Film Daten

Titel:
Clerks
Originaltitel:
Clerks
Land & Jahr:
USA 1994
Laufzeit ca.: ?
92 Min.
Regie:
Kevin Smith
Darsteller:
Brian O'Halloran
Jeff Anderson
Marilyn Ghigliotti
Lisa Spoonhauer
Jason Mewes
Kevin Smith
Scott Mosier
Walter Flanagan
Scott Schiaffo
Al Berkowitz
David Klein
Ed Hapstak
Pattijean Csik
Ernest O'Donnell
Kimberly Loughran
Alternativtitel:
Clerks - Die Ladenhüter
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Miramax
Label:
Miramax
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 91:35
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 5.1
Französisch - DD 5.1
Untertitel:
Englisch, Spanisch
Extras:
  • Clerks: The First Cut
  • Klassischer Audiokommentar (1995)
  • Audio- und Videokommentar (The First Cut)
  • Enhanced Trivia Playback (Kinofassung)
  • Clerks: The Lost Scene (animated)
  • Kurzfilm: The Flying Car
  • MTV Spots mit Jay & Silent Bob
  • Kinotrailer
  • Musikvideo: Soul Asylum - I Can't Even Tell
  • Restauration(Sound & Bild)
  • Original Clerks Auditions
  • Snowball Effect: The Story of Clerks
  • Mae Day: The Crumbling of a Documentary
  • 10th Anniversary Q&A Session
  • Snowball Effect Outtakes
  • Still Photo Gallery
  • Kevin Smiths Tagebücher
  • Articles and Reviews
  • DVD-Rom Content (Screenplay)

Clerks

(Ein Review von Frank Meyer)

Dante Hicks arbeitet im Quick Stop Minimarkt und eigentlich hätte er heute frei. Aber als er sich von seinem Chef dazu überreden lässt, für einige Stunden auf den Laden aufzupassen, nimmt das Schicksal seinen Lauf, und ein ganz normaler Tag im Leben eines Einzelhandelsangestellten eskaliert zur ausgewachsenen Lebenskrise…

Nicht genug, dass er mit den Unwägbarkeiten des Alltags und der nervigen Kundschaft zu kämpfen hat, ganz nebenbei erfährt er Dinge aus dem (Liebes-)Leben seiner Freundin Veronica, von denen er vielleicht doch lieber nichts gewusst hätte. Und dann rückt ihm auch noch die eigene unbewältigte Vergangenheit in Form von Ex-Freundin Caitlin zu Leibe. Doch wozu hat man schließlich beste Freunde, die einem zur Seite stehen? Kumpel & Kollege Randal aus der Videothek gegenüber macht die Sache für Dante zwar nicht unbedingt leichter, aber hat zumindest immer einen schlauen Spruch parat und kommentiert Dantes Leben manchmal treffsicherer als dieser das wahrhaben will.

Clerks - ScreenshotClerks - Screenshot

Clerks - Kevin Smiths gefeiertes Debüt und der erste Film seines Jersey-Zyklus (auch Jersey Chronicles genannt), den er mit Mallrats (1995) und Chasing Amy (1997) fortsetzte und ursprünglich mit Dogma (1999) abschließen wollte, auf den dann aber wiederum der Nachklapp Jay and Silent Bob Strike Back (2001) folgte. 10 Jahre, 4 Filme und eine Zeichentrickserie später ist für dieses Jahr nun doch ein "echtes" Sequel geplant, das in Originalbesetzung die weitere Leidensgeschichte von Dante und Randal erzählen soll: The Passion of the Clerks.

Mag sich Kevin Smiths Erstlingswerk optisch auch offensichtlich als billigste No-Budget-Komödie präsentieren, ist er zugleich nach wie vor der raffinierteste und wohl beste seiner Filme. Was hier an abgedrehten Dialogen und kuriosen Einfällen aufgefahren wird, ist einfach bemerkenswert. Und dort, wo andere geschwätzige Komödien irgendwann einfach nur noch so vor sich hin plätschern oder noch schlimmer sich in pseudointellektueller Verbalmasturbation verlieren, erreicht Clerks für einen Film, in dem eigentlich nur geredet wird, ein enormes Tempo. Dabei reichen ihm eine knappe handvoll Locations (fast ausschließlich in, auf und vor’m besagtem Quick Stop Supermarkt), um allein durch Wort- und Dialogwitz eine erstaunliche Dynamik zu entwickeln. Ohne jetzt zuviel über die Gesprächsinhalte verraten zu wollen, aber wo sonst bekommt man bspw. schon moralische Grundsatzdiskussionen zum Thema Star Wars geboten? Besagte Thematik hat übrigens in Amerika eine solche Popularität erreicht, dass George Lucas höchstpersönlich sie im Audiokommentar zur Episode II aufgegriffen hat. Außerdem beweist Clerks, dass die Diskussion darüber, wo genau „Sex“ im eigentlichen Sinne des Wortes anfängt, nicht erst im Zuge der Clinton-Lewinsky-Affäre geführt wurde. Oder wer weiß: vielleicht hatte der gute Bill den Film ja auch gesehen und sich unter Eid einfach daran erinnert!

Clerks - ScreenshotClerks - Screenshot

Darüber hinaus erweist sich Kevin Smith in seiner Funktion als Autor hier als treffsicherer Beobachter von allerlei menschlichen Schwächen und alltäglichen Unmöglichkeiten, mit denen man sich insbesondere als Angestellter im Service-Bereich mit Kundenkontakt tagtäglich konfrontiert sieht. Da Smith selbst zum Zeitpunkt der Dreharbeiten in eben jenem kleinen Supermarkt gearbeitet hat (er durfte nur außerhalb der Öffnungszeiten drehen, was auch den Handlungskniff mit den verschlossenen Rollos erklärt), ist es kein Geheimnis, dass das Drehbuch durch seinen persönlichen Erfahrungsschatz inspiriert worden ist.

Was ansonsten den inhaltlichen Verlauf angeht, ist eindeutig der Weg das Ziel. Dante lernt oder besser 'durchleidet' Lektionen für’s Leben und wir als Zuschauer mit ihm. Nicht dass es dabei keinen roten Faden in Form einer fortlaufenden Handlung geben würde, aber dank des episodenartigen Charakters ist Clerks einer der Filme, in den man eigentlich an jeder beliebigen Stelle einsteigen kann. Sei es um bei Gelegenheit nur kurz für ein paar Minuten reinzuschauen, oder um dann doch länger zu verweilen, wenn man wieder etwas Interessantes entdeckt hat. In gewisser Weise wie im kleinen Minimarkt um die Ecke. Und genau das ist der Stoff, aus dem Filme zum Immerwiedergucken gemacht sind - Kultfilme eben. Dazu passt dann auch, dass man aus jeder der diversen Zitatensammlungen, die man im Internet zum Film findet, fast problemlos das komplette Drehbuch wieder zusammenstellen könnte. Letztlich auch Beweis dafür, wie gut die einzelnen Teile bei aller Episodenhaftigkeit ineinander greifen. Unter diesem Gesichtspunkt steht Clerks mit seinen ausgefeilten, kreativ-pointierten Dialogen entsprechend eher in der Tradition klassischer Screwball-Komödien der 40er Jahre und nicht der zeitgenössischer Comedy-Kost - natürlich nicht was Ausdrucksweise und fucking Wortwahl angeht.

Clerks - ScreenshotClerks - Screenshot

Abgerundet wird das ganze durch einen famosen, perfekt passenden Soundtrack, der u.a. mit Beiträgen von Alice In Chains, Bad Religion, Jesus Lizard, Corrosion Of Conformity und Soul Asylum aufwartet, die stimmigerweise unter der Low Budget-Produktion auch in LoFi scheppern. Interessant ist hierbei, dass die Rechte für die verwendeten Songs, wie in verschiedenen Quelle zu nachzulesen ist, in etwa genauso teuer waren wie die gesamte übrige Produktion. Ein absolutes Novum in der Branche. Nun ist es aber nicht so, dass Smith die Lieder vorher ohne die Rechte zu haben verwendet hat, sondern ein Großteil erst nachträglich in den Final Cut eingefügt wurde, nachdem Miramax als Verleiher hinzugekommen war.

Clerks lieferte auch den Startpunkt für die mittlerweile recht beachtliche „Filmkarriere“ der Charaktere Jay & Silent Bob (gespielt von Jason Mewes und Regisseur Kevin Smith selbst), die nicht nur in den Folgefilmen (Mallrats, Chasing Amy, Dogma, Jay And Silent Bob Strikes Back) zum festen Repertoire gehören, sondern auch als Action-Figuren im Handel sind, als Comichelden ihr Unwesen treiben und es sogar im Verlauf der Jahre zu Cameo-Auftritten außerhalb des Smith’schen Jersey-Universums gebracht haben (Scream 3). In Clerks treten Jay & Silent Bob aber noch als vergleichsweise Randerscheinung auf, und ihre Auftritte beschränken sich vornehmlich auf Übergangssequenzen zwischen den eigentlichen Geschehnissen. Seine mittlerweile obligatorische Sprechszene mit der Gelegenheit zum weisen Sprüchlein bekommt Silent Bob aber auch hier schon. Mantel und Kappe fehlen auch nicht. Trotzdem wurde der typische Look und die überzeichnete Charakterisierung eher in Mallrats zu dem weiterentwickelt, wie man es aus den späteren Filmen kennt.

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Den Titel "göttliche Komödie“ verdient Clerks übrigens gleich im doppelten Sinn; denn Dante heißt naheliegenderweise genauso wenig zufällig so, wie der Film versehentlich in Segmente unterteilt ist: eine Anspielung auf die 9 Kreise der Hölle in Dante Alighieris "Divina Commedia“. Deren Schauplatz ist ja bekanntermaßen die Hölle, und als nichts anderes hat Kevin Smith seinerzeit den Quick Stop, seinen Arbeitsplatz, empfunden. Ein alltägliches Inferno, aus dem es für ihn kein Entkommen zu geben schien. Nach eigenen Angaben hat er erst jetzt, 10 Jahre später, erkannt, wie himmlisch die Zeit damals wirklich war und was er dem Laden rückblickend alles verdankt. Genau diese Erkenntnis ließ ihn zu dem Entschluss kommen, nun doch eine Fortsetzung zu drehen.

Um dieses kleine Meisterwerk wirklich zu würdigen, sollte man sich auch vor Augen führen, dass Clerks zusammen mit Richard Linklaters Slacker oder zuletzt The Blair Witch Project zur absoluten Speerpitze des erfolgreichen eigenproduzierten Low Budget-Filmmaking gehört und maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass immer wieder Independentfilmer den Mut fassen, eigene Projekte zu realisieren ("Was der Kevin kann, das kann ich auch!").

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Honoriert wurde dieses cineastische Talent, viel mit wenig zu erreichen, dann auch von Kritikerseite auf diversen Filmfestivals, wobei Kevin Smith 1994 mit u.a. Prämierungen in Cannes und auf dem Sundance Festival Auszeichnungen auf zwei der renommiertesten und wichtigsten Filmfeste überhaupt einheimsen konnte. Von der Nachahmung seiner existenzgefährdenden Vorgehensweise der Finanzierung rät Kevin Smith allerdings im Nachhinein absolut ab! Um die Produktionskosten von anfänglich (d.h. vor der Nachbearbeitung durch Miramax) etwa $25.000 Dollar aufbringen zu können, legte er sich etwa 10 Kreditkarten mit einem Limit von jeweils 2000 Dollar zu, verkaufte einen Großteil seiner Comicsammlung und setzte sein gespartes College-Geld ein - mit anderen Worten, er wäre finanziell ruiniert gewesen, wenn es nicht diesen wundersamen Verlauf genommen hätte.

Um Erstzuschauern die Überraschung angesichts all der verrückten Einfälle und schrägen Dialoge nicht zu versauen, gibt es alle Geheimnisse, Kuriositäten und Hintergrundinfos zum Film im abgetrennten Spoilerbereich, da man unmöglich darauf eingehen kann, ohne nicht so ziemlich jede Szene von vorne bis hinten durchzugehen.

Clerks - ScreenshotClerks - Screenshot

An dieser Stelle sollten also alle Clerks-Newbies in den nächsten Videoladen flitzen, den Film besorgen, ihn ansehen und erst dann HIER weiterlesen... ... mehr zum Film (Spoiler!) ...

Als Regisseur hat sich Kevin Smith 7 Jahre lang von 1994 bis 2001 ausschliesslich mit seinem Jersey-Zyklus beschäftigt. Das Ergebnis: Clerks (1994), Mallrats (1995), Chasing Amy (1997), Dogma (1999) und Jay and Silent Bob Strike Back (2001). Hinzu kommen eine (fast) gescheiterte Clerks-Zeichentrickserie sowie der Kurzfilm The Flying Car (2002). Und entgegen anderslautender Beteuerung glaubt keiner von Smiths Freunden, dass er die Jersey-Saga tatsächlich einmal endgültig abschließen wird. Im Audiokommentar zu Clerks äußert sich Kevin Smith z.B. noch im Zusammenhang mit dem von ihm gedrehten Videoclip zu Soul Asylums "I Can't Even Tell", dass nichts einem Clerks-Sequel näher kommen wird als das. Zum Glück wissen wir es 10 Jahre später besser...

2004 wagte er den ersten Versuch eines Kinofilms abseits der Chronicles, dessen zweifelhaftes Ergebnis sinnigerweise den Titel Jersey Girl trägt. Zumindest sagt Kevin hierbei die Erkenntnis gewonnen zu haben, dass er niemals wieder die Lebensabschnittsgefährtin eines seiner Hauptdarsteller mitspielen lassen wird.

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Seine Karriere als Darsteller beschränkt sich vor allem auf die bislang sechs (Kino-)Auftritte als Silent Bob (Clerks, Mallrats, Chasing Amy, Dogma, Jay and Silent Bob Strike Back, Scream 3), wobei der siebte wie erwähnt in Arbeit ist. Darüberhinaus trat er in Big Helium Dog (1999) sowie jeweils in Nebenrollen in Vulgar (2000), Dare Devil (2003) und Jeff Andersons Regiedeüt Now You Know (2002) auf.

Als Produzent war er da schon wesentlich umtriebiger: Neben kleinen Projekten wie Drawing Flies (1996), A Better Place (1997), einem Film von Smiths Kumpel Vincent Pereira, oder Vulgar (2000), fungierte er auch als Co-Producer beim Oscar-Abräumer Good Will Hunting (1997). Nach dem Flop mit Jersey Girl, steht 2005 wieder ganz im Zeichen der Ladenhüter und führt Smith mit The Passion of the Clerks zurück in den Bannkreis des Quick Stop. Für nächstes Jahr ist dann mit der Reporter-Krimi-Komödie Fletch Won der zweite Ausbruchversuch geplant. Außerdem wird vermeldet, er sei für das Script zur Kinoauflage des Serienkults The Green Hornet zuständig.

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Jeff Anderson (Randal Graves) war ja eigentlich nie ein Schauspieler und hat sich nach Clerks auch erst einmal aus dem Biz zurückgezogen. Nicht ganz freiwillig, wie man ehrlicherweise feststellen muss. Nach dem Verkauf von Clerks an Miramax kam es zu ziemlichen Spannungen zwischen ihm und Kevin Smith, bei denen es um eigenmächtige Vertragsverhandlungen von Anderson mit Miramax ging. Mit anderen Worten: Der gute Jeff versuchte mehr Geld aus der Sache herauszuschlagen als er von Kevin bekommen hatte. Glücklicherweise haben die beiden ihre Unstimmigkeit mittlerweile aber beigelegt. Dies dürfte aber wohl der Grund sein, warum er erst 1999 wieder als Waffenverkäufer in Dogma auftaucht. In den darauf folgenden Jahren spielte er noch zwei Nebenrollen in kleinen Produktionen (Love 101, Rennie's Landing), um dann in Jay and Silent Bob Strike Back seine Wiederauferstehung als Randal Graves zu feiern. 2002 versuchte er sich an einem eigenen Projekt, dem bereits erwähnten Now You Know. Buch, Regie, Hauptrolle: Jeff Anderson.

Brian O'Halloran (Dante Hicks) gehörte zu den wenigen Darstellern des Films, die tatsächlich über Schauspielerfahrung verfügten, wenn auch nicht beim Film, sondern auf der Bühne. In Smiths Folgefilmen tauchte er immer wieder in verschiedenen Rollen mit dem Nachnamen Hicks auf und spielte quasi jedes Mal einen Verwandten seines Clerks-Ausgangscharakters. Als Dante himself taucht er wie Anderson erst in Jay and Silent Bob Strike Back wieder auf. Eine völlig andere, ernstere Seite seines schauspielerischen Könnens durfte er in der Rolle des Vergewaltigungsopfers Flappy in Vulgar zeigen. Komödiantisch ging es dann wieder 2001 in Drop Dead Roses zu.

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Marilyn Ghigliotti verließ im Anschluss an Clerks die Jersey Chronicles um in Trash- und Winzfilmen wie Jacker 2: Descent to Hell (1996) oder Invasion for Flesh and Blood (1996) mitzumischen. Es folgten noch Nebenrollen in zwei anderen kleinen Produktionen, aber seit dem scheint sie ihre Kinokarriere an den Nagel gehängt zu haben. Lisa Spoonauer, ihre Konkurrentin im Wettrennen um Dantes Herz entschied sich im echten Leben für ihren späteren Ehemann und Randal-Darsteller Jeff Anderson. Als Schauspielerin tauchte sie wie Jeff nur noch in einigen kleinen Produktionen auf.

Am Interessantesten sind aber natürlich die Gastauftritte vieler Darsteller in den Folgefilmen von Kevin Smith, die sich nicht nur auf Brian O’Halloran, Jeff Anderson, Jason Mewes oder Smith selbst beschränken, sondern auch die Darsteller kleinerer Rollen wie die vom TransAm fahrenden Rick Derris einschließen. Offensichtlich erinnert sich Kevin Smith gerne an alte Weggefährten und lässt sie bei Gelegenheit kurz durch’s Bild huschen.

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Eine Kuriosität am Rande: Es gibt auch noch so etwas wie eine verschollene TV-Variante von Clerks, wobei es sich wohl um den traurigen Versuch einer Sitcom-Adaption handeln muss. Es gibt aber nur den Piloten, den außer den Verantwortlichen der ABC, Kevin Smith, Scott Mosier und Vincent Pereira niemals jemand gesehen haben soll. Letzteres ist wohl ein Gerücht. Fakt ist aber, dass keiner derjenigen, die das Material gesehen haben, etwas Positives zu berichten weiß. Kevin Smith hatte mit der Inszenierung absolut nichts zu tun, nur ein Teil der von ihm ersonnenen Charaktere fand Verwendung.

Regie führte ein Sitcom-Routinier namens Michael Lessac. Das Buch schrieb ein gewisser Richard Day, der seinen Karrierehöhepunkt wohl als einer der ausführender Produzenten der Michael J. Fox - Serie Chaos City (Spin City) erreicht hatte. Die Rolle des Randal übernahm Jim Breuer, der später einen der Schwachmaten in Half Baked (1998) gespielt hat. Dante wurde von einem gewissen Andrew Lowery verkörpert, der Nebenrollen in Color of Night (1994) oder dem alten Buffy-Kinofilm (1992) gespielt hat und den man nun wirklich nicht kennen muss.

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Beim Clerks-Logo vom Cover (im Film selbst ist die Titeleinblendung ja schlicht gehalten) handelt es sich übrigens um eine Collage aus folgendem Bildmaterial:

einem C der Cosmopolitan,

einem L des Life Magazine,

einem E des Rolling Stone,

einem R von einer Chipstüte der Marke "Ruffles",

einem K von der Verpackung eines "Clark"-Schokoriegels und

einem S von einer Süßzeugschachtel der Marke Coobers Candy.

Wer das also bei Gelegenheit nachbasteln möchte, dies wäre die Anleitung!

10 Jahre nach Veröffentlichung präsentiert Kevin Smith der Welt die wirklich ultimative DVD zum Phänomen, die X-Edition. Ein 3er Boxset, auf dem man wirklich alles findet, was es jemals zum Film gab. Disc 1 enthält zunächst einmal die Kinofassung von Clerks in nie gesehener Qualität. D.h. zwar nicht, dass der Film nun gestochen scharf wie eine aktuelle Großproduktion aussieht, aber wenn man wie ich bisher nur die Quali der alten VHS-Kassette kannte, kann man hier schon von einem richtigen Quantensprung sprechen. Auch der Ton ist um einiges kräftiger und klarer abgemischt, so dass es hier wirklich mit gespitzten Ohren viel Neues zu erlauschen gibt. Enthalten ist neben dem englischen Originalton auch noch eine französische Tonspur sowie spanische und englische Untertitel.

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Als Extras gibt es auf dieser Scheibe zunächst mehrere zuschaltbare Optionen, um tiefer in die Welt der Clerks einzutauchen. Da wäre zum einen der klassische Audiokommentar, den Kevin Smith zusammen mit einer ganzen Bande von Beteiligten (u.a. Scott Mosier, Walt Flanigan, Vincent Pereira, Jason Mewes) 1995 während der Dreharbeiten zu Mallrats für die damals anstehende Laserdisc-Veröffentlichung aufgenommen hat. Leider ist hier die Tonqualität nicht wirklich berauschend, so dass man sich zum Teil sehr konzentrieren muss, um dem Kommentar folgen zu können, insbesondere wenn irgendjemand im Hintergrund irgendetwas dazwischen plappert. Vom Informationsgehalt ist er aber natürlich erstklassig, wie man es von einem Audiokommentar-Fan wie Kevin Smith nicht anders erwarten würde. Eine weitere Option ist die Trivia-Variante, in der der Film laufend mit Info-Schnippseln unterlegt wird. Hier erfährt man dann so lustige Details wie z.B. das Clerks in Japan erst 2000, sechs Jahre nach dem US-Start veröffentlicht wurde, Kevin Smiths Top Five Lieblingsfilme (Do the Right Thing, A Man for all Seasons, JFK, Jaws, The Last Temptation of Christ) oder dass das Clerks-Tape die meist gestohlenste Leihkassette in den USA ist. Außerdem hat er hier die lexikalischen Definitionen für die Zwischentitel eingefügt.

Weitere Extras sind der Kurzfilm The Flying Car und die im Spoilerbereich ausführlicher vorgestellte "Lost Scene", die im Stil der Clerks-Zeichentrickserie animiert ist und die Geschehnisse auf der Beerdigungsfeier wiedergibt, die man bisher nur erahnen konnte. Entweder man sieht sie sich mit einleitenden Worten von Kevin Smith und Scott Mosier separat oder aber hat auf Wunsch die Möglichkeit, den Film direkt mit der eingefügten Szene anzusehen. Dafür wurde auf eine nette Spielerei zurückgegriffen: Der Cartoon ist zunächst s/w wie der Film und wechselt dann fließend in Farbe über. Wer also den vollen Informations-Overkill möchte, der kann sich Clerks auch gleich direkt im Trivia-Modus mit Audiokommentar und inklusive der Animated Lost Scene anschauen!

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Bei dem erwähnten The Flying Car handelt es sich um einen 2002 gedrehten Kurzfilm, der als Beitrag für die Jay Leno Show produziert wurde. Richtig schön im reduzierten All-Talking-Style (wenn auch in Farbe) mit den Original Clerks-Charakteren Dante und Randal, die über fliegende Autos diskutieren. Inhaltlich eine Art Mischung aus der Todesstern-Diskussion und dem Cousin Walter-Gespräch auf dem Weg zum Beerdigungsinstitut. Zugegeben, der Aufbau ist nicht ganz so flüssig wie damals, stattdessen gerade im Abschluss etwas gewollt, aber es ist trotzdem schön, die beiden Ladenhüter wieder gemeinsam in Aktion zu sehen. Dazu gibt es selbstverständlich auch eine Einleitung von Kevin Smith.

Das war aber längst noch nicht alles. Hinzu kommen die acht alten MTV Spots mit Jay & Silent Bob, der Kinotrailer, das von Kevin Smith gedrehte Musik-Video zu Soul Asylums "I can't even tell" und eine Extra-Section, die sich eigens mit der Bearbeitung des Films für diese Special Edition befasst; bestehend aus zwei Beiträgen zur Restauration von Bild und Ton mit Scott Mosier und David Klein sowie einer Einleitung von Kevin Smith speziell zur qualitativ aufgemotzten Version. Ein echtes Highlight (remember: wir reden hier immer noch von der ersten von insgesamt drei DVDs!) ist das Archivmaterial der Vorsprechen von Brian O'Halloran (Dante), Jeff Anderson (Randal), Marilyn Ghigliotti (Veronica) und Ernie O'Donnell (Rick Derris). Abgerundet wird die erste Disc durch einen DVD-Rom-Part mit dem ersten Entwurf des Drehbuchs und einen Sneak Peek-Bereich, in dem man sich die Trailer zu Clerks Uncensored (die Animationsserie), Chasing Amy, Jay and Silent Bob Strike Back, Jersey Girl sowie einen Imagetrailer zum 25-jährigen Miramax-Jubiläum ansehen kann.

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Kommen wir nun zu Disc 2, die sich dem ursprünglichen 105-Minuten-Cut von Clerks widmet, also so wie Kevin Smith und Scott Mosier ihn damals eigenhändig im Videostore zusammengeschnitten haben und er seine Erstaufführung erlebt hat. Zur Einleitung gibt es - wie kann es anders sein - wieder einmal einführende Worte. Die Urfassung kommt zudem mit einem eigenständigen, weiteren Audiokommentar, der extra für die DVD produziert wurde und mit fast der kompletten Besetzung (abgesehen von den beiden weiblichen Hauptdarstellern) aufwarten kann. Informativer ist natürlich der Classic Commentary zur Kinofassung, aber man merkt den Beteiligten die gute Laune beim Wiederansehen des Films an (und kann sie über die Angle-Option sogar dabei beobachten!). Die Unterschiede zur von Miramax überarbeiteten Kinofassung sind bei weitem nicht so gravierend wie es die fast 15 Minuten Laufzeitunterschied vielleicht vermuten lassen. Und ich würde wirklich unterschreiben, dass der Film ohne Abstriche durch die Änderungen gewonnen hat. Insbesondere die Dynamik ist in der gestrafften Version einfach besser, was nicht allein auf den Soundtrack zurückgeht, der hier teilweise noch anders und reduzierter ist. Überhaupt wurde hier nichts nachbearbeitet, um den rauen Charme nicht zu verfälschen. D.h. die Bildqualität ist schon ziemlich dürftig, das Bild ist alles andere als reich an Details und der Film kommt im Vollbild.

Der gravierendste Unterschied ist und bleibt natürlich der Schluss mit dem bitterbösen Überraschungsende. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: An der Stelle, wo die Kinofassung aufhört und der Abspann beginnt, folgt hier ein völlig Bruch, der durch das rotierende Cherry Fruit Pie-Windspiel, das wir auch aus der neuen Fassung kennen, eingeleitet wird. Die Szene beginnt mit einer subjektiven Kamerafahrt a la Halloween, wir hören das leise Wehen des Windes und nähern uns von außen der Ladentür. Der vermeintliche Kunde, der uns hier in Thrillermanier vorgestellt wird, betritt den Laden und ohne größere Umschweife wird Dante erschossen. Ist das ein künstlerisch wertvoller Bruch, der aus Marketing-Gründen herausgenommen wurde? Ich würde sagen 'nein', hier sind eher in der Originalversion die Pferde mit Kevin Smith durchgegangen. Dieser von ihm selbst als "Spike Lee"-Ende bezeichnete Schluss passt einfach vorne und hinten nicht, so dass dies aus meiner Sicht ausnahmsweise eine vom Verleih umgeschnittene Version ist, für die man dankbar sein darf. Außerdem: Wie hätte das ein Start in die Jersey Chronicles werden können?!

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Disc 3 ist eine reine Bonus-Scheibe vollgepackt mit weiteren Extras. Zentraler Gegenstand ist die absolut geniale Dokumentation "Snowball Effect", die die Entstehungsgeschichte des Films und das Clerks-Phänomen insgesamt nachzeichnet, und vor allem die Hintergründe der Beteiligten, ihre Beziehungen zueinander. Ernsthaft, die Entwicklung mit all ihren Auf's und Ab's, Erfolgen und Rückschlägen ist 90 Minuten Unterhaltung pur und würde locker genug Material für einen abendfüllenden Spielfilm liefern. Ebenfalls enthalten: Mae Day - The Crumbling of a Documentary, das erste Resultat der Zusammenarbeit zwischen Mosier und Smith während ihrer kurzen Zeit an der Filmhochschule. Den perfekten Abschluss der 10th Anniversary Edition bildet eine Q&A-Runde, die anlässlich des zehnjährigen Jubiläums stattgefunden hat und noch einmal fast alle Darsteller in entspannter Runde auf einer Bühne versammelt. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich mit "Snowball Effect"-Outtakes, einer umfassenden Bildergalerie, Artikeln, Reviews und Kevins Tagebucheinträge zum Thema Clerks die Überdosis geben. Mehr geht nicht. 1+ mit Sternchen.

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 02.02.2005
Letzte Textänderung: 07.04.2005

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