - ScreenshotAfrica Addio - Screenshot

Die DVD der internationalen Version liegt fast auf der gleichen qualitativen Ebene wie auch die anderen Filme. Als Vorlage diente eine englischsprachiger Print, denn der Scroller ganz zu Beginn ist bereits in Englisch, während der Director's Cut den Text in Italienisch zeigt. Geringe Schäden an der Vorlage sind nur selten auszumachen, allerdings weist dieser Transfer eine starke Körnigkeit auf. In dunkleren Szenen gehen vielleicht ein bis zwei Details unter, aber da die meisten Aufnahmen bei hellem Tageslicht gemacht wurden ist dies nur selten der Fall. Ansonsten kann man das Material auch nur schwer bewerten, da es sich ja nicht um einen professionell produzierten Spielfilm handelt, sondern um Dokumentaraufnahmen. Der Ton liegt hier nur in der englischen Synchronisation in Mono vor. An Extras gibt es gleich zwei US-Trailer, die scheinbar beide aus Videoquellen stammen, ein TV-Spot, eine Galerie mit Postermotiven, Zeitungsanzeigen, Lobby Cards, Publicity Stills, unzähligen anderen Motiven sowie diversenen Zeitungsausschnitten, die sich alle um den Wirbel den der Film versursachte drehen. Als DVD-ROM Feature gibt es noch was ganz besonders: das 32-seitige US-Presseheft als PDF-Datei.

Der Director's Cut fällt dagegen qualitativ ein klein wenig ab. Die Körnung ist noch einen Ticken stärker und der allgemeine Zustand der Vorlage ist auch deutlich schlechter als bei der internationalen Version. Hier gibt es auch etwas mehr Defekte zu verzeichnen, während alles andere ungefähr auf dem selber Level liegt. Der englische Ton wurde hier komplett weggelassen, dafür gibt es den italienischen Originalton mit englischen Untertiteln. An Extras gibt es auf dieser DVD gar nichts, da die sich eh schon alle auf der DVD der internationalen Version befinden. Etwas seltsam ist nur, dass die Kapiteleinteilung nicht nur leicht anders ist, sondern die Kapitel auch größtenteils ganz andere Namen bekommen haben als bei der DVD der internationalen Version, obwohl die sich inhaltlich nicht unterscheiden.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 01.12.2003
Letzte Textänderung: 03.08.2006

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