Film Daten

Titel:
Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell
Originaltitel:
Kozure Okami: Jigoku e ikuzo! Daigoro
Land & Jahr:
Japan 1974
Laufzeit ca.: ?
83 Min.
Regie:
Yoshiyuki Kuroda
Darsteller:
Tomisaburo Wakayama
Akihiro Tomikawa
Junko Hitomi
Isao Kimura
Minoru Ohki
Goro Mutsumi
Renji Ishibashi
Alternativtitel:
• Okami 6: Blutiger Schnee
• Baby Cart 6: Go to Hell, Daigoro!
• Sword of Vengeance VI
• Le Paradis blanc de l'Enfer
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - AnimEigo
Label:
AnimEigo
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 83:26
Sprachen/Ton:
Japanisch - DD 1.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Liner Notes (22 Seiten)
  • Trailer (White Heaven in Hell, Zatoichi meets the One-Armed Swordsman, Lady Snowblood, Lady Snowblood - Love Song of Vengeance)

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell

(Ein Review von Frank Meyer)

Lord Retsudo, das intrigante Oberhaupt des Shadow Yagyu-Clans, muss sich eingestehen, dass alle bisherigen Versuche, den einsamen Wolf zur Strecke zu bringen, kläglich gescheitert sind. Und nicht nur das: Angesichts der uneffektiven Verfolgung des vermeintlichen Staatsfeindes durch die Yagyus droht ihm außerdem der Vertrauensverlust des Shoguns. Als auch noch seine Tochter Kaori trotz ihrer übermächtigen Spezialtechnik der fallenden Klinge Ogamis Suioryu-Stil unterliegt, bleibt Retsudo nur noch eine einzige Möglichkeit: Er bittet seinen verstoßenen, unehelichen Sohn Hyoei um Hilfe. Aber Hyoei, der mit 5 Jahren von Retsudo in den Kinso-Ontake-Bergen ausgesetzt wurde und seitdem dem mysteriösen Stamm der Tsuchigomo angehört, denkt nicht daran, sich in die Rachepläne seines ungeliebten Erzeugers einspannen zu lassen. Zwar ist ihm durchaus daran gelegen, Ogami zu töten, allerdings lediglich, um auf diese Weise Schande über den unfähigen Clan der Yagyus zu bringen.

Zitat

He may be The Lone Wolf and Cub, but one day he will die by my hand! - Retsudo.

Hyoei rückt dem einsamen Wolf mit schwarzer Magie zu Leibe. Er beschwört drei untote Krieger, die über die Fähigkeit verfügen, sich durch den Erdboden fortzubewegen und fortan jeden Menschen, zu dem Ogami oder sein Sohn Daigoro Kontakt aufnehmen, heimtückisch ermorden. Um den Tod weiterer Unschuldiger zu vermeiden, bleibt den beiden nichts anderes übrig, als sich in die Einsamkeit der Berge zurückzuziehen. Doch dort wartet nicht nur Hyoei und der Stamm der Tsuchigomo auf sie, sondern auch Retsudo mit der Gesamtheit der ihm noch verbliebenden Truppen, um den einsamen Wolf mit dem Kind zu einem letzten Gefecht zu fordern. Und so nähert sich für Ogami Itto endlich die Stunde der Rache...

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

White Heaven in Hell ist sicher der schwächste Teil der insgesamt großartigen 6-teiligen Lone Wolf-Reihe. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass er prinzipiell nicht als finale Episode gedacht war und es deshalb kaum verwundert, dass der Film dem Anspruch an einen krönenden Abschluss nicht gerecht werden kann, muss man feststellen, dass Teil 6 trotzdem deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Für Episode 6 gab Kenji Misumi die Regie an Yoshiyuki Kuroda ab, und wie schon bei Teil 4 fehlt dem Ergebnis die ordnende Hand des Routiniers. Statt an den hervorragenden Vorgänger anzuknüpfen, versucht sich Kuroda an einem wüsten Genremix, der sowohl die erzählerischen Qualitäten, als auch die Atmoshäre der anderen Teile vermissen lässt. Schwarze Magie, wiedererweckte Zombie-Krieger, die sich durch die Erde wühlen und mit geisterhaften Stimmen aus dem Nichts orakeln, passen ebenso wenig zum eigentlichen Lone Wolf-Stil wie Heerscharen ski-fahrenden Ninjas und bösen Kriegern mit putzigen Schwarzmagiermützchen. Wenn sich die Kontrahenten dann auch noch mit Maschinengewehrsalven aus ihren unzeitgemäß aufgerüsteten Holzschlitten zusetzen, wähnt man sich endgültig eher in einer schrägen James Bond-Variante als in einem klassischen Samurai-Epos. Insbesondere im Finale überschreitet White Heaven in Hell doch eindeutig die feine Linie zwischen kreativer Ausgefallenheit mit ernstzunehmender Dramatik und jener überzogenen Theatralik, die so vielen asiatischen Trash-Filmen diese unfreiwillig komische Note verleiht. Nein, das alles lässt sich nicht mehr wirklich ernst nehmen - aber so richtig amüsieren mag man sich über die liebgewonnen Charaktere nun auch nicht!

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

So war letztendlich zwar eher das dramatisch einbrechende Interesse der japanischen Kinozuschauer, als mangelnder Stoff für weitere Fortsetzungen (die Manga-Vorlage Kazuo Koikes umfasst schliesslich mehr als 100 Episoden!) dafür verantwortlich, dass mit Teil 6 Schluss sein sollte, aber angesichts der Richtung, die die Reihe mit White Heaven in Hell eingeschlagen hat, darf dieser Einbruch auch nicht wirklich verwundern. Zumal wie bereits im Review zu Sword of Vengeance erwähnt, in Japan die TV-Serie mit Kinnosuke Yorozuya den Kinofilmen in Sachen Popularität ohnehin den Rang ablief.

Dabei soll allerdings nicht unterschlagen werden, dass auch White Heaven in Hell durchaus seine guten Momente hat. Bspw. ist die Welt bis zum Auftauchen des kleinen Zauberlehrlings Hyoei eigentlich noch ganz in Ordnung. Retsudos Tochter Kaori bietet mit ihrem Messertrick eine angemessene Herausforderung für unseren Helden und auch die Eliminierung der in der Wand verborgenden Angreifer auf dem Friedhof stellt eine solide Variation einer entsprechenden Szene aus dem ersten Teil dar. Wenn doch nur das überdrehte Finale nicht wäre... Wem die Geschichte mit den wiedererweckten Untoten übrigens bekannt vorkommt, obwohl er White Heaven in Hell noch nicht gesehen hat, der erinnert sich wohlmöglich an eine entsprechende Szene in Jimmy Wang Yus Das Todeslied des Shaolin (The Return of the Chinese Boxer, 1977), die sehr offensichtlich White Heaven in Hell zitiert - oder aber es handelt sich bei den Untoten aus der Holzkiste um ein mir nicht bekanntes klassisches Motiv der japanischen Mythologie. Ein absolutes Novum dürfte hingegen der Einsatz skifahrender Kämpfer m Bereich des Eastern darstellen - auch wenn es sich hier 20 Jahre vor vergleichbaren Szenen in Jackie Chans Erstschlag (First Strike, 1986) um einen klaren Fall von verpatzter Premiere handelt!

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

Ob der 6te Teil nun für sich genommen noch in Ordnung geht oder doch schon zu sehr Over the Top ausfällt, muss letztlich wohl jeder für sich selbst entscheiden. Also hüllen wir das höfliche Mäntelchen des Schweigens über den letzten Teil der Okami-Serie und freuen uns über eine insgesamt hervorragende Filmreihe!

Der Soundtrack von Kunihiko Murai ist nach den experimentellen Klängen in den vorangegangenen beiden Teilen nun endgültig im Blaxploitation-Universum angekommen und untermalt Ogamis Wanderungen durch verschneite Winterlandschaften mit übercoolen Shaft-Sounds. Qualitativ zwar nicht übel, aber alles in allem doch eher unpassend. Außerdem findet sich noch eine klassische dramatische orchestrale Tonfolge wieder, die mir aus den Batman-Filmen vertraut war, aber ganz offensichtlich noch einige Stufen klassischer zu sein scheint.

Über die Qualitäten von Tomisaburo Wakayama (Ogami Itto) und Akihiro Tomikawa (Daigoro) brauchen wir wohl an dieser Stelle keine Worte mehr zu verlieren. Sie geben in gewohnter Weise ihr Bestes und spielen tapfer gegen die zunehmend unernste Handlung an. Regisseur Yoshiyuki Kuroda scheint sich übrigens im Anschluß an White Heaven in Hell anderen Dingen zugewand und die cineastische Karriere an den Nagel gehängt zu haben. Vielleicht nicht die dümmste Entscheidung.

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

Abgesehen vom recht populären Renji Ishibashi (Audition, Dead or Alive) in einer Nebenrolle fällt die Besetzung dieses Mal ebenfalls etwas unspektakulärer aus. So verfügt Goro Mutsumi über einige Erfahrungen im Monster-Genre und war u.a. in Die Brut des Teufels (Mekagojira jira no gyakushu, 1975), Frankenstein - Zweikampf der Giganten (Furankenshutain no kaiju: Sanda tai Gaira, 1966) sowie King Kong gegen Godzilla (Gojira tai Mekagojira, 1974) zu sehen. Im letzterem spielte auch Daigo Kusano mit, der darüberhinaus nicht nur in Teil 6, sondern auch schon in Baby Cart to Hades eine Nebenrolle hatte. Ritsu Ishiyama konnte wohl nach dem Dreh von Baby Cart in the Land of Demons direkt am Set bleiben und weiterdrehen, ebenso wie Minoru Ohki, der hier zum dritten Mal den Fiesling Retsudo verkörpert. Aber auch wenn die Augenklappe nach dem Zwischenfall in Teil 4 ihn deutlich abgründiger erscheinen läßt, erreicht er bei weitem noch nicht die diabolische Qualität seines Vorgängers Tokio Oki in Sword of Vengeance. Ärgerlich erscheint mir allerdings, dass Oki sogar an White Heaven in Hell mitgewirkt hat, nur eben nicht in seiner Paraderolle. Schade drum.

Weitere Lone Wolf-Veteranen neben Renji Ishibashi und den Genannten: Chizu Kobayashi (Sword of Vengeance), Koichi Sato (Sword of Vengeance, Baby Cart in the Land of Demons) und Koji Fujiyama (Baby Cart in the Land of Demons). Die übrigen tragenden Rollen und Nebenrollen wurden mit weitestgehend unbeschriebenen Schauspielern besetzt.

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

Nichts Neues im Hause AnimEigo, was im Falle der letzten Veröffentlichung der Lone Wolf-Reihe ja auch absolut nichts Schlechtes sein muss. Die Bildqualität überzeugt, und dass nicht nur im Hinblick auf das beachtliche Alter. Die Untertitel sind auch in der letzten Runde ein gewichtiges Argument für die US-DVD. Die Menüführung entspricht dem mit Teil 4 etablierten Standard aus einer kleinen animierten Slideshow im Hauptmenü und übersichtlich gehaltenen Untermenüs. Nichts Weltbewegendes, aber nett und ansprechend umgesetzt.

Unter den Extras finden sich dieses Mal wieder ausführlichere Liner Notes auf insgesamt 22 Texttafeln, die der DVD außerdem auch als Printversion beigelegt sind. Hier finden sich Hintergrundinfos zu den historischen Handlungsorten, den politischen Hintergründen und historischen Entsprechungen, aber bspw. auch zu japanischen Mythen wie den Tsuchigomo (wörtl.: Spinnen der Erde), bei denen es sich um legendäre Eingeborene handelt, denen ein aggressives Wesen und eine kleine Statur mit überlangen Armen und Beinen nachgesagt wurde. Einmal mehr sehr informativ und insbesondere für diejenigen von Interesse, die die Reiseroute Ogamis auf einer aktuellen Japan-Karte nachvollziehen möchten. Zuguterletzt findet sich noch ein Nachruf auf Shintaro Katsu, den legendären Zatoichi-Darsteller und Produzenten, sowie recht ausführliche Erläuterungen zur japanischen Namensbildung, die wir aber bereits von den Liner Notes zu Teil 4 kennen.

An Trailern findet sich auf dieser DVD der Clip zum Hauptfilm, der sehr interessante Trailer zu Zatoichi meets the One-Armed Swordsman mit Jimmy Wang Yu und die beiden Werbefilmchen zu Lady Snowblood und dem Sequel Lady Snowblood - Love Song of Vengeance.

Lone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - ScreenshotLone Wolf and Cub - White Heaven in Hell - Screenshot

Bleibt als abschließendes Fazit zur Lone Wolf-Reihe von AnimEigo festzuhalten, dass man alle 6 DVDs jedem Freund des asiatischen Kinos nur wärmstens empfehlen kann. Die überragende Bildqualität und die aufwendig erstellten Untertitel lassen über die dürftige Sonderausstattung hinwegsehen, wobei man zudem feststellen muss, dass die ausführlichen Liner Notes mit den unzähligen Infos zur japanischen Kultur und Geschichte zusammen mit den alten Kinotrailern gar kein so kleines Extra darstellen. Gesetzt den Fall, es taucht nicht von irgendwoher noch eine auf den gleichen Mastern beruhende Veröffentlichung auf, die sich bemüht etwas mehr Bonusmaterial zusammenzutragen, werden diese Silberlinge wohl auf absehbare Zeit das Referenzmedium in Sachen "Lone Wolf and Cub" bleiben. Kaufempfehlung!

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 02.07.2005
Letzte Textänderung: 01.08.2005

Leser-Kommentare

08.01.2006, 00:16:58 Evil Wraith

Hier muss ich dem Rezensenten nun aber harschen Tadel aussprechen: Von Zombies kann hier keine Rede sein - Die "untoten" Krieger haben sich zwar einem schwarzmagischen Rital unterzogen, erfreuen sich aber nach wie vor bester Gesundheit. Es handelt sich hierbei um eine Art Abhärtungsritus, bei dem die Krieger mehrere Wochen lebendig begraben unter dem Boden verbringen, um so geistig eins mit der Erde zu werden. Das klingt zwar eher unglaublich, aber Einzelkämpfer, die ganze Armeen niedermähen sind ja auch nicht gerade realistisch... Die technische Überlegenheit des Kinderwagens ist zumindest plausibel erklärbar, denn von Film zu Film enthielt der Wagen mehr technische Spielereien, von ausfahrbaren Klingen bis hin zu Kugelsicheren Schilden entwickelte sich das Kinderwägelchen zu einem richtigen Panzer. Ansonsten stimme ich der Meinung über den Film aber dennoch zu, im Vergleich zu den Vorgängern fällt der Titel doch ziemlich ab. Im übrigen stammt das Titelthema nicht von "Shaft", sondern tatsächlich bereits aus einem der frühen "James Bond"-Streifen - der Verglich ist also mehr als nur gerechtfertigt. Die "klassische Tonfolge" hat nichts mit Batman zu tun, sie stammt aus Mussorgsky's "Nacht auf dem kahlen Berge", der musikalischen Darstellung eines satanischen Hexenritals. Passt doch ganz gut zu der pseudomagischen Sekte um Hyoei, was?

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