Film Daten

Titel:
Die Irrfahrten des Herkules
Originaltitel:
Goliath contro i giganti
Land & Jahr:
Italien 1962
Laufzeit ca.: ?
77 Min.
Regie:
Guido Malatesta
Darsteller:
Brad Harris
Gloria Milland
Fernando Rey
Ángel Aranda
Manuel Arbó
Francisco Bernal
Barbara Carroll
Carmen de Lirio
Ignazio Dolce
Franco Gasparri
Rufino Ingles
Lluís Marco
Ray Martino
Luigi Marturano
Ángel Ortiz
Nello Pazzafini
Lina Rosales
José Rubio
Fernando Sancho
Alternativtitel:
• Goliath contra los gigantes
• Goliath against the Giants
• Goliath and the Giants
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Die Irrfahrten des Herkules

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

Herkules (Brad Harris) kämpfte weitab seiner Heimat in einem Krieg. In seiner Heimatstadt Beirat hat sein bisheriger Freund Bokan (Fernando Rey) ihn verraten und die Macht in der Stadt an sich gerissen. Dummerweise ist bereits ein Bote unterwegs nach Beirat um Herkules Rückkehr anzukündigen. Er versucht mit einigen seiner Freunde und Gefährten über den Seeweg den Boten zu überholen. Trotzdem hat Bokan sich weitere finstere Pläne ausgedacht. Herkules und seine Mannen machen einen Zwischenstop auf einer Insel um Frischwasser aufzunehmen. Auf der Insel finden sie Ilea, die sie mit sich nehmen. Während der Weitereise geraten sie aber zuerst in einen schweren Sturm und dann in eine Nebelbank. Sie treiben ohne jede Orientierung im Nebel, als sie plötzlich von riesigen Echsen angegriffen werden, die das Schiff schließlich zum Untergang bringen. Trotzdem geben sie nicht auf und versuchen Bokan zu stürzen...

Also eigentlich kann ich gar keine vernünftige Kritik über diesen Film schreiben. Denn das Videotape von Toppic, das ich für 4 DM auf einem Flohmarkt gefunden habe, ist so dermaßen zusammengeschnitten, daß es tierisch nervt. Es gibt richtig abrupte Sprünge in der Handlung. Als sie Ilea auf der Insel finden, kann Herkules noch sagen "Sie ist noch sehr jung" und schon gibt es einen harten Schnitt, wo sie alle auf dem Schiff sind und Ilea erzählt wie sie auf die Insel gekommen ist. Herkules' Satz ist nicht mal richtig zuende gesprochen worden. An einer anderen Stelle kämpft Herkules gegen Bokans Soldaten. Man sieht, wie er mit einem kämpft, während sich von hinten ein Bogenschütze nähert, den Pfeil noch gespannt auf dem Bogen. Dann Schnitt und Herkules wirft den pfeilgespickten Körper des Wächters dem Bogenschützen entgegen. Überhaupt erscheint mir das Tape ganz schludrig zusammengeschustert. Die Anfangscredits sehen aus, wie mit einem Beschriftungssystem eines besseren Videorekorders gemacht. Ganz grausam...

Beim Film an sich wird man aber trotzdem nicht viel verpassen. Man merkt vor allem an den Trickeffekten, daß es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt. Der Angriff der Riesenechsen ist echt eine Wucht. Wenn so ein Vieh über die Reling packt, sieht es teilweise aus wie bemaltes Styropor. Die Einstellung unter Wasser, wenn so eine Echse unter dem Schiff langschwimmt, ist eindeutig eine Aufnahme aus einem Aquarium, in das man ein kleines Modellschiff gesetzt hat. Aber das beste kommt noch: Als Herkules am Schluß in der Gladiatorenarena gegen einen Löwen kämpft, ist deutlich zu erkennen, daß es sich um ein Kostüm handelt, in dem ein Mensch steckt!

Neben diesen grandiosen Special Effects darf ich natürlich auch nicht die vor philosophischen Ergüssen strotzende deutsche Synchronisation vergessen. Hier die Schenkelklopfer der Antike:

Zitat

Auf der anderen Seite des Vorgebirges habe ich Rauch gesehen.
Das ist nicht gut möglich.

Sie ist geflohen. Aber wohin?
Ich verstehe nur nicht, warum?
Wer kann das wissen, Brisaeus. Es ist leichter ein Heer zu besiegen, als die Gedanken einer Frau zu erraten.

Zum Brüllen sind ja auch die Beweise für Herkules enorme Körperkraft. Auf dem Schiff hebelt er mal eben so den Hauptmasten aus, bringt Felsmassive zum einstürzen und reißt Stahlgittertüren inklusive Mauerwerk raus. Man sollte meinen, gegen ein Pulk von Soldaten bräuchte er nur mit dem Finger schnippen und verursacht damit einen Genickbruch, aber nein, da tut er es sich dann wieder schwer mit. Faszinierend ist auch die Logik Brokans. Erst will er Herkules Monster und Dämonen entgegenschicken, aber dann bringt ihn seine Frau auf die Idee, ihn doch einfach an den Eingängen zur Stadt von seinen Soldaten festzunehmen. Muß ich nicht verstehen, oder? Vielleicht drehte deswegen Regisseur Guido Malatesta den Film unter dem Pseudonym J.P.Pasolini...

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.09.2000

Leser-Kommentare

04.02.2004, 15:40:34 Gunter vom Berg ( Email schreiben )

Nach meiner Erinnerung ist das mein erstes selbständiges Kinoerlebnis. (Ohne Begleitung, keine Jugendvorstellung: ein vergammeltes Bezirkskino am S-Bahnhof Neukölln, so 1963) Vor ein paar Jahren konnte ich dieses Machwerk auf TVB "bewundern". Grottenschlechte Qualität in jeder Beziehung. Totzdem unvergesslich, siehe oben. Es gab auch eine Ansichtskarte vom Platz am U-Bahnhof Britz-Süd mit dem Kino Panorama-Britz als Hauptmotiv (schon seit ü. 20 Jahren ein Supermarkt).
Der angekündigte Film (in roten und weissen Steckbuchstaben) war -Sie ahnen es- "Die Irrfahrten des Herkules". Leider kann ich diese Karte nicht mehr finden.

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