Film Daten

Titel:
Alphaville
Originaltitel:
Alphaville, une étrange adventure de Lemmy Caution
Land & Jahr:
Frankreich 1965
Laufzeit ca.: ?
99 Min.
Regie:
Jean-Luc Godard
Darsteller:
Eddie Constantine
Anna Karina
Howard Vernon
Akim Tamiroff
Laszlo Szabo
Jean-Louis Comolli
Michel Delahaye
Jean-André Fieschi
Christa Lang
Jean-Pierre Léaud
Alternativtitel:
• Agente Lemmy Caution, mission Alphaville
• Alphaville, a strange Adventure of Lemmy Caution
• Lemmy Caution gegen Alpha 60
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Criterion
Label:
Criterion
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
1.33:1 / k.A.
Sprachen/Ton:
Französisch - DD 1.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • -

Alphaville

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

Irgendwann in der Zukunft: Der Privatdetektiv Lemmy Caution (Eddy Constantine) hat den Auftrag Professors Vonbraun (Howard Vernon) zu finden, der den Supercomputer Alpha-60 entwickelt hat, der mittlerweile ganz Alphaville und seine Menschen kontrolliert. Im Laufe seiner Ermittlungen wird Lemmy festgenommen und von Alpha-60 verhört. Der stellt ihm Fragen. Nicht nur über Lemmy und seine Person, sondern auch wie er denkt und fühlt. Die Menschen in Alphaville sind mittlerweile gefühlskalte Lebewesen geworden, die kaum noch menschliche Empfindungen haben. In jedem Haushalt hat eine Bibel zu sein. Diese Bibeln stellen sich später aber als Wörterbücher heraus und jedes Wort, das nicht aufgeführt wird, wie z.B. Liebe, ist ein verbotenes Wort. Menschen, bei denen nachweislich verbotene menschliche Gefühle ausgemacht wurden, werden hingerichtet...

Ich muß sagen, Alphaville ist ein ganz seltsames Filmchen. Jean-Luc Godard verbindet auf faszinierende Weise Science Fiction, Film Noir, schwarze Komödie, Gesellschaftskritik und Detektivkrimi zu einem teils amüsanten, teils sehr ernsten Mix, der beim ersten Anschauen kaum zu greifen ist. Begleitet und kommentiert wird die Handlung von der Stimme des Computer Alpha-60. Diese Stimme klingt wie die Sprache eines alten Mannes, der langsam durch ein verzerrtes Mikro spricht und ist erstmal recht gewöhnungsbedürftig.

Auch wenn ich den Film unter Science Fiction einordne, so gehört er doch eigentlich nirgendwo und überall hin. Special Effects gibt es überhaupt keine. Die Stadt Alphaville ist eigentlich das Paris der 60er. Allerdings hat sich Godard bewußt die Gebäude ausgesucht, die damals modern und kühl gewirkt haben müssen. Überhaupt ist die Atmosphäre auf den Straßen und innerhalb der Gebäude recht steril und unterkühlt. Man sieht nie ein Anzeichen menschlicher Wärme und selbst die Nutten wirken wie steife Roboter. Da ist Lemmy Caution mit seiner abgebrühten und ruppigen Detektivmanier noch einer der menschlichsten unter den Menschen.

Wie gesagt, es gibt einige Stellen, die sehr witzig sind. Eddie Constantine spielt seinen Charakter recht überzeugend und verleiht ihm durch seine Schauspielerei einen gewissen ironischen Touch. Als Ausgleich dazu gibt es dann Szenen wie die Hinrichtung in dem Schwimmbad, die sehr ernst rüberkommen und bei denen man erstmal schlucken muß um zu fassen, was dort als Selbstverständlichkeit angenommen wird. Gewürzt wird die Gesamtstimmung mit einem Fünkchen Nachdenklichkeit.

Defintiv ein ungewöhnlicher Film, mit dem man sich erst nach einer gewissen Zeit anfreunden kann. Vielen wird er auch wohl stinklangweilig vorkommen, da das actionreichste noch eine kurze Autoverfolgung ist, die auch nicht sehr lange dauert. Man muß schon bereit sein, sich auf den Film einzulassen und ihn sich auch evtl. ein zweites Mal anschauen. Entweder gefällt er einem oder man kann damit gar nichts anfangen.

Howard Vernon, hier in der Rolle des Professors Vonbraun, schlug Jahre später eine teilweise recht sleazige Laufbahn ein und spielte in einigen Filmen von Jess Franco mit. In der Der Hexentöter von Blackmoor hat er eine Nebenrolle und war sogar in Filmchen wie den Jungfrauen-Report zu sehen, aber auch in der abgedrehten französischen Komödie Delikatessen. Anna Karina, die hier Vonbrauns Tochter Natasha spielt, war damals übrigens Godards Ehefrau gewesen.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.09.2000

Leser-Kommentare

07.12.2005, 00:05:44 TomTom

...läuft gerade mal wieder auf dem Dritten; ein hübscher artifizieller Science Fiction, und jetzt fällt mir auch das Wort dazu ein: kafkaesk! Mit einem Eddie Constantine, der weitab des üblichen "Eddie-schafft-alle"-Klamauks als Stoneface seine Sache richtig gut macht. Unterkühlt und bedrohlich, unbedingt sehenswert.

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