Film Daten

Titel:
Requiem for a Dream
Originaltitel:
Requiem for a Dream
Land & Jahr:
USA 2000
Laufzeit ca.: ?
97 Min.
Regie:
Darren Aronofsky
Darsteller:
Ellen Burstyn
Jared Leto
Jennifer Connelly
Marlon Wayans
Christopher McDonald
Louise Lasser
Marcia Jean Kurtz
Janet Sarno
Suzanne Shepherd
Joanne Gordon
Charlotte Aronofsky
Mark Margolis
Michael Kaycheck
Jack O'Connell
Chas Mastin
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Highlight DVD
Label:
Highlight DVD
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.78:1 (anamorph) / 96:58
Sprachen/Ton:
Deutsch - Dolby Surround
Deutsch - DD 5.1
Untertitel:
-
Extras:
  • Trailer
  • weitere Trailer: Clown at Midnight / The Ticker / Way of the Gun / Skeletons in the Closet / Wes Craven's Dracula / Scary Movie 2

DVD Daten

DVD Cover - Highlight DVD
Label:
Highlight DVD
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.78:1 (anamorph) / 96:58
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Englisch - DD 5.1
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Interview mit Hubert Selby jr.
  • Making-of
  • Featurette: "Aufbau einer Szene"
  • Featurette: "Die Entstehung der Filmmusik"
  • Deleted Scenes
  • Filmographien
  • Trailer
  • TV-Spot
  • weitere Trailer: City of God / Ju-On: The Grudge / Dark Water / Equilibrium / The Eye / Faszination Natur - Seven Seasons
  • Booklet

Requiem for a Dream

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Harry (Jared Leto) und sein Kumpel Tyrone (Marlon Wayans) versuchen als Drogendealer das große Geld zu machen, während Harrys Freundin Marion (Jennifer Connelly) sich ihren Modeentwürfen widmet. Sie und Harry planen mit dem Drogengeld einen Laden einzurichten. Aber dann wird ihr Drogenlieferant von einer gegnerischen Gruppe erschossen und die Einnahmen bleiben aus. Währenddessen versucht Harrys Mutter (Ellen Burstyn) mit Hilfe von Pillen Gewicht zu verlieren, um für eine Fernsehshow gut auszusehen. Langsam aber sicher wird sie abhängig von den Pillen und bekommt Wahnvorstellungen...

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Geht es um das Thema jugendlicher Drogenabhängiger im Film, so denkt man unweigerlich an den 1996 entstandenen britischen Trainspotting, der den Absturz einiger junger Männer mit bitterem Humor begleitete. Requiem for a Dream schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist aber doch total anders als der von Danny Boyle inszenierte Film. Requiem... wirkt auf den Zuschauer wie eine Achterbahn, die zu Beginn langsam anrollt, ihn die ersten leichten Höhen und Tiefen erleben läßt, um ihn dann im letzten Drittel an die wahren Extreme heranzuführen und erst mit dem Abspann vollkommen durchgeschüttelt wieder freizulassen.

Im Mittelpunkt stehen vier Personen. Harry ist ein junger Mann, der zwar nicht unbedingt dumm ist, aber manchmal ein wenig vom Pech verfolgt wird und dem es nicht so richtig gelingen will, etwas stabiles auf die Beine zu stellen. Mit dem Handeln von Drogen erhofft er sich einen schnellen Geldsegen, um sich und seine Freundin Marion versorgen zu können. Marion ist eine lebenslustige und hübsche junge Frau mit einem Talent für modisches Design, das sie aber nicht zu ihrem Vorteil auszunutzen versteht - was unter anderem auch an den Fehlschlägen Harrys liegt. Tyrone ist Harrys bester und auch einziger Freund und versucht sich ebenfalls lieber mit Drogen einen Lebensstandard zu schaffen, als mit richtiger Arbeit. Alle drei gemeinsam könnten eigentlich eine Menge aus ihrem Leben machen, wenn sie sich nicht lieber in die scheinbare Flucht aus der Welt durch Drogen stürzen würden.

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Und dann ist da noch Harrys Mutter, Mrs. Goldfarb. Harry liebt sie zwar, aber wenn es sein muss, versetzt er auch schon mal ihren Fernseher, um an Geld für Drogen zu kommen. Nach dem Tod ihres Mannes lebt sie alleine in einer kleinen dunklen Wohnung und hat nur einige wenige Nachbarinnen als Freundinnen. Sie verbringt den Tag damit, sich ständig die immer gleichen Fernsehshows anzusehen und träumt davon, selbst einmal in solch einer Show auftreten zu dürfen. Dieser Traum scheint eines Tages in Erfüllung zu gehen, als sich ein Mitarbeiter eines Senders bei ihr meldet und ihr zusagt, dass sie wirklich einmal im Fernsehen auftreten darf. Danach verfällt sie in einen Diätwahn und will unbedingt abnehmen, damit sie wieder ein rotes Kleid anziehen kann, dass ihr aus nostalgischen Gründen viel bedeutet.

Requiem for a Dream führt den Zuschauer zunächst langsam an die Charaktere heran und die erste halbe Stunde passiert im Grunde genommen nicht wirklich viel. Aber durch die enorm dichte Inszenierung von Darren Aronofsky wirkt dies zu keiner Sekunde langweilig. Vielmehr wird diese Zeit genutzt, um die einzelnen Personen vorzustellen und ihre Art der Drogenabhängigkeit. Während es bei ihrem Sohn und seinen Freunden "richtige" Drogen sind, ist Mrs. Goldfarb süchtig nach dem täglichen Fernsehprogramm und den kleinen Naschereien, die sie nebenbei liebend gern verzehrt.

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Was folgt ist eine Phase des Entzugs und des Niedergangs. Durch das Versiegen ihrer Drogenquelle sind Harry, Tyrone und Marion gezwungen sich anderweitig nach Drogen umzuschauen und auch nach neuen Geldquellen, nur haben sie dabei so gut wie kein Glück. Harry setzt dabei sogar die Beziehung zu Marion aufs Spiel. Mrs. Goldfarb kann sich nicht mit einer handelsüblichen Diät anfreunden, in der sie auf Zucker und andere kulinarische Nettigkeiten verzichten muss. Stattdessen läßt sie sich lieber Pillen verschreiben und darf trotzdem alles essen. Nur das sich nach der Drogensucht von TV und Süßigkeiten eine andere Sucht einstellt, die viel fataler verläuft, als sie außer Kontrolle gerät.

Wodurch sich Requiem for a Dream ganz besonders auszeichnet, ist seine erzählerische Dichte. Durch den Einsatz eines dichten Geflechts von Szenen, Musik und Inszenierungstechniken wie z.B. Split-Screens, wirkt der Film feinfühlig durchstrukturiert, hier wirkt keine Szene und kein Effekt überflüssig. Ein geschickter Einsatz von Soundeffekten sorgt für passende Übergänge von einer Szene zur nächsten, auch wenn die auf den ersten Blick nicht unbedingt viel gemeinsam haben. Aronofsky setzt teilweise wirklich effektive Kameratechniken ein, die man so zuvor eigentlich kaum gesehen hat. Die rasant aneinander geschnittenen Close-Ups vom Drogensniffen, Aterien durch die die Drogen fließen und die danach weit aufgerissenen Augen verdeutlichen die Geschwindigkeit, mit der der Rausch und das angeblich Wohlgefühl kommen. Die Sequenzen dazwischen sind aber viel länger, was verdeutlicht, dass die Wirkung nicht von langer Dauer ist. In zwei Szenen haben die Schauspieler Kameras direkt am Körper befestigt bekommen, was zu ungewohnten Perspektiven führt. Und im Finale wird in schneller Abfolge zwischen allen vier Charakteren hin- und hergeschnitten, um die Parallelität ihres Schicksals aufzuzeigen.

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Auch der Humor kommt nicht zu kurz, ist allerdings von einer eher schwarzen, manchmal wirklich bitteren Sorte. Es gibt Szenen, die unwahrscheinlich komisch sind, aber eigentlich tot traurig. Zum Beispiel wenn Mrs. Goldfarb beginnt zu halluzinieren und ihr Kühlschrank sich langsam zu einem beißenden Monster verwandelt. Gerade zum Finale hin, bleibt doch trotz all der komödiantischen Einlagen ein Kloß im Hals stecken.

Requiem for a Dream ist ein ganz großer Film, einer von der Sorte, die es leider nur zu selten gibt und der auch nach wiederholtem Anschauen nichts von seiner Faszination verliert. Man sollte sich aber auch bewußt sein, dass dieser Film den Zuschauer in einer falschen Stimmung ganz schön herunterziehen kann. Vergessen wird man diesen Film sicherlich nicht, im Gegenteil. Kaum ein Film mit dieser düsteren Thematik kann mehr überzeugen und begeistern als Requiem for a Dream!

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Enstanden ist der Film nach dem gleichnamigen Roman von Hubert Selby jr., der auch gleich das Drehbuch schrieb und von dem mit Last Exit Brooklyn bereits schon einmal ein Roman verfilmt wurde, mit Jennifer Jason Leigh in einer Hauptrolle. Selby hat auch einen kurzen Gastauftritt als kauziger Gefängniswärter, der Tyrone anmacht. Darren Aronofsky wurde in der Filmwelt durch sein verstörtendes schwarz-weiß Debüt Pi bekannt. Ellen Burstyn kennen die meisten sicherlich als Chris MacNeil aus William Friedkins Klassiker The Exorcist (Der Exorzist). Außerdem spielt sie auch in Aronofskys nächstem Film The Fountain mit.

Jared Leto sahen die meisten wahrscheinlich zuerst in dem Teenie-Horror Urban Legends (Düster Legenden), danach spielte er auch in Filmen wie Girl, Interrupted (Durchgeknallt), American Psycho oder auch Panic Room mit. Jennifer Conelly werden Genrefans sicherlich aus Dario Argentos Phenomena und Dark City kennen. Sie spielte auch eine Hauptrolle in der Hulk Comicverfilmung und dem Dark Water US-Remake. Marlon Wayans hingegen ist eher für komödiantische Rollen wie in den ersten beiden Scary Movie Filmen oder dem Ladykillers Remake bekannt.

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Während in den USA gleich eine mit Extras beladene DVD-Edition herauskam, musste man sich auf dem deutschen Markt zunächst mit einer eher lieblosen Veröffentlichung von Highlight Video begnügen, die weder den Originalton, noch sonst irgendwelche nennenswerten Extras bot. Dies hat sich mit der Neuauflage als sogenannte Premium Edition aber nun geändert. Das als Digipack im Pappschuber verkaufte Doppel-DVD-Set bietet nun endlich den englischen Originalton, sowie einiges an Bonusmaterial wie z.B. ein Making-of. Leider muss man immer noch auf einige Extras der US-DVD verzichten, wie z.B. die beiden Audiokommentare, aber immerhin ist es schon mal eine Steigerung gegenüber der alten DVD.

Das anamorphe Bild gibt den Film in einer sehr guten, wenn auch nicht unbedingt perfekten Form wieder. Bildrauschen ist quasi nicht vorhanden und die Farben kommen gut zur Geltung. Die Schärfe ist im Allgemeinen zufriedenstellend, nur vereinzelt gibt es mal ein paar Szenen, wo es doch ein wenig zu weich wirkt. Allerdings muss man auch beachten, dass hier seitens des Regisseurs bewußt einige Stilmittel und Filter zum Einsatz kamen, die eine objektive Beurteilung etwas erschweren. Zu begeistern weiß aber der Sound, der eine schöne Räumlichkeit aufbaut, was sich vor allem beim Soundtrack bemerkbar macht. Auch gibt es den einen oder anderen netten Surround-Effekt, der sich über alle 5 Kanäle erstreckt. Die Dialoge erklingen klar aus dem Center, allerdings wirkt die deutsche Fassung durch die Synchronisation ein wenig steril.

Requiem for a Dream - ScreenshotRequiem for a Dream - Screenshot

Alle Extras des Doppel-DVD-Sets befinden sich auf der zweiten DVD. Es beginnt mit einem Interview mit dem Schreiber des Romans und Verfasser des Drehbuchs, Hubert Selby jr. Hierbei geht es allerdings weniger um Requiem for a Dream, sondern vielmehr darum, wie er Schriftsteller geworden ist und was ihn zu seinen Geschichten bewegt hat. Das Interview ist zwar fast 20 Minuten lang, hört aber recht abrupt auf, also ob es ursprünglich viel länger war und hier nur ein Teil präsentiert wird. Das Interview führte übrigens Ellen Burstyn selbst, die im Film die Sarah Goldfarb spielt. Der nächste Punkt nennt sich "Aufbau einer Szene" und ist im Grunde ein fünfeinhalb-minütiger Vortrag von Regisseur Darren Aronofsky, wie ein paar einzelne Szenen gedreht wurden und was er sich bei der Schnitttechnik gedacht hat. Das 29-minütige Making-of ist keine professionell produzierte Dokumentation, wie man zunächst annehmen könnte. Vielmehr werden hier Aufnahmen von den Dreharbeiten gezeigt, die ein Crewmitglied aufgenommen hat, und nebenbei gibt es in Form eines Audiokommentares weitere Erläuterungen von Darren Aronofsky zu hören.

Die 6 Minuten und 26 Sekunden von "Die Entstehung der Filmmusik in der Skywalker Ranch" sind in der gleichen Art und Weise gestaltet. Hier bekommt man einen kleinen Einblick von den Aufnahmen des Soundtracks im Studio der Skywalker Ranch, die George Lucas gehört. Nach einem halbminütigen TV-Spot gibt es dann neun Deleted Scenes, zu denen optional noch ein Audiokommentar von Darren Aronofsky zugeschaltet werden kann. Bei den ersten fünf Szenen handelt sich eigentlich um eine Sequenz, die ursprünglich mal im Mittelteil des Films plaziert war, aber dann herausgenommen wurde, weil sie das Tempo des Films gebremst hat. Diese Sequenz sollte den Versuch von Harry, Tyrone und Marion zeigen, aus der Drogenabhängigkeit auszusteigen. Danach folgen noch zwei weitere Szenen, die man aber nicht unbedingt im Film vermissen würde, eine Szenen von den Dreharbeiten, in der Hubert Selby jr. Ellen Burstyn aus seinem Buch vorliest und eine lange Version der Szene mit Selby als Gefängniswärter. Abschließend gibt es noch die Filmographien zu den vier Hauptdarstellern, in dem dünnen Booklet gibt es außerdem die dazugehörigen Biographien und noch eine kurze Biographie von Darren Aronofsky.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 21.06.2005

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