Film Daten

Titel:
Frankenstein schuf ein Weib
Originaltitel:
Frankenstein Created Woman
Land & Jahr:
England 1967
Laufzeit ca.: ?
88 Min.
Regie:
Terence Fisher
Darsteller:
Peter Cushing
Susan Denberg
Thorley Walters
Robert Morris
Duncan Lamont
Peter Blythe
Barry Warren
Derek Fowlds
Alan MacNaughtan
Peter Madden
Philip Ray
Ivan Beavis
Colin Jeavons
Bartlett Mullins
Alec Mango
Alternativtitel:
• And Frankenstein Created Woman
• Frankenstein Made Woman
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.66:1 (anamorph) / 87:50
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 1.0
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • World of Hammer: Frankenstein
  • 2 Fotogalerien
  • Englischer Trailer
  • Englischer Kombi-Trailer
  • 2 TV-Spots
  • Booklet mit Liner Notes

Frankenstein schuf ein Weib

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Baron Frankenstein (Peter Cushing) forscht nach einem Weg, den Tod zu besiegen und die Seele zu konservieren. Ihm zur Seite stehen der Arzt Dr. Hertz und ihr Assistent Hans (Robert Morris). Als sie einen Forschungserfolg feiern wollen, schicken sie Hans los zur Gaststätte des Ortes um Champagner zu holen. Dort prügelt er sich aber mit drei reichen Schnöseln (Peter Blythe, Barry Waren, Derek Fowlds), weil die sich über Christina (Susan Denberg), die leicht entstellte Tochter des Wirtes lustig machen, und wird abgeführt. Als die arroganten Männer nach Ladenschluss in die Wirtschaft einbrechen, werden sie von dem Wirt überrascht und schlagen ihn ungewollt in ihrer Angst vor einer Anzeige tot. Hans hält sich währenddessen bei Christina auf, wird aber am nächsten Tag verhaftet, da er der Hauptverdächtige ist. Um Christina zu decken gibt er sein Alibi nicht preis und wird geköpft. Aus Verzweiflung nimmt sich Christina das Leben und beide Leichen landen schließlich im Labor Frankensteins, wo er versucht Hans Seele in Christinas Körper zu transferieren und macht nebenbei auch einige kosmetische Operationen um ihre körperlichen Makel auszubügeln. Christina kann sich später zunächst an nichts mehr erinnern, aber langsam kehren Hans Erinnerungen zurück und seine/ihre Zeit der Rache ist gekommen...

Frankenstein schuf ein Weib - ScreenshotFrankenstein schuf ein Weib - Screenshot

Die Hammer Studios haben sich des öfteren des klassischen Frankenstein Stoffes angenommen und präsentieren hier eine etwas abgewandelte Form mit einem Schuß Psychologie. Das von Frankenstein geschaffene Wesen leidet im wahrsten Sinne des Wortes unter einer gespaltenen Persönlichkeit, da neben Christinas ureigener Seele auch die von Hans in dem Körper steckt und in bestimmten Situationen die Überhand gewinnt. Man könnte auch von einer abgewandelten Form der Dr. Jekyll/Mr. Hyde Geschichte sprechen, nur das hier kein Serum nötig ist, um in die andere Person zu wechseln. Frankenstein selber wird hier als der übliche Physiker und Wissenschaftler mit einem Hang zum Größenwahn dargestellt, dem nur seine Arbeit wichtig ist und sich über menschliche Gefühle und Vorbehalte hinwegsetzt.

An seiner Seite steht Dr. Hertz, ein irgendwie liebenswerter alter Mann, der dem Baron dort aushilft, wo er nicht durch eigene Fähigkeiten weiterkommt, da seine Händen irgendwann mal stark verbrannt wurden. Das Labor ist so eingerichtet, wie man es sich aus alten Filmen so vorstellt. Seltsame Apparaturen, die streng wissenschaftlich genommen gar keinen praktischen Nutzen haben, sind wild im Labor verstreut und sprühen Funken oder leuchten in glühenden Farben. Sehr ernst darf man die wissenschaftlichen Arbeiten des Barons natürlich nicht nehmen, denn eine Stunde des Todes ohne Begleiterscheinungen sind doch eher unwahrscheinlich. Aber darauf kommt es hier auch nicht wirklich an, sondern seine Erfolge sind nur ein Aufhänger um die weiteren Geschehen sowas wie eine nachvollziehbare Erklärung zu geben. Etwas hahnebüchen, aber das ist der Charme der alten Filme.

Frankenstein schuf ein Weib - ScreenshotFrankenstein schuf ein Weib - Screenshot

Leider greift der Film ab und zu einige Handlungsstränge auf, führt sie aber nicht konsequent zu Ende. Außerdem erscheint es unwahrscheinlich, dass Hans nicht erzählt wo er zum Zeitpunkt des Mordes war und stattdessen seinen eigenen Tod dafür in Kauf nimmt. Was die Gewalt angeht, so geht es in dem Film noch recht harmlos zu, bietet dafür allerdings auch ein paar Szenen, in denen der abgetrennte Kopf von Hans zu sehen ist. Insgesamt nicht unbedingt einer der besten Horrorfilme aus der Hammer-Schmiede, aber ein durchaus interessanter Vertreter mit einer eigenen Note. Der Originaltitel Frankenstein created Woman ist übrigens eine Anlehnung, oder auch Parodie, auf den Titel ...and God created Woman (...und ewig lockt das Weib) von Roger Vadim, der bereits 1956 entstand. Das Drehbuch zu Frankenstein schuf ein Weib schrieb Anthony Hinds bereits 1958, verschwand aber einige Jahre in den Schubladen der Verantwortlichen bei den Hammer Studios.

Schauspielerisch kann man durchweg von guten Leistungen sprechen. Der Baron, so harsch er auch erscheinen mag, zeigt zwischendurch doch das eine oder andere Mal leichte Anzeichen von Menschlichkeit. Dr. Hertz könnte auch der liebgewonnene Großvater sein, was er später für die wiederbelebte Christina auch irgendwie spielt, während die arroganten Schnösel schon bei ihrem ersten Erscheinen beim Zuschauer eine Aura der Unbeliebtheit verbreiten. Man gönnt es ihnen richtig, dass Hans ein paar Mal auf sie einprügelt. Ganz groß ist auch Peter Madden als der oberste Polizeiinspektor, für den alles sofort klar ist und mit seinem zerknitterten Gesicht eine ganz eigene Mimik besitzt. Susan Denberg, die die Rolle bekam weil sie zuvor einmal das Playmate des Monats war, spielt trotzdem recht gut die Rolle der Christina, die sich von einem verschüchterten und entstellten Mädchen zu einer schönen Frau wandelt, die genau weiß was sie zu tun hat um die Männer zu sich zu locken. Um den Akzent der gebürtigen Österreicherin zu vertuschen wurde Susan Denbergs Rolle nachträglich komplett synchronisiert.

Frankenstein schuf ein Weib - ScreenshotFrankenstein schuf ein Weib - Screenshot

Regisseur Terence Fisher war quasi hauptverantwortlich für den Erfolg der Hammer Studios im Bereich der Horrorfilme. Er führte die Regie bei The Curse of Frankenstein (Frankensteins Fluch) und Dracula, den ersten Hammer-Remakes alter Universal Klassiker. Dabei hatte er die Romane von Mary Shelley und Bram Stoker nie gelesen, sondern bezog sich immer auf die jeweiligen Drehbücher als Grundlage. Aber schon vorher hat er mit Beiträgen in anderen Genres für kleinere Erfolge gesorgt. 1969 ereigneten sich zwei Unfälle, die den guten Mann für 3 Jahre von seiner Arbeit abhielten, bis er sich schließlich mit Frankenstein and the Monster from Hell (Frankensteins Höllenmonster) ein letztes Mal zurückmeldete. 1980 verstarb er durch einen Herzanfall.

Für Peter Cushing war es bereits das vierte Mal, dass er den bekannten Baron Frankenstein spielt. Vorher war er in The Curse of Frankenstein (Frankensteins Fluch), The Revenge of Frankenstein (Frankensteins Rache) und The Evil of Frankenstein (Frankensteins Ungeheuer) in dieser Rolle aufgetreten. Danach sollten noch Frankenstein Must Be Destroyed (Frankenstein muß sterben!) und Frankenstein and the Monster from Hell (Frankensteins Höllenmonster) folgen, sowie ein ungenannter Auftritt in One More Time (Die Pechvögel). Susan Denberg war außer in diesem Film und An American Dream (Mord aus zweiter Hand) in keiner weiteren Kino-Produktion mehr vertreten. Das lag aber auch daran, dass sie immer stärker drogenabhängig wurde und schließlich in der Versenkung verschwand Robert Morris konnte man noch in der Hammer Produktion Quatermass and the Pit sehen, war danach aber nur noch in wenigen und eher unbekannten Werken vertreten.

Frankenstein schuf ein Weib - ScreenshotFrankenstein schuf ein Weib - Screenshot

Dankenswerterweise wurden bereits einige Hammer Film von dem deutschen Label Anolis Entertainment veröffentlicht und weitere werden folgen. Frankenstein schuf ein Weib war der Premierenfilm in ihrer "Anolis Hammer Edition", die sich im übrigen nicht nur auf die bekannten Horrorfilme konzentriert, sondern auch andere Beiträge beinhaltet. Als Vorlage dienen Anolis stets die restaurierten PAL-Master aus England, was man der Bildqualität auch deutlich ansieht. Für einen Film von 1967 ist die Bildqualität wirklich sehr gut. Zwar lassen sich hier und da minimale Defekte und ab und zu auch leichte Farbschwankungen entdecken, aber insgesamt ist Anolis hier eine mehr als beachtliche Leistung gelungen. Der deutsche wie englische Monoton klingen klar hervor, Hintergrundrauschen oder Störgeräusche sind mir nicht aufgefallen.

Durch die Anolis Hammer Edition bekam ich auch endlich mal die Gelegenheit die Fernsehproduktion World of Hammer kennenzulernen. Diese 1990 entstandene Dokumentationsreihe, moderiert von Oliver Reed, beleuchtet in jeder Folge einen Themenschwerpunkt und stellt dabei entsprechende Filme aus dem großen Archiv der Hammer Film vor. Leider sind das keine informativen Making-of Beiträge, sondern eher ein allgemeiner und leider auch immer recht oberflächlicher Blick auf die Werke der Hammer Studios. Als Nachteil erweist es sich dann auch, wenn man die meisten der vorgestellten Filme noch nicht kennt, denn das eine oder andere Ende eines Films wird schon mal komplett verraten. In der auf dieser DVD vorliegenden Folge wird auf die Frankenstein Filme eingegangen und bietet Ausschnitte aus The Curse of Frankenstein, The Evil of Frankenstein, Frankenstein and the Monster from Hell, Frankenstein Created Woman, Four Sided Triangle, Horror of Frankenstein und The Revenge of Frankenstein.

Frankenstein schuf ein Weib - ScreenshotFrankenstein schuf ein Weib - Screenshot

Die beiden Bildergalerien zeigen, jeweils unterlegt vom einem Stück des Soundtracks, Plakatmotive, Aushangfotos Promotionbilder und sogar einige Aufnahmen hinter der Kamera sowie ein paar Bilder von Susan Denberg, die wohl aus der damaligen Playboy-Ausgabe stammen müssten. Der englische Trailer ist herrlich reißerisch und der Sprecher bietet Sprüche wie "Peter Cushing as Baron Frankenstein who crosses swords with satan in his fight for immortality". Der Kombi-Trailer bewirbt ein Double-Feature mit The Mummy's Shroud (Der Fluch der Mumie). Die beiden TV-Spots sind ebenfalls für dies Double-Feature gedacht gewesen, präsentieren sich aber komplett in schwarz-weiß, wodurch die gezeigten Szenen einen etwas anderen Stil bekommen und so noch mehr wie die alten Universal Filme wirken. Abgerundet wird die ganze Veröffentlichung noch mit einem kleinen Booklet mit Liner Notes von Uwe Sommerlad.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 05.01.2004
Letzte Textänderung: 28.08.2004

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