Film Daten

Titel:
Baxter - Bell mir das Lied vom Tod
Originaltitel:
Baxter
Land & Jahr:
Frankreich 1989
Laufzeit ca.: ?
82 Min.
Regie:
Jérôme Boivin
Darsteller:
Lise Delamare
Jean Mercure
Jacques Spiesser
Catherine Ferran
Jean-Paul Roussillon
Sabrina Leurquin
Daniel Rialet
Evelyne Didi
Rémy Carpentier
Jany Gastaldi
François Driancourt
Ève Ziberlin
Malcom Scrannage
Léa Gabriele
Maxime Leroux
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Baxter - Bell mir das Lied vom Tod

(Ein Review von Florian Bultmann)

Der Bullterrier Baxter blickt auf sein Leben zurück: Aus dem Hundezwinger landet er als Geschenk bei einer einsamen alten Dame. Sein neues Heim gefällt ihm nicht so richtig, denn die Frau hat Angst vor ihm, er muss ständig im Haus herumsitzen und bekommt nichts zu tun. Stundenlang sitzt er beim Fenster und beobachtet das junge Nachbarspaar, das immer so nett zu ihm ist. Als das Verhalten seines langsam senil werdenden Frauchens immer seltsamer wird, sieht er keinen anderen Ausweg mehr und schafft sie aus dem Weg. Nachdem alles wie ein Unfall aussieht, kommt er problemlos bei den Nachbarn unter. Endlich genug Auslauf und Beschäftigung, alles läuft perfekt! Doch eines Tages kommt Nachwuchs ins Haus und Baxter spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Er muss wohl wieder töten, um zu bekommen, was er braucht. Dabei will er nur eines – jemanden, der keine Angst und keine Liebe spürt. Hat er diese Person in Charles gefunden, einem Jungen, der sich auf einem Schrottplatz seinen eigenen kleinen Führerbunker bastelt und Eva Braun anhimmelt?

Anscheinend wollte man diesen Film im deutschen Sprachraum als eine Art Tierhorrorklamauk vermarkten, anders kann ich mir den Titel Bell mir das Lied vom Tod nicht erklären. Mit derben Schenkelklopfern wie John Lafias Man’s Best Friend hat Baxter allerdings keine Gemeinsamkeiten. Es ist auch nicht leicht, Baxter einem Genre zuzuweisen. Für einen Horrorfilm fehlt es an Angst und Schrecken, für eine Komödie bietet er zu wenig Komik, für ein Drama ist er nicht tragisch genug. Ein seltsamer kleiner Film.

Baxter, der tiefgründige Hund oder der primitive Mensch: Ein Hund, der sich sehr gut darüber im Klaren ist, was er will bzw. was er braucht, denn es sind ja doch nur seine Triebe, die ihn steuern. Es sind vor allem die Dinge aus dem 1x1 der Hundehaltung, nach denen er sich sehnt, also genügend Auslauf, klare Anweisungen, ordentliches Futter etc. Per se kann man es ihm also nicht verübeln, dass er unzufrieden ist, wenn er diese Dinge nicht bekommt. Ein schlauer Hund wie Baxter weiß, was Töten bedeutet, und tut es, wenn es nötig ist. Warum es sein muss, erfahren wir von ihm selbst, denn er erzählt uns seine Geschichte mit seiner tiefen und rauen, aber trotzdem ruhigen Stimme aus dem Off. Diese wird zu Filmbeginn mit einem witzigen Kniff in Form von "Knastaufnahmen" aus dem Hundezwinger im Tierheim und einem darauf folgenden langsamen Zoom auf die Hauptfigur, den Bullterrier, eingeführt.

Was er uns mitzuteilen hat, klingt oft resigniert oder angewidert. Die alte Frau mag er nicht, weil sie nach Angst riecht, mit ihrem Verhalten weiß er nichts anzufangen. Das zahnlose Kleinkind ist das Schwächlichste und das Dümmste, das er je gesehen hat. Er erwartet sich eigentlich Scham und eine Entschuldigung dafür, aber die frisch gebackenen Eltern freuen sich auch noch darüber. Diese Kommentare aus der Hundeperspektive sind so schrecklich wie komisch zugleich, egal, ob Baxter das menschliche Verhalten nun versteht oder nicht. So ist die schwangere Frau für ihn "krank". Ihm fällt auf, dass "der Mann und die Frau diese Dinge nicht mehr tun seit sie krank geworden ist", er meint damit natürlich Sex. Das Kleinkind erkennt er allerdings als unbeholfenes junges Lebewesen, so wie er seine eigenen Nachkommen, die er später mit einer ihn anekelnden, stinkenden Hündin zeugt, auch als solche ansieht. Hierfür reicht sein Verständnis aus, trotzdem muss das Menschenkind weg, damit er zurück kann in seine Zeit des Glücks. Doch er scheitert immer wieder, sei es zuerst bei der alten Dame oder später bei der jungen Familie. Seine Gewaltanwendungen erbringen meist nicht das gewünschte Resultat, sie werden mitunter sogar völlig falsch interpretiert.

Während Baxter mit seinen Problemen und "Störfaktoren" kämpft, werden wir zwischendurch durch kurze, unkommentierte Einschübe mit seinem zukünftigen Besitzer Charles bekannt gemacht. Ein gerade erst Pubertierender, der sich als Schmerzexperiment eine Reißzwecke in die Handfläche rammt und am liebsten Adolf & Evas letzte Tage im Führerbunker nachleben würde. Auch dessen Eigenheiten werden dem Bullterrier Baxter, bei aller Begeisterung für die straffe Ordnung zwischen ihnen, unverständlich und seltsam vorkommen. Merkwürdig, dass es am Ende dieser Beziehung der Hund sein wird, der die Grenzen zieht.

Baxter - Bell mir das Lied vom Tod ist ein wunderschöner und eigenwilliger Film, der hoffentlich auch im deutschen Sprachraum einmal eine Veröffentlichung auf DVD erfahren wird - aber bitte nur unter dem Namen Baxter...

Autor: Florian Bultmann
Film online seit: 16.10.2007

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann