(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Sebastian Cane (Kevin Bacon) ist Vollblut-Wissenschaftler, allerdings geht es ihm auch um den Ruhm für seine Arbeit. Er arbeitet mit seinem Team, darunter auch seine Ex-Freundin Linda McKay (Elisabeth Shue), an einem Unsichbarkeitsserum, das auch schon sehr gut funktioniert. Der nächste logische Schritt ist der Versuch an einem Menschen. Sebastian gibt sich selber als Versuchskaninchen her und so wird er der Prozedur unterzogen, unsichtbar zu werden. Auch wenn es mit starken Schmerzen verbunden ist, so gelingt der Versuch und Sebastian ist ganz fasziniert von seinem Zustand. So sehr, daß er eigentlich gar nicht mehr sichtbar sein möchte und seinem Team mehr und mehr Probleme bereitet. Es schleicht sich eine Art subtile Paranoia unter den Leuten ein, denn Sebastian könnte überall sein. Er nutzt seine Situation aus und nach anfänglichen Streichen wird er immer aggressiver und brutaler...
Also das Fazit mal vorweg: Der Film ist eine herbe Enttäuschung! Von Paul Verhoeven erwarte ich einfach etwas anderes als einen simpel und nach bekannten Mustern gestrickten Horrorthriller, der keinerlei Akzente zu setzen vermag. Das einzige, was an diesem Film spektakulär ist, sind die Trickeffekte. Die Stadien der Unsichtbarkeit und der Übergang vom Sichtbaren zum Unsichtbaren bzw. umgekehrt wurden äußerst gelungen umgesetzt. Allerdings hatte eine andere Kritik über diesen Film schon recht: In keinem Unsichtbaren-Film ist der Unsichtbare so gut und häufig zu sehen wie hier. Immer gibt es irgendwas, was den Körper zumindestens ansatzweise verrät. Sei es Wasser, Rauch oder am Schluß sogar Blut.
Richtig albern wird es dann zum Ende hin. Sebastian stirbt eigentlich tausend Tode, taucht aber dann doch nochmal auf um den beiden letzten Überlebenden das Leben schwer zu machen. Er bekommt eine Eisenstange über den Schädel gezogen, Starkstorm durch den Körper gejagt, steht in Flammen und überlebt selbst die heftige Explosion des Labors. Hallo? Geht's noch? Von den ganzen anderen Logikfehlern während des Films mal ganz zu schweigen. Gebt Euer Geld also lieber nicht an der Kinokasse aus, sondern wartet, bis der Film auf Video oder DVD raus ist, falls er Euch interessieren sollte. Verhoeven war bislang immer für Filme bekannt, die auf ihre Art und Weise etwas extrem waren und dementsprechend für Diskussionsstoff sorgten. Hollow Man ist einfach nur noch Hollywood.
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29.03.2007, 17:23:03 Dietmar Kesten
HOLLOW MAN
DER GEISTERREITER
von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 8.
FEBRUAR 2007.
„Hollow Man“ (Regie: Paul Verhoeven, 2000) lehnt sich an klassische Vorgänger an. An H. G. Wells „The Invisible Man“, „Der Unsichtbare“ (Regie: James Whale, 1933) und „The Fly“ (Regie: David Cronenberg, 1985).
Einem Wissenschaftler gelingt es, Tiere unsichtbar und wieder sichtbar werden zu lassen. Irgendwann beschließt er, einen Test im Selbstversuch, der sich „sehen“ lassen kann. Fortan „geistert“ er nun als Scheinfigur und körperloses Wesen durch seine Umgebung. Seine Entmaterialisierung kommt für ihn völlig überraschend, sie verblüfft ihn. Im Prinzip weiß er nicht, wie er damit umzugehen hat. Das ist das einzig Tragische an diesem Film. Und wäre eine Interpretation wert.
„Hollow Man“ driftet leider in ein unspektakuläres Mord- und Eifersuchtsdrama ab. Die Suche nach einer Interimslösung, den Fortgang der Dinge mittels einer (Wunder-)Droge zu beschleunigen und wieder sichtbar zu werden, scheitert in dem Augenblick, als Sebastian (Kevin Bacon) erkennen muss, dass seine Geistererscheinung den Verlust seiner körperlichen Identität bedeutet.
Die dadurch entstehenden seelischen Qualen kann er nicht kompensieren. So wird er als „Geist“, besser: Halb Mensch, halb Geist rabiat und unberechenbar. Nach einigen Scherzen, die er über seine Umwelt treibt, wird er sich auf seine Weise an Linda (Elisabeth Shue), seiner ehemaligen Freundin und ihrem jetzigen Freund rächen.
Die Entmaterialisierung eines Körpers hätte viel Zündstoff für ein philosophisches Traktat über (negative) Anthropologie bieten können, doch dieser Ansatz wurde verschenkt. Dafür sind mögliche medizinische Fragen ansatzweise problematisiert, die im Laufe des Films mehr und mehr in die Bedeutungslosigkeit übergehen.
Die Resultate der Computer- und Tricktechnik sind allerdings sehenswert, die in tolle Effekte einmünden. Die Gewaltfolklore nimmt ihm aber dann doch jede Faszination. Die Musik von Jerry Goldsmith hat es in sich. Sie verleiht dem Film wenigstens etwas von Größe, obwohl diese sich durch blutige Aktion wiederum selbst in Frage stellt.