(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Acht kleinere Raumschiffe verschwinden im Bereich der Raumstation "Margot" spurlos. Die verantwortlichen Wissenschaftler und Politiker auf der Erde können sich dieses Ereignis nicht erklären. Die Wissenschaftlerin Dr. Maria Scholl (Cox Habbema) verordnet in dem Sektor ein totales Flugverbot, was Dr. Olo Tal (Rolf Hoppe) für überflüssig hält. Maria kommt das seltsam vor, vor allem weil Tal scheinbar schon vor ihr wußte, daß seine Tochter unter den vermißten Personen ist.
Sie wirft einen unerlaubten Blick in seine Personalakte und entdeckt dabei, daß Tal früher an einem Projekt namens "Eolomea" gearbeitet hat, was damals von der Wissenschaftlerkommission abgelehnt wurde. Sie spricht Tal darauf an. Durch ihn erfährt sie, daß es sich bei Eolomea um einen sagenumwobenen Planeten handeln soll, der ein Gegenstück zur Erde bildet. Nur waren damals die technischen Voraussetzungen nicht gegeben zu den errechneten Koordinaten von Eolomea zu gelangen.
Auf einem Asteroiden in der Nähe der Station Margot sind der Navigator Daniel 'Dan' Lagny (Iwan Andonov) und Kun, der Lotse (Wsewolod Sanajew) stationiert. Daniel beteiligt sich an einem Abfangmanöver, als ein Schiff von der Erde ohne Erlaubnis Richtung Margot startet. Es reagiert auch nicht auf Funksprüche. Während Maria mit einem Team von der Erde aus hinterher düst, gelangt Daniel (der einmal eine kurze Liaison mit Maria hatte) schon früher auf die Margot, kann dort aber nichts weiteres feststellen. Sie werden gemeinsam Zeuge, wie plötzlich die verschwundenen Schiffe von der Margot zu einem unbekannten Ziel aufbrechen...
Auch wenn sich hier alles um einen fremden Planeten dreht, so geht es in Eolomea weniger um fremde Himmelskörper, Kämpfe im All oder Aliens, sondern vielmehr um den Menschen und die Erfüllung seiner Träume. So sind Szenen auf wilden Planetenoberflächen hier eher die Ausnahme, stattdessen gibt es mehr ruhigere Tricksequenzen im All (wobei die Flüge der Raumschiffe extrem starr aussehen). Jeder der Beteiligten hat oder hatte einen Traum, den er sich zu erfüllen wünscht. Für einige erfüllt sich dieser Traum, andere müssen schmerzlich darauf verzichten, wie z.B. der Lotse. Sein Traum ist es, seinem Sohn, den er jahrelange nicht gesehen hat und den er immer noch den "Kleinen" nennt, einmal die Erde zu zeigen, da er schon im All geboren wurde. Als er dann erfährt, daß der Kleine zu den vermißten Raumfahrern gehört, verliert er seinen Lebenswillen. Obwohl die Menschen die Erde verlassen haben, so sind die ursprünglichen Probleme und Visionen immer noch vorhanden.
Im Gegensatz zu den vorhergehenden SF-Filmen der DEFA (Der Schweigende Stern und Signale - Ein Weltraumabenteuer), basiert Eolomea nicht auf einen Roman, sondern das Drehbuch wurde alleine für das Studio geschrieben. Zudem ist der Film glücklicherweise nicht mit ganz so viel Pathos und politischen Seitenhieben versehen wie Der Schweigende Stern, sondern gibt sich insgesamt neutraler, die Charaktere wirken glaubwürdiger. Zwischendurch wird die normale Handlung noch von der Geschichte zwischen Daniel und Maria unterbrochen, als die beiden sich auf seinem Erdurlaub auf den Galapagos-Inseln kennenlernen. Unterstützt durch typische Easy-Listening Musik der 70er, südliches Ambiente und einer leichtbekleideten Maria, entsteht dabei ein Hauch von Sleaze-Atmosphäre, die fast einer Jess Franco Produktion Ende der 60er hätte entsprungen sein können. Hauptdarstellerin Cox Habbema sorgt vereinzelt für einen leichten Hauch von Erotik, den man in so einer Produktion nun gar nicht erwartet. Heutzutage betrachtet wirkt der Film natürlich ein wenig angestaubt und kann nicht mit den zeitlosen Highlights des Genres verglichen werden. Es ist ein nettes Filmchen geblieben, daß aber vielen Leuten als zu langweilig erscheinen dürfte.
Ebenso wie die DVD von Der Schweigende Stern bietet Icestorm eine DVD mit guter Bild- und Tonqualität, wenn auch bei Eolomea mehr Schäden am Filmmaterial zu sehen sind als beim nichtssagenden Stern. Allerdings ist das nicht so störend, daß es den Filmgenuß beeiträchtigen könnte. Das Bonusmaterial ist fast identisch, wenn natürlich auch die Filmographie und die Bio auf Regisseur Zschoche zugeschnitten sind.
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