Film Daten

Titel:
Dogma
Originaltitel:
Dogma
Land & Jahr:
USA 1999
Laufzeit ca.: ?
130 Min.
Regie:
Kevin Smith
Darsteller:
Linda Fiorentino
Matt Damon
Ben Affleck
Alan Rickman
Chris Rock
Jason Mewes
Kevin Smith
Salma Hayek
Jason Lee
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Columbia/Tristar
Label:
Columbia/Tristar
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 124:36
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 5.1
Englisch - Dolby Surround
Französisch - Dolby Surround
Spanisch - Dolby Surround
Untertitel:
Englisch, Französisch, Spanisch
Extras:
  • Cast and Crew Commentary
  • Second Technical Commentary
  • Follow the Buddy Christ Bonus
  • Storyboards
  • 100 Minuten Deleted Scenes
  • Outtakes
  • Jay & Silent Bob' Secret Stash Spot
  • Talent Files (Bio- und Filmographien)
  • Kinotrailer

DVD Daten

DVD Cover - Kinowelt
Label:
Kinowelt
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 / 122:52
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Englisch - DD 5.1
Untertitel:
Deutsch, Englisch
Extras:
  • Kinotrailer (dt./engl.)
  • Interviews mit Kevin Smith, Linda Fiorentino, Ben Affleck und Salma Hayek
  • 11 Trailer zu anderen Filmen der Hauptdarsteller

Dogma

(Ein Review von Frank Meyer)

Bartleby (Ben Affleck) und Loki (Matt Damon) sind als gefallene Engel von Gott dazu verdammt, die Ewigkeit in Wisconsin zu verbringen - es sei denn, es gelingt ihnen, sich ein Schlupfloch im himmlischen Recht zunutze zu machen: den Generalablass. Einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nämlich einer Kirchweihe in New Jersey, auflaufen und die bösen Buben sind mit einem Schlag all ihre Sünden los. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass ihre Rückkehr in den Himmel die Unfehlbarkeit Gottes und somit die Existenz insgesamt in Frage stellen würde.

Ohne ihr zu sagen, dass sie der letzte Nachkomme des Erlösers Jesus Christus ist, betraut die Stimme des Herrn (Alan Rickman) ausgerechnet die mit ihrem Glauben hadernde Abtreibungsberaterin Bethany Sloane (Linda Fiorentino) mit der Aufgabe, die drohende Apokalypse zu verhindern. Unterstützt wird sie auf ihrer Mission vom 13ten Apostel (Chris Rock), einer Muse mit Schreibblockade (Salma Hayek) und den ungewöhnlichsten Propheten, die je im Namen des Herrn unterwegs waren: Jay & Silent Bob.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Kevin Smith goes Epic. Nach seinem episodenartigen Kammerspiel mit Clerks, einer Schnupperstunde im Big Business mit Mallrats und der cineastischen Selbsterfahrung namens Chasing Amy, wagte er sich an die Realisation seines ersten wirklich großen Filmprojektes. Dabei reichen die Wurzeln von Dogma, wie den Endcredits seines Debüts unzweifelhaft zu entnehmen ist, bis in die Entstehungszeit von Clerks zurück.

Schon während seiner Stippvisite auf der Filmhochschule bastelte er an einem Drehbuch mit dem Titel "God", aus dem sich mit der Zeit das Dogma-Skript entwickeln sollte. Zu den Kernstücken gehörten bereits damals der 13te Apostel, die Muse und der Generalablass - eine Möglichkeit der Sündentilgung, die den kleinen Kevin schon in Kindertagen fasziniert hat. Nach einigen entscheidenden Entwicklungsschritten, in denen sich der Arbeitstitel von God zu Dogma änderte, mutierte die Bethany-Figur zunächst vom männlichen Highschool-Schüler zu weiblichen Stripperin und schließlich zur Beraterin in einer Abtreibungsklinik, deren Rolle ursprünglich Smiths damalige Freundin Joey Lauren Adams übernehmen sollte. Doch dann kam alles anders (siehe Chasing Amy-Review) und nach beruflichen und privaten Rückschlägen landete sein cinematographisches Glaubensbekenntnis zunächst in der Warteschleife.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Aber die zusätzlichen Lehrjahre haben sich letzten Endes bezahlt gemacht! Denn mit Dogma gelingt es Kevin Smith erfolgreich seinen persönlichen Stil auf die "epische" Breite des großen, teuren Kinos zu übertragen. Und wenn man sich rückblickend die formalgestalterischen Schwächen von Mallrats ansieht, dann darf man durchaus bezweifeln, dass dies 1995 bereits so gut funktioniert hätte. Auf jeden Fall wurde die Geduld des View-Askew-Teams schließlich durch ihr bisher bestes Einspielergebnis mit über 30 Millionen US-Dollar allein in der Vereinigten Staaten belohnt. Somit lag Produzent Scott Mosier wohl goldrichtig, als er seinerzeit vorschlug, mit der Umsetzung von Kevins Dogma lieber noch zu warten.

Und nicht nur Regisseure durchlaufen Reifeprozesse. Dogma ist ebenfalls ein guter Beweis dafür, wie Drehbücher von einer ausreichenden Entwicklungszeit profitieren können. So ließen die ersten Entwürfe trotz einiger netter Einfälle in weiten Teilen noch die Klasse des Endergebnisses vermissen. Und im Kontrast zum fast ausschließlich episodenorientierten Clerks präsentiert sich Dogma mit einem in sich geschlossenen, geschickt strukturierter Handlungsverlauf inklusive einiger wie ich finde überaus kreativer Wendungen und Ideen (z.B. der John Doe Jersey-Plot oder die Jesus=Einzelkind-Logik). Auch wenn das Resultat um einiges glattpolierter daherkommt als die Vorgänger, in Verbindung mit den nach wie vor vorhandenen Smith'schen Dialogen ergibt sich ein Film, an dem sowohl Fans der ersten Stunde wie auch der gemeine Durchschnittszuschauer Gefallen finden kann. Eine Einschätzung, die sich angesichts des großen Erfolgs bestätigt.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Stichwort Kontroversen. Es sollte nicht überraschen, dass Dogma schon im Vorfeld der Veröffentlichung den Unmut verschiedener religiöser Vereinigungen auf sich gezogen hat. Jeder Film, der sich in irgendeiner unorthodoxen Art und Weise einer religiösen bzw. kirchlichen Thematik annimmt, läuft natürlich zwangsläufig Gefahr im Namen des Herrn von Moralaposteln verhackstückt zu werden.

Interessant ist nur, dass die Mehrzahl der Kritiker in ihrem missionarischen Übereifer etwas entscheidendes Übersehen zu haben scheint (so sie ihre Informationen nicht eh nur vom Hörensagen hatten), und zwar den tiefgläubigen Grundtenor des Films. Man kann Kevin Smith sicherlich was die Form seines Glaubensbekenntnisses angeht einiges vorwerfen, aber ganz bestimmt nicht, dass er sich über Religion und Glaube an sich lustig macht. Ganz im Gegenteil: Er legt seinem Film ein religiöses Selbstverständnis zugrunde, baut die komplette Handlung darauf auf und nimmt damit genau genommen den Glauben so ernst wie lange kein Kinofilm vor ihm - und nach ihm höchstens noch Mel Gibsons Passion of Christ (...und ich erlaube mir hier kein Urteil, welche Variante vorzuziehen ist).

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Natürlich, Blasphemie definiert sich letztlich immer in Abhängigkeit von der Glaubensauffassung jedes Einzelnen, und ich bin mir relativ sicher, meine Oma hätte die Wortwahl von Jay und Rufus ebenfalls ziemlich unfein gefunden, aber davon abgesehen strahlt Dogma eine christliche Grundauffassung aus, an der sich im Grunde eher Atheisten als Katholiken stören sollten. Also vielleicht doch lieber mal in bester Buddy Christ-Manier entspannt ein Auge zudrücken! Die Statue steht übrigens mittlerweile als Deko-Objekt in Jay & Silent Bob's Secret Stash, Kevin Smiths hauseigenem Comic- und Mechandising-Laden in Red Bank, New Jersey.

Da der Film nach der Tragödie von Columbine auf ein sensibilisiertes Publikum und vor allem auch auf ein sensibilisiertes Filmbusiness traf, gab es übrigens auch einige Diskussionen um den von vielen als zu hoch empfundenen Gewaltanteil. Von Seiten Kevin Smiths wurde zwar immer wieder betont, dass die meisten dieser Handlungen (insbesondere die mit hohem Realitätsbezug wie z.B. das Prügeln mit Hockeyschlägern) Offscreen stattfinden, aber nichtsdestotrotz muss man tatsächlich sagen, dass der Blutspritzfaktor für eine Komödie schon überdurchschnittlich hoch liegt. Bartleby und Loki sorgen doch für das eine oder andere Blutbad und am Ende gibt es sogar einen Effekt den man nur unwesentlich realistischer aus Cronenbergs Scanners kennt - wenngleich es dort natürlich nichts mit Gottes Gnaden zu tun hatte. Selbstverständlich ist das nichts was einen grundsätzlich beunruhigen müsste, allerdings auch nicht unbedingt die richtige Unterhaltung für die ganz Kleinen.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Aber vom Drumherum noch mal zurück zum Film selbst und seinen Qualitäten. In Dogma gelingt es Kevin Smith erstmals Tempo & Timing seiner Dialoge auch auf die Szenengestaltung zu übertragen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Szene des hervorragend agierenden himmlischen Duos im Konferenzsaal des Mooby-Konzerns, bei dem die dynamischen Bewegungsabläufe von einer geschickten Schnittfolge unterstrichen werden. Dabei wurde die Sequenz eigentlich gleich in doppelter Hinsicht gekürzt. Zum einen hatte Smith ursprünglich geplant Lokis Racheakt im John Woo-Style direkt zu zeigen, zum anderen wurde auch von den gedrehten Aufnahmen des resultierenden Blutbads noch einiges weggeschnitten. Das gibt es dann aber auf der Special Edition in den Deleted Scenes zu bewundern.

Überhaupt kann man Damon und Affleck zu ihrer gelungenen Vorstellung gratulieren, mit der sie, ohne die Leistung der anderen Darsteller schmälern zu wollen, den Film fast schon allein tragen. Ganz groß auch Ben Afflecks improvisierter Versuch ein bisschen Deutsch einzubauen (in der Originalversion!). Nur leider bekam er da etwas durcheinander und machte aus Silent Bob kurzerhand einen Schüler Bob. Toll, dass Kevin Smith es trotzdem dringelassen hat.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Ein kleines Negativ-Beispiel gibt es natürlich auch, und zwar in Form dieses merkwürdig missglückten Gags mit den herumzuckenden Blicken der Protagonisten, während der Golgathaner Offscreen die Gang aufmischt. Originell wär's zwar eh nicht gewesen, aber wenn man so ewas schon macht, dann sollten die Blickrichtungen auch wirklich 100% synchron sein. Wie es besser geht zeigten Sam Raimi und Bruce Campbell seinerzeit im zweiten Evil Dead-Film (Evil Dead 2, 1987).

Clerks Revisited: Kevins Markenzeichen.

Natürlich soll auch für Dogma nicht darauf verzichtet werden, kurz auf die klassischen Markenzeichen von Regisseur Kevin Smith einzugehen, die da wären Star Wars, Jaws und Hockey & Comics. Als Star Wars-Gag hat der gute Kevin dieses Mal eine Hommage an die Space-Bar-Szene zusammengebastelt. Hier ist es Bethany die quasi als Obi-Wan-Ersatz Jay & Silent Bob als Begleiter anheuert. Jay übernimmt dann auch direkt in der Szene die Erklärung und outet Bob als Chewbacca und sich selbst als Han Solo.

Als ich den Film im damals im Kino gesehen hab, hatte ich mich schon gewundert, wo sich denn wohl der obligatorische Verweis auf Jaws (1974) verstecken würde. Kevin wird den Film doch nicht am Ende über haben? Nun, es gibt bestimmt auch noch irgendwo in der Endfassung die eine oder andere kleinere Anspielung, die mir entgangen ist, aber die diesbezüglich wesentlichste Szene fiel dieses Mal dem Schneidetisch zum Opfer; denn in den Deleted Scenes findet sich eine Sequenz, in der Jay mit der Bischofsmütze die Rückflosse vom weißen Hai imitiert. Damit wäre das also auch geklärt.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Trademark "Hockey" ist hingegen trotz einiger Deleted Scenes kaum zu übersehen. Hier sind es Azraels Skater-Schwadrone, die als böse Hockey-Buben die Straßen unsicher und Bethany und den Propheten das Leben schwer machen. Comic-Helden und Artverwandtes schummeln sich auch ein ums andere Mal ins Bild. Sei es als Hellboy-Shirt von einem der Prügelbrüder oder während Azrael Unterredung mit den beiden gefallenen Engeln in der Spielwarenabteilung.

Zum Mitraten und Testen des eigenen Filmwissens laden dieses Mal u.a. Anleihen und Hommagen an James Bond, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989), Karate Kid (1984), Das Tier (The Howling, 1981) sowie etliche John Hughes-Verweise (Sixteen Candles, The Breakfast Club, Pretty in Pink) ein. Außerdem outet sich Kevin Smith als Fan der Serienklassiker Hulk ("Don't make me angry!"), Der 6 Millionen Dollar Mann ("She can make you better, stronger, faster!) und der Bruce Lee-Serie The Green Hornet. Und ganz zum Schluss präsentiert er dann noch einen (Vor-)Abspann a la John Landis in bester Blues Brothers-Tradition. Mit der für Dogma angefertigten Zug-Kulisse lief es dann aber genau andersherum; die wurde nämlich für M. Night Shyamalans Unbreakable (2000) recycled.

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Und wie sieht es mit Smiths Hang zu Gastauftritten alter Bekannter aus? Seine alten Freunde Bryan Johnson und Walter Flanigan (aka Steve Dave und Walt the Fanboy), die wir bisher schon als Inhaber des Comic-Ladens in Mallrats kannten, sind als Abtreibungsgegner unterwegs, wobei Bryan auch noch eine namentlich Referenz als Figur aus Bethanys Vergangenheit bekommt. Produzent Scott Mosier hat einen Auftritt als ehebrechender Seemann im Bus. Guinevere Turner, die wir aus Chasing Amy als lesbische Freundin von Alyssa Jones kennen, taucht kurz als Fahrkartenverkäuferin auf. Dwight Ewell, der im letzten Film noch als tuntiger Comic-Zeichner Hooper X unterwegs war, mimt den Anführer der Gang im Stripclub. Usw. Die Liste ließe sich noch ewig fortsetzen. So versteht es sich im Grunde fast von selbst, dass es in den Anfangssequenzen im Flughafen und in der Kirche nur so vor Freunden und Bekannten wimmelt.

Eine besondere Nennung verdienen aber die Gastauftritte der beiden Ur-Ladenhüter Dante (Brian O'Halloran) und Randal (Jeff Anderson), insbesondere weil es für Anderson nach den Unstimmigkeiten zwischen ihm und Kevin Smith (siehe Clerks-Review) die Rückkehr ins View Askewniverse bedeutete. In Dogma ist er als Verkäufer im Waffenladen zu bewundern. Brian O' Halloran spielt traditionell wie schon in Mallrats und Chasing Amy einen Verwandten seines Dante-Charakters aus Clerks. Dieses Mal tritt er als TV-Reporter Grant Hicks auf, der Live vom Schauplatzes der Apocalypse berichtet.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Nur so nebenbei sei noch erwähnt, dass sich das Team bei den Aufnahmen des großen Finales auch noch über einen externen Besucher am Set freuen durfte. Und wer könnte das wohl gewesen sein, wenn es um Spezialeffekte am Standort Pittsburgh dreht? Effektguru Tom Savini!

Zitat

Metatron: You tell someone you're a Metatron, they stare at you blankly. You mention something out of a Charlton Heston movie and suddenly everyone is a theology scholar!

Auf die besondere Beziehung zwischen Ben Affleck und Kevin Smith bin ich ja bereits im Review zu Chasing Amy eingegangen. Auch in diesem Fall war er eine treibende Kraft hinter dem Projekt, seit er mehr oder weniger als Dreingabe zum Chasing Amy-Skript die ersten Seiten des Drehbuchs zu lesen bekommen hatte. Für die Rolle des Bartleby hat er sich denn auch prompt selbst vorgeschlagen. Als sein Weggefährte Loki hatte beide eigentlich Jason Lee im Kopf, aber da der aus Termingründen keine Hauptrolle übernehmen konnte, gab Kevin Smith Lee den Azrael-Part, baute die eigentlich nur als Schattenwesen geplante Figur für ihn aus und Matt Damon übernahm die Rolle des Loki. Anders als zu Mallrats-Zeiten, als Kevin Smith noch gegen den Widerstand des Studios um die Partizipation von Jason Mewes kämpfen musste, war er zu diesem Zeitpunkt natürlich über jeden Zweifel erhaben und von vorneherein als Jay gesetzt.

Neu in der View-Askew-Familie sind u.a. Salma Hayek (Serendipity) und Alan Rickman (Metatron). Salma, die hier einmal mehr ihr komisches Talent unter Beweis stellen darf, wurde von Regie-Spezi Robert Rodriguez (Desperado, Irgendwann in Mexico) fürs Kino entdeckt. Er besetzte sie erstmals 1994 für die weibliche Hauptrolle in seinen tollen TV-Film Roadracers (dt.: Bad Boys Never Die) und blieb ihr bis heute treu - oder besser umgekehrt, wenn man die Karriereentwicklung berücksichtigt. Mit der Szene im Striplokal liefert sie dann auch ganz nebenbei so etwas wie die Antithese zu ihrem unvergesslichen Auftritt als Santanico Pandemonium im Titty Twister (From Dusk Till Dawn, 1996).

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Alan Rickman kommt ursprünglich als renommierter Shakespeare-Darsteller vom Theater. Der breiten Öffentlichkeit fiel er aber wohl erst 1988 als Stirb Langsam-Bösewicht Hans Gruber (Die Hard, 1988) auf, eine Rolle auf die er sich heute nur ungern festlegen läßt. Zu seinen weiteren Kinoerfolgen zählen so unterschiedliche Filme wie Robin Hood - König der Diebe (1991), Sinn und Sinnlichkeit (Sense and Sensibility, 1995) und die Star Trek-Parodie Galaxy Quest (1999). Aktuelle Projekte von Rickman sind die Literaturverfilmungen The Hitchhiker's Guide to the Galaxy nach Douglas Adams und die lang erwartete Süskind-Adaption Das Parfüm, bei der Tom Tykwer auf dem Regiestuhl sitzt. Seit 2001 ist er als durchtriebener Zauberer Severus Snape in den Harry Potter-Filmen unterwegs (beinahe im Metatron-Look!), eine Rolle mit der er vermutlich alt werden könnte.

Tja, aber wen besetzt man als Gott? Ursprünglich waren mal Holly Hunter und Emma Thompson im Gespräch, aber als erstere absagte und letztere sich für eine Babypause entschied, musste umgeplant werden, mit dem Ergebnis, dass Kevins Bekannte Alanis Morissette die Rolle übernahm. Ein Glücksgriff! Die eh schon leicht esoterisch angehauchte Sängerin ist wirklich perfekt für den Part, weil sie gar nicht erst versucht, die Rolle zu füllen. Sie ist einfach da - und das dürfte meiner Vorstellung von Gott am nächsten kommen.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Gott inkognito alias John Doe Jersey wird übrigens von niemand geringerem Bud Cort gespielt, den sicherlich viele noch als damals jungen Senioren-Liebhaber in Hal Ashbys Klassiker Harold und Maude (1971) in Erinnerung haben dürften. Andere aus Sicht des Genrefans interessante Auftritte von Herrn Cort gab's u.a. in Tobe Hoopers Invasion vom Mars-Remake (Invaders from Mars, 1986) oder Wim Wenders The Million Dollar Hotel (2000). Außerdem durfte er 1987 für den TV-Film Bates Motel kurzzeitig in die Fußstapfen von Anthony Perkins treten (auch wenn aus der geplanten Serie dann zum Glück nichts geworden ist!). Zuletzt stand er gemeinsam mit Chasing Amy-Star Joey Lauren Adams für The Big Empty (2003) vor der Kamera und ergatterte eine Rolle in Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic with Steve Zissou, 2004), dem aktuellen Film des hochgehandelten Wes Anderson (The Royal Tenebaums, 2001).

George Carlin (Kardinal Glick) gehört zum US-Comedy-Urgestein und sein Auftritt hier oder später in Jay & Silent Bob Strike Back ist etwa wie ein deutscher Gastauftritt von Dieter Hallervorden oder Karl Dall zu werten. Er war bspw. der erste Host des TV-Klassikers Saturday Night Live. Seine Filmographie ist verglichen mit seiner Fernsehkarriere zwar überschaubar, hat aber nichtsdestotrotz einiges zu bieten. Z.B. Nebenrollen in Car Wash (1976) und Herr der Gezeiten (The Prince of Tides, 1991). Zu seinen bekanntesten Rollen gehört sicher die des zeitreisenden Chaotenbetreuers Rufus in den beiden Bill & Ted-Filmen (aloha 13ter Apostel!). Kevin Smith blieb er in Jay & Silent Bob Strike Back und auch Jersey Girl treu.

Zitat

Bethany: Jesus didn't have any brothers or sisters. Mary was a virgin.
Rufus: Mary gave birth to Christ without having known a man's touch, that's true. But she did have a husband. And do you really think he'd have stayed married to her all those years if he wasn't getting laid? The nature of God and the Virgin Mary, those are leaps of faith. But to believe a married couple never got down? Well, that's just plain gullibility.

Linda Fiorentino hatte ihren ersten Auftritt in Crazy for you (Vision Quest, 1985), einem typischen 80er-Film. Im gleichen Jahr drehte sie mit Martin Scorsese Die Zeit nach Mitternacht (After Hours, 1985). Ihre bekannteste Rolle ist aber wohl die der Agentin L in Barry Sonnenfelds Men in Black (1997). Die Zusammenarbeit mit Kevin Smith war wohl nicht so dolle, und im Audiokommentar offenbart Smith sogar im Nachhinein den Wunsch doch lieber Janeane Garofalo (200 Cigarettes, Reality Bites), ihre Kollegin in der Abtreibungsklinik-Szene, für die Hauptrolle besetzt haben zu wollen. Aber egal ob diese gewisse Skepsis im Blick von Frau Fiorentino ihrer Schauspielkunst oder schlichter Zickigkeit und innerem Widerstand gegen ihren Regisseur zu verdanken ist, letztlich passt es natürlich perfekt zu ihrer Rolle im Film. Und hey, auf diese Weise hat schon der große Kubrick seinen Filmen diesen gewissen realistischen Touch verliehen...

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Die drei Teufels-Kiddies gab hier zwar nicht alle ihr Schauspiel-Debüt, sind aber trotzdem so etwas wie das schwächste Glied in einer starken Kette. Ihre Qualifikation bestand laut Kevin Smith vor allem in ihrem Wohnort Pittsburgh und der Fähigkeit Rollerblades fahren zu können. Barrett Hackney hatte anschließend nur noch eine Nebenrolle in der verkorksten John A. Russo-Produktion Children of the Living Dead (2001). Kitao Sakurai war vorher schon in einem kleinen Part im dritten Teil der Best of the Best-Reihe zu sehen und durfte in einem TV-Film zumindest schon mal an der Seite von George 'Sulu' Takei spielen, verlegte sich im Anschluss an Dogma aber auf's Regie-Fach und drehte bis dato zwei eigenproduzierte Kurzfilme.

Der Soundtrack stammt übrigens von Altmeister Howard Shore, seines Zeichens Hauskomponist von Ausnahmeregisseur David Cronenberg und Musicman des Oscar-gekrönten Scores zu Lord of the Rings. Im Gespräch war auch Tim Burton-Spezi Danny Elfmann, der sich nach der Vorführung des Rohschnitts aber gegen den Auftrag entschied.

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Die Special Edition US-DVD kommt im schön gestalteten Pappschuber, wobei das Inlay der extrabreiten Doppelhülle optisch einer ledergebundene Bibel nachempfunden ist. Nice. Einzig das Menükonzept kann nicht wirklich überzeugen. Der an die Kontroversen angelehnte Gag mit der moralpredigenden Hausfrau, die vom Konsum des Films dringend abrät, ist zwar durchaus gelungen, allerdings hat zumindest mich das doch eher schlichte und trotzdem unübersichtliche Mooby-Design nicht vom Hocker gehauen.

Die Bildqualität ist hervorragend und sollte auch höchsten Ansprüchen gerecht werden. Der Filme wurde auf Extended 35mm Material gedreht, was sich insbesondere in den schnellen oder dunklen Szenen in einer sehr guten Bildschärfe niederschlägt.

Was den Ton angeht ist Dogma zwar nicht der erste Smith-Film, der eine 5.1-Mischung abbekommen hat, aber er ist der erste, dem auch tatsächlich ein entsprechendes Sounddesign zugrunde liegt - für das sich übriges die gleiche Crew (Skywalker Sound) verantwortlich zeichnet, die auch an den Star Wars-Filmen gearbeitet hat. Passend zum epochalen Charakter der Handlung.

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Das auf einer Extra-Disc gelieferte Bonusmaterial fällt mit 100 Minuten an Deleted Scenes plus Outtakes ebenfalls angemessen aus. Außerdem gibt es den Kinotrailer, einen Werbespot für Kevins Comic- und Merchandising-Laden Jay & Silent Bob's Secret Stash sowie Bio- und Filmographien und im Booklet einen kleinen Aufsatz mit Hintergrundinfos zur Entstehung und den Kontroversen um Dogma. Das einzige, was ich bei der Special Edition schmerzlich vermisst habe, ist die Doku Judge Not: Defending Dogma.

Die Krönung ist wiedermal ein überaus informativer View Askew-Audiokommentar, genau genommen sogar zwei: Eine Tonspur mit Cast und Crew (Jason Lee, Ben Affleck, Vincent Pereira, Kevin Smith, Scott Mosier und Jason Mewes) sowie eine weitere mit einer ausführlichen filmtechnischen Extra-Runde, wiederum gehostet von Kevin und Scott. Viel mehr geht nicht.

Dogma - ScreenshotDogma - Screenshot

Ganz anders dagegen die deutsche DVD von Kinowelt, bei der nicht nur einiges mehr gehen könnte, sondern müsste! Die Bild- und Tonqualität ist in Ordnung und mit der US-Scheibe vergleichbar - ganz im Gegensatz zur übrigen Ausstattung. Es wurden zwar eine ganze Reihe von Filmtrailern zu anderen Produktionen der Hauptdarsteller auf den Silberling gepackt, aber wirklich zum Film selbst gibt es außer ein paar Interviewschnipseln nicht viel zu entdecken. Oh, abgesehen natürlich vom obligatorischen Dogma-Kinotrailer, sogar in deutsch und englisch. Dass sich so was dann "Diamond Edition" schimpft... Naja.

Was die Synchronisation angeht, glänzt Dogma mit der besten Eindeutschung aller bisherigen Kevin Smith-Filme der Jersey Chronicles. Natürlich geht auch hier einiges verloren, aber das Ergebnis kann man sich wirklich ohne Wutanfall und Ohrenschmerzen anschauen. Anders als die stellenweise kaum zu ertragende Synchro von Jay & Silent Bob Strike Back oder auch einige krumme Momente in Mallrats. Eine Sache, die man nach den Erfahrungen mit Chasing Amy direkt geändert hat, betrifft das Hobby, dem der Herr zuweilen inkognito frönt. Im Original handelt es sich um Skeeball, jenes Wurfspiel, mit dem sich schon Holden und Alyssa in Chasing Amy die Zeit vertrieben haben. Da das bei uns zumindest unter diesem Namen kein Schwein kennt, ist es in der deutschen Fassung eben Minigolf. Kein Problem, denn beim Spielen sieht man ihn eh nicht.

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 21.02.2005
Letzte Textänderung: 27.02.2005

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