Film Daten

Titel:
Natural City
Originaltitel:
Natural City
Land & Jahr:
Südkorea 2003
Laufzeit ca.: ?
108 Min.
Regie:
Min Byung-chun
Darsteller:
Yu Ji-tae
Lee Jae-un
Yoon Chan
Seo Rin
Jeong Eun-pyo
Jung Doo-hong
Ko Ju-hye
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Splendid Entertainment
Label:
Splendid Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 107:45
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Untertitel:
-
Extras:
  • Making-of
  • Trailer: Mambo Italiano
  • Trailer: Tube
  • Trailer: Gen-Y Cops
  • Trailer: Darkness
  • Trailer: Gangs of New York
  • Trailer: Net.G@mes
  • Trailer: Narc
  • Trailer: Very Bad Things

Natural City

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Das Jahr 2080: Nach einem großen Krieg ist eine Stadt zur neuen Metropole herangewachsen. Der Kampfcyborg Cyper (Jung Doo-hong) ist mit anderen Cyborgs in eine Forschungsstation eingedrungen und hat sämtliche DNA-Daten der Menschen dieser Stadt an einen unbekannten Empfänger geleitet. Eine Militär-Spezialeinheit unter der Leitung von Noma (Yoon Chan) und Ro (Yoo Ji-tae) sollen sie vernichten, aber durch Ros Schuld sterben unnötigerweise einige der Soldaten. Ohne das Wissen von Noma handelt Ro unter der Hand mit den KI-Chips (Künstliche Intelligenz) der Cyborgs. Aber nicht etwa um sich zu bereichern, sondern um einen weiblichen Cyborg den er liebt das weitere Existieren zu ermöglichen. Denn nach drei Jahren ist die Zeit der meisten Cyborgs abgelaufen und sie werden auf "dem Planeten der Wiedergeburt" recycled. Die Situation zwischen Noma und Ro eskaliert und Ro wird für einige Tage suspendiert. In dieser Zeit versucht er das Mädchen Cyon (Lee Jae-un) ausfindig zu machen, da sie der Schlüssel für sein Ziel zu sein scheint. Aber auch Cyper ist hinter ihr her und es bleibt nicht nur bei einem Kampf Cyborg gegen Mensch...

Natural City - ScreenshotNatural City - Screenshot

Das die Südkoreaner aufwendig produzierte Filme machen können, haben sie bereits mit mehreren, auch hierzulande durchaus bekannten Beispielen bewiesen. Der dortige Big Budget Boom begann mit dem Actionthriller "Shiri" und Filme wie "2009 - Lost Memories", "Yesterday" oder jetzt "Natural City" verdeutlichen, dass die Asiaten locker mit den dicken Hollywood-Produktionen mithalten können. Aber ganz wie bei ihren amerikanischen Kollegen bleibt dabei leider auch ab und zu die eigentliche Geschichte auf halber Strecke liegen. "Natural City" ist ein schmerzliches Beispiel dafür, dabei beginnt er sehr vielversprechend. Noch vor den Credits wird das Auge des Zuschauers mit einer traumhaft schönen Landschaft verwöhnt, die sich später zwar als rein virtuell entpuppt, aber schon mal andeutet, was man an optischen Leckerbissen im weiteren Verlauf des Films erwarten kann. Nach den Credits wird man dann gleich voll in die Action befördert, als die Spezialeinheit versucht die Cyborgs zu vernichten.

Produktions- und Special Effects-technisch ist der Film ganz auf der Höhe der Zeit. Enorm viele Computergrafiken und -effekte, unterschiedliche Geschwindigkeiten um die Dramatik zu erhöhen, fetzige wie aber auch ruhige und melancholisch angehauchte Musik werden eingesetzt. Durch den optischen Eindruck der Stadt, der Menschen und der Geschäfte werden Erinnerungen an den Ridley Scott Klassiker "Blade Runner" wach, aber auch andere Filme die in Metropolen spielen, wie z.B. "Equilibrium", kommen beim Betrachten des Films in den Sinn. Mit "Blade Runner" verbindet "Natural City" ohnehin sehr viel, geht es in beiden Filmen doch um Cyborgs bzw. Androiden und damit verbundenen menschlichen Gefühlen und Emotionen. Nur leider steckten sich die Verantwortlichen von "Natural City" damit ein sehr hohes Ziel, an das sie nur selten heranreichen können.

Natural City - ScreenshotNatural City - Screenshot

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Ro. Einst der beste Soldat der ganzen Einheit, versinkt er mehr und mehr in einer Mischung aus Melancholie, Depression und Selbstzerstörung. Er empfindet wahre Gefühle nur weiblichen Cyborgs gegenüber und durch die begrenzte Haltbarkeit der künstlichen Menschen bedingt, bricht es ihm jedesmal das Herz, wenn eines der Cyborg-Mädchen zur "Wiedergeburt" gehen muss. Dies beeinträchtigt seine Arbeit zunehmend und Noma, der ihm von allen Soldaten noch am nächsten steht, kann ihm nur unzureichend helfen. Auch wenn man seine innere Gefühlslage noch irgendwie verstehen kann, so verweigert das Drehbuch dem Zuschauer vollkommen, warum er so handelt, warum er sich nur zu Cyborgs, aber nicht zu einer richtigen Frau aus Fleisch und Blut hingezogen fühlt. Und wie umgekehrt ein Cyborg bei ihm bleiben kann. Denn das Cyborgs wahre Gefühle entwickeln zeigt sich nur sehr verhalten. Ria aus dem Tanzclub läßt einmal ihm gegenüber verlauten, dass sie gerne tanzen möchte. Das kann man noch eventuell nachvollziehen, war sie doch als Tänzerin programmiert gewesen. Aber Gefühle irgendwelcher Art zu Menschen werden nicht mal im Ansatz angedeutet. Cyon, mit der Ro im Verlauf der Handlung mehr als einmal zu tun hat, behandelt er sehr distanziert. Nicht unbedingt unhöflich, aber von seiner Seite kommen keinerlei Anzeichen des Willens einer Freundschaft oder ähnliches. Und das liegt nicht unbedingt an Cyon, die wenigstens noch versucht sich ihm ein wenig anzunähern.

Neben diesen menschlichen Aspekten verstrickt sich die Handlung auch zu sehr in ihrer Melodramatik und angestrebten Tiefgang. An einigen Stellen fällt es schwer dem Ablauf zu folgen und logische Lücken klaffen des öfteren auf. Man erfährt nichts über die Vergangenheit der Charaktere, der Stadt oder den großen Krieg, der scheinbar nur eine notdürftige Erklärung für die Existenz der Metropole darstellt. Auch erscheinen so manche Elemente, besonders wenn es um aufwendige CGI-Objekte geht, nur um ihrer selbst Willen in den Film eingebaut worden zu sein. Auch verlieren sich die Actionszenen manchmal zu sehr in Matrix-ähnlichen Effekten mit Zeitlupen, Kameraschwenks, Bullet-Time Einsätzen usw. Hier wird dann zu sehr eine Dramatik heraufbeschworen, die die eigentliche Handlung einfach nicht hergibt. Außerdem vermögen auch die Schauspieler nicht so wirklich zu überzeugen. Viele kommen kaum über 1 oder 2 Gesichtsausdrücke hinaus, lediglich Cyon wirkt ein wenig lebendiger als die männlichen Darsteller, die schon selbst fast als Cyborgs durchgehen könnten.

Natural City - ScreenshotNatural City - Screenshot

Somit verbleibt "Natural City" nur das Schicksal als optisch absolut bombastisches Werk für einen oberflächlichen guten Ersteindruck zu sorgen, der bei genauerer Betrachtung zusammenbricht wie ein Kartenhaus. Der Film ist wahrlich nicht schlecht gemacht, das Production Design und die Special Effects sind wirklich phänomenal. Aber die Hauptsache, die Geschichte die erzählt wird, kann diesen Eindruck nicht halten. Zu Beginn und gegen Ende gibt es ordentliche Actionszenen, aber im mittleren Drittel wird das Tempo manchmal doch ein wenig zu sehr gedrosselt. Und das in Verbindung mit den erwähnten Unzulänglichkeiten in der Handlung lassen den Film zwar nicht zu einem Ärgernis werden, aber doch zu einer leichten Enttäuschung, denn mit dem richtigen Drehbuch hätte aus dem Film was ganz großes werden können.

Da es sich um einen recht neuen Film handelt, ist von analogen Defekten absolut nichts zu sehen, allerdings ist ein gewisses Grundrauschen vorhanden. Aufgrund der enorm vielen digitalen Effekte ist die Schärfe des Films nicht ganz optimal, aber immer noch mehr als zufriedenstellend. Zudem wurde viel mit Farbfiltern gearbeitet, was dann bei der Kompression zu einer leichten Artefaktbildung führt, gerade wenn man z.B. einen rotbraun-getönten Himmel zu sehen bekommt. Kontrast und Farben hingegen liegen auf einem guten Level. Etwas stört aber den eigentlich guten Eindruck des Bildtransfers enorm. In unregelmäßigen Abständen machen sich Bildruckler bemerkbar, wobei ich nicht feststellen konnte, ob die ihre Ursache in der Produktion des Films oder dem Mastering der DVD haben. Zwar arbeitet der Film durchaus mal mit verschiedenen Geschwindigkeiten, gerade in den Actionszenen, aber die gehen immer noch sehr weich vonstatten. Aber des öfteren kann man das Phänomen beobachten, dass die Kamera beispielsweise einen eigentlichen normalen Schwenk macht, die Objekte im Bild sich aber mit einem gewissen Rucken bewegen. Als Beispiel sei folgende Szene aus Kapitel 4, ungefähr bei Zeitindex 21:20 genannt: als Nomas Chef ihm sagt, dass er die Untersuchungen einstellen soll und den Raum verlässt, bemerkt man an den Gegenständen im Hintergrund bei dem anschließenden Kameraschwenk sehr deutlich diese ruckartige Bewegung. Man achte nur mal auf die Kanten oder Ecken der Maschinen. Dieser doch eher ärgerliche Effekt kann das Filmvergnügen durchaus beeinträchtigen.

Natural City - ScreenshotNatural City - Screenshot

Der deutsche Ton liegt in einer Dolby Digital 5.1 Abmischung vor und erklingt sehr ordentlich produziert aus den Boxen. Sogar über die für asiatische Filme sonst so übliche unglückliche Synchronisation muss man sich hier nicht unbedingt ärgern, denn ausnahmsweise ist die mal halbwegs gelungen. Leider wurde auf den Originalton komplett verzichtet und Untertitel sind ebenfalls nicht vorhanden, nicht einmal für Hörgeschädigte. Außer einer viertelstündigen Making-Of Featurette befindet sich nichts an Bonusmaterial auf der DVD. Dabei handelt es sich auch nicht um ein richtiges Making-Of, sondern vielmehr um einen unkommentierten Blick hinter die Kulissen. Zwar ist es recht interessant zu sehen, wie einzelne Szenen des Films entstanden sind, der Informationsgehalt pegelt aber höchstens knapp über dem Nullpunkt. Das Menü ist simpel und statisch gestaltet worden und wurde lediglich mit einem Stück des Soundtracks unterlegt. Auch befindet sich kein Trailer zum Film selber auf der DVD, sondern nur 8 Trailer zu weiteren Veröffentlichungen von Splendid Entertainment.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 01.06.2004

Leser-Kommentare

21.06.2004, 14:45:46 Degget ( Email schreiben )

Einer von wenigen guten Filmen aus dieser Richtung.
Beeindruckt mich schwer.

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