Film Daten

Titel:
Bestien lauern vor Caracas
Originaltitel:
The Lost Continent
Land & Jahr:
England 1968
Laufzeit ca.: ?
93 Min.
Regie:
Michael Carreras
Darsteller:
Eric Porter
Hildegard Knef
Suzanna Leigh
Tony Beckley
Nigel Stock
Neil McCallum
Ben Carruthers
Jimmy Hanley
James Cossins
Dana Gillespie
Victor Maddern
Reg Lye
Norman Eshley
Michael Ripper
Alternativtitel:
• Dying Sea, The
• Lost Island
• People of Abrimes, The
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 92:49
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Interview mit Eddie Powell
  • Trailer
  • 2 TV Spots
  • Werberatschlag
  • Bildergalerie

Bestien lauern vor Caracas

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Auf dem mittlerweile etwas heruntergekommenen Frachter Carita sind neben der üblichen Ladung auch einige Passagiere an Bord, die aus unterschiedlichen Gründen ein Interesse daran haben unauffällig nach Caracas zu gelangen. Da wären Eva Peters (Hildegard Knef), Dr. Webster und seine hübsche Tochter Unity (Nigel Stock, Suzanna Leigh), der Trunkbold Harry Tyler (Tony Beckley) und der undurchsichtige Ricaldi (Ben Carruthers). Kapitän Lansen (Eric Porter) hat ebenfalls seine Gründe, warum er die Anweisungen der Küstenpolizei ignoriert und vollen Schub befiehlt. Seine Besatzung entdeckt schließlich, dass er explosives Material schmuggelt und sie steuern ausgerechnet geradewegs auf einen Hurrikan zu. Sie meutern, überwältigen ihn und verlassen mit einem Rettungsboot das Schiff. Er und die Passagiere müssen notgedrungen auch das Schiff verlassen und gelangen am nächsten Tag in seltsame Gewässer, wo aggressiver Tang sie umgibt. Dort finden sie auch die Carita wieder, die mit dem Tang mitschwimmen muss. Sie gelangen schließlich zu Inseln, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Dort werden sie nicht nur von Monstern angegriffen, sondern auch von Menschen, die die Nachkommen alter spanischer Konquistatoren sind...

Bestien lauern vor Caracas - ScreenshotBestien lauern vor Caracas - Screenshot

Der deutsche Titel Bestien lauern vor Caracas ist sowas wie ein filmischer Etikettenschwindel, der Originaltitel The Lost Contintent trifft es da schon besser. Caracas selber sieht man nie. Die Bestien tauchen auch nicht vor Caracas auf, sondern auf den nicht-verzeichneten Inseln. An Monstren gibt es auch nur ganze drei Stück. Und schlußendlich handelt es sich bei dem Film auch nicht um einen Monsterstreifen reinster Güte, die tauchen erst im letzten Drittel des Films auf, sondern mehr um eine Art Drama bzw. Thriller mit etwas Fantasy-Touch und Menschen in einer Extremsituation. Allerdings kann der Film weder als Thrillerdrama noch als Fantasystreifen so richtig überzeugen. Michael Carreras konnte sich beim Schreiben des Drehbuches, das auf der Geschichte "Uncharted Sea" von Dennis Wheatley basiert, scheinbar nicht so wirklich entscheiden, wo der Schwerpunkt denn nun liegen soll. Zudem schrieb er es unter seinem Pseudonym Michael Nash.

Bevor es zu den titelgebenden Bestien bzw. Kontinent geht, spielt sich die komplette Handlung auf dem engen Raum des Schiffes ab. Ohne das er seine Besatzung informiert hat, schmuggelt Kapitän Lansen hochexplosives Material in einem Lagerraum des Schiffes. Zudem Sprengstoff, der bei Berührung mit Wasser explodiert, was sich als sehr schlecht erweist, als ausgerechnet der Raum Leck schlägt. Klar das dies bei der Besatzung nicht gerade gerne gesehen wird und sie offen rebellieren. Auch später hat Lansen mit einigen Problemen mit seiner Besatzung und mit den Passagieren zu kämpfen. Zwischendurch, als er mit ein paar Männern und den Passagieren das Schiff verläßt, schlägt der Film Richtung Überlebensdrama. Mit mehreren Leuten schwimmen sie in einem kleinen Boot, weit und breit ist kein Land zu sehen. Da verwundert es nicht, wenn die Emotionen bald überkochen. Und dann schließlich landen sie abseits jeder Routen mit der Carita in einer vollkommen düsteren Gegend und werden von Monstern und anderen Menschen attackiert.

Bestien lauern vor Caracas - ScreenshotBestien lauern vor Caracas - Screenshot

So vollzieht sich eine gewisse Dreiteilung in der Handlung. Teil 1 ist noch relativ oberflächlich was die Charaktere angeht und behandelt die Spannungen zwischen Kapitän und Besatzung. Im Mittelteil geraten die verschiedensten Charaktere aneinander, hier lassen sich gewisse persönliche Züge eindeutig erkennen und die Passagiere werden langsam aber sicher aus der Not heraus zu Lansens neuer Besatzung. Im letzten Teil muss sich dann die neu zusammengefundene Gemeinschaft miteinander gegen die Angreifer wehren. Dabei sind die Monster gar nicht mal so gefährlich, schlimmer sind da die Nachfahren spanischer Soldaten, die von einem Jungen im Teenageralter geleitet werden. Dabei ist es eigentlich sein Berater, der die Fäden in der Hand hat und sich unter eine Klu-Klux-Klan-mäßigen Haube versteckt. Sie sind in ihrer Gier und ihrem Machtdenken eine weitaus größere Bedrohung als die riesigen Bestien, die in dem Wasser lauern.

Auch wenn über die Vergangenheit der meisten Charaktere nicht viel bekannt gemacht wird, so wird doch zumindestens Lansen, Eva Peters und Harry Tyler ein wenig Freiraum zur Entwicklung gegeben. Zuerst ist Lansen relativ skrupellos was seine Schmuggelei angeht, später sorgt er doch dafür, dass sie alle zusammen überleben und versucht die Lage unter Kontrolle zu halten. Eva Peters Motive erscheinen im weiteren Verlauf als relativ tragisch, wobei man zu Beginn noch denkt, dass sie eine Diebin oder ähnliches ist. Harry Tyler ist der Unsympath der Gruppe. Anfangs ist er ständig betrunken und behindert alle, aber ab einem bestimmten Schlüsselerlebnis beginnt ein Umdenken. Hier ist es irgendwo wieder von Vorteil, dass sich zwei Drittel des Films mehr um die Charaktere und die Situation drehen und weniger auf Fantasy-Elemente zurückgegriffen wird.

Bestien lauern vor Caracas - ScreenshotBestien lauern vor Caracas - Screenshot

Unterm Strich verbleibt mit Bestien lauern vor Caracas ein nettes Trashfilmchen, das kleinere Längen besitzt und als Monsterfilm eher enttäuschend wirkt, aber für einen verregneten Nachmittag durchaus angenehme Unterhaltung liefert. Sein naiver Charme und der selbst für Hammer-Verhältnisse Mix von verschiedenen Elementen hebt ihn ein wenig von ähnlich gelagerten Fantasy-Streifen des britischen Studios ab. Diejenigen, die sich auf ein Monsterfestival freuen, die werden wohl angesichts der wenigen und nur recht kurz erscheinenden Riesenviecher nicht viel mit dem Film anzufangen wissen.

Der Film entstand unter der Regie von Michael Carreras, seines Zeichens damaliger Chef der Hammer Studios. Ursprünglich sollte Leslie Norman auf dem Regiestuhl sitzen und überwachte auch bereits die Pre-Production, erkrankte dann aber so schwer, dass Carreras seinen Platz einnehmen musste. Carreras drehte nur sehr wenige Filme, seine Hauptaufgabe bestand ja auch mehr in der Produktion der Werke. Zu seinen wenigen Regiearbeiten gehören unter anderem der 1963er Maniac, dessen Drehbuch Jimmy Sangster schrieb, The Curse of the Mummy's Tomb (Die Rache des Pharao), Prehistoric Women (Der Sklave der Amazonen) und Shatter.

Bestien lauern vor Caracas - ScreenshotBestien lauern vor Caracas - Screenshot

Eric Porter sah man für Hammer noch in dem 1971 entstandenen Hands of the Ripper (Hände voller Blut) und drehte relativ viel fürs Fernsehen. Hildegard Knef ist hierzulande ja bestens bekannt, zu ihren eher unbekannteren Auftritten in Genre-Produktionen gehören neben Bestien lauern vor Caracas der auch ebenfalls relativ unbekannte Witchery (Hexenbrut / Witchcraft - Das Böse lebt), in dem neben der Knef und Linda Blair sogar noch David Hasselhoff mitmacht! Suzanna Leigh stand sogar einige Jahre früher neben Elvis Presley in Paradise, Hawaiian Style (Südsee-Paradies) vor der Kamera, ist ebenfalls in dem vergnüglichen Deadlier than the Male (Heiße Katzen) zu sehen und war in Hammers Lust for a Vampire (Nur Vampire küssen blutig) vertreten. Nigel Stock war in der 1964 TV-Serie Sherlock Holmes der Dr. Watson. Der hier den 1. Offizier spielenden Neil McCallum war der Architekt in Dr. Terror's House of Horror (Die Todeskarten des Dr. Schreck). Dana Gillespie kann zwar durch ihre Oberweite, aber kaum durch ihr schauspielerisches Talent überzeugen, war aber mit einer Rollen in The People That Time Forgot (Caprona II) in einem thematisch ähnlichen Film nochmals vertreten gewesen. Heutzutage ist sie eine angesehene Blues-Sängerin und hat bereits mehr als 10 Alben veröffentlicht.

Die DVD von Anolis Entertainment kann leider bildtechnisch nicht ganz den Qualitätsstandard der anderen Filme aus der Hammer Edition halten, dies liegt aber vor allem wohl im gelieferten Master begründet, das scheinbar aus zwei verschiedenen Quellen zusammengestellt werden musste. Laut Booklet wurde der Film 1999 von William Lustig, heutzutage Chef des beliebten DVD-Labels Blue Underground, in seiner ursprünglichen Version restuariert, was die Unterschiede in der Bildqualität erklären würde. Beim Großteil der Szenen kann das Bild durch gute Schärfe und Kontrast begeistern, in den eingefügten Szenen gehen aber diese wichtigen Komponenten teilweise ganz schön baden. Außerdem gibt es dann auch ungewohnt viele Defekte und Verschmutzungen zu sehen. Daneben macht der Film es einer ordentlichen DVD-Kompression auch nicht gerade leicht. Sobald die gefährlichen Gewässer erreicht sind, werden viele Farbfilter eingesetzt und vieles spielt sich im Nebel oder in Dämmerlicht ab. Der Ton geht größtenteils in Ordnung, sowohl in der englischen als auch deutschen Fassung. Die nie in Deutschland synchronisierten Dialoge werden im Original mit Untertiteln gezeigt.

Bestien lauern vor Caracas - ScreenshotBestien lauern vor Caracas - Screenshot

An Extras gibt es den Trailer zum Film und zwei TV-Spots. Kernpunkt dürfte aber das über 50 Minuten lange Interview mit Eddie Powell sein, der im Film nur als Großinquisitor zu sehen ist, aber während seiner Zeit bei Hammer als Stuntman und Nebendarsteller arbeitete. Das Interview wurde 1998 beim "Festival of Fantastic Films" in Manchester aufgenommen und ist mit optionalen deutschen Untertiteln versehen worden. Hier wird nur wenig auf Bestien lauern vor Caracas eingegangen, sondern mehr auf seinen Einstieg ins Stunt- und Schauspielgeschäft, seine Arbeit als Double für Christopher Lee und welchen Gefahren er bei seiner Arbeit ausgesetzt war. Seine sympathische Ader und seine witzigen Erzählungen machen das Interview zu einem richtigen Vergnügen. Danach folgen noch zwei Bildergalerien, im Booklet hat Uwe Huber wieder einmal informative Liner Notes verfasst.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 16.11.2004

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann