(Ein Review von Carsten Henkelmann)
An einem See liegt idyllisch das Ferienlager Camp Blackfoot. Doch bedrohliche Schatten huschen durch die Nacht. Es sind einige Kids aus dem Lager, die dem versoffenen und brutalen Lagerleiter Cropsy (Lou David) einen derben Streich spielen wollen. Allerdings gerät ihr Plan außer Kontrolle, Cropsy steht in Flammen, stürzt in den See und wart nie wieder gesehen... Lapidarer Kommentar eines der Kids: "Der ist hin." Ja, der Junge hat die Lage erfasst. Eine Woche später liegt Cropsy im Hospital, zu einem Schicksal als verbrannte Wasserleiche reichte es dann doch nicht. Seine Haut sieht aber schlimmer aus als die einer Person, die unter einem Solarium lag, das versehentlich an den Starkstromanschluss geklemmt wurde. Nach 5 Jahren erfolgt die Entlassung Cropsys in die zivilisierte Welt. Durch Sprachfetzen wird vermittelt, dass eine vollständige Heilung seiner Haut nicht wirklich geglückt ist, er aber trotzdem nicht so böse auf die kleinen Buben von damals sein soll. Dies hält er zumindestens zum Teil ein, denn sein erstes Opfer ist eine billige Prostituierte, die er mit einer großen Schere malträtiert.
Dies muss ihm ziemlichen Spaß gemacht haben, denn schon kurze Zeit hält er sich mit einer großen Gartenschere als Phallusersatz bewaffnet in der Umgebung von Camp Stonewater auf. Das wurde ganz in der Nähe des mittlerweile abgebrannten Camp Blackfoots aufgebaut. Camp Stonewater ist eines dieser Ferienlager, die man mittlerweile durch die ganzen US-Slasherfilme hassen gelernt hat: rattige Jungs, deren einziger Kontakt zum weiblichen Körper bisher die schon lange nicht mehr zugängliche Mutterbrust war, geifern Mädels in knappen Bikinis hinterher, die auch noch fieserweise mit dem Ar... äh... Hintern direkt in die Kamera wackeln. Während der obligatorischen Duschszene, in der das Shampoo stilvoll über noch nicht ganz vollständig ausgewachsene Teeniebrüste herunterläuft, erschreckt der als Freak verschriehene Alfred (Brian Backer) die knackige Sally (Garrick Glenn) in der Mädchendusche und bekommt dafür einen Einlauf von den Lagerleitern Todd (Brian Matthews) und Michelle (Leah Ayres). Todd war übrigens einer der Jungs, die damals für Cropsys flammenden Abgang verantwortlich waren, aber das nur so am Rande. Als weiteres Problem für Alfred entpuppt sich der halbstarke Glazer (Larry Joshua), der seinen niedrigen Intellekt durch Muskeln zu kompensieren versucht. Denn Glazer ist scharf auf Sally und will ihr im Laufe des Films des öfteren vermitteln, wo er überall Muskeln aufgebaut hat.
Nach einigen langweiligen Minuten des typischen Camplebens steht ein Kanuausflug unter der Leitung Todd und Michelles an und alle bisher näher vorgestellten Clearasilkonsumenten sind mit von der Partie. Nach einer Geistergeschichte Todds verdrücken sich Eddy )Ned Eisenberg) und Karen (Carolyn Houlihan) in die anliegenden Wäldchen. Eddy ist scharf auf Karen, die befürchtet aber das Schicksal als eine von vielen in Eddies Rammelstatistik zu enden. Zu einem kleinen Band in einem See lässt sie sich aber überreden und der Zuschauer wird zum ersten und auch einzigen Mal mit "Full Frontal Nudity" konfrontiert. Nur fehlt diesmal das Shampoo. Eddie, der kleine schleimige fiese, möchte ihr mal zeigen was eine Wasserschlange ist, aber Karen hat Angst vor Schlangen und verläßt die überdimensionale Badewanne. Ein böser Schelm hat inzwischen ihre Klamotten versteckt und so darf sie noch ein wenig im Evakostüm durch den Wald rennen und ihre eh schon spärlichen Kleidungsstücke aufsuchen. Man ahnt schon, Cropsy ist behilflich und zeigt ihr mal was eine Harke, äh, Schere ist. Karen ist am nächsten Morgen nicht aufzufinden, die Kanus verschwunden und irgendwie liegt etwas bedrohliches in der Luft...
Sorry, wenn das jetzt ein böser Verriss geworden ist, aber irgendwie bot sich der Film dafür an. Und wer meint, ich habe zuviel von der Handlung verraten, dem sei gesagt, dass der Film ungefähr soviele überraschende Wendungen aufweist wie der Spielplan der Fussball-Bundesliga... The Burning ist einer der vielen Nachfolger von Friday the 13th. Durchschnittliche Teenager treffen in einem durchschnittlichen Film auf einen durchschnittlichen Killer. Die Charaktere sind die in solchen Filmen häufig vorkommenden Stereotypen: der Außenseiter, der nie eines der Mädels abbekommen wird, der angeberische dumme Muskelprotz, der Sex mit einem Sprint verwechselt und dort auch immer der erste sein muss, der respektable Lagerleiter, der die Lagerleiterin poppen darf sowie die obligatorischen Teeny-Randfiguren, die nur durch ihre Art zu sterben im Gedächtnis haften bleiben. Probleme im Lagerleben werden mit Dialogen gelöst wie:
Hör mal Todd, der ist sexuell total pervertiert.
Was verlangst Du von mir, soll ich ihm die Eier abschneiden?
Gestorben wird hier zumindestens satt und reichlich und auch einigermaßen blutig. Die Special-FX gehen auf Tom Savinis Konto, dessen bekanntesten Arbeiten in dem Zombieklassiker Dawn of the Dead (aka Zombie), dem düsteren Slasher-Psychodrama Maniac und, um mal einen neueren Film zu nennen, in dem Vampirspaß From Dusk till Dawn zu sehen sind. Allerdings geschehen die einzelnen Morde immer recht fix und man bekommt wohl mit, was passiert, aber die Kamera hält nicht unnötig lange auf die blutigen Details drauf. Mit überwältigenden schauspielerischen Leistungen brauch man natürlich auch nicht zu rechnen. Die Schauspieler sind größtenteils unbekannt und tauchten später zumeist in amerikanischen TV-Serien oder unbedeutenden Nebenrollen auf. Für Holly Hunter und Jason Alexander war The Burning allerdings ihr Spielfilmdebut. Während Alexander in bekannteren TV-Serien wie Seinfeld, Friends oder auch mal Star Trek: Deep Space Nine auftauchte, ist Holly Hunter schon etwas bekannter. Den meisten wird sie wahrscheinlich in Raising Arizona (Arizona Junior) zum ersten Mal begegnet sein, ihre ganz bekannten Auftritte hat sie aber in The Piano (Das Piano), Crash und O Brother, where art thou?. In The Burning darf sie immerhin einen ganzen Satz sagen.
Slasherfilme sind allgemein nicht so mein Fall und The Burning konnte mich ebenfalls nicht wirklich begeistern. Er ist immerhin einigermaßen solide inszeniert, auch wenn er über die genretypischen Grenzen nicht hinweg kommt. Wer aber die Friday... Filme mag und sich auch mit Plagiaten wie die Sleepaway Camp Reihe anfreunden kann, könnte an diesem Streifen wohl gefallen finden. Er ist simpel gestrickt, bietet Effekte von Savini und lässt ab und zu mal ein paar Mädels nackt durch die Gegend flitzen. Glücklicherweise vermeidet er ein offenes "obacht, evtl. kommt ein zweiter Teil!" Ende.
Die DVD von Dragon präsentiert den Film im 4:3 Format. Ob das dem Originalformat entspricht weiß ich nicht, allerdings kam mir nichts an den Seiten abgeschnitten vor. Der Transfer ist allerdings eine Zumutung. Die Farben sind blass, Schärfe und Kontrast erinnern am schlimmste VHS-Zeiten. Zudem sind die Nachtszenen insgesamt recht dunkel, so dass sich Details kaum erkennen lassen. Flächenrauschen macht sich ebenfalls bemerkbar. Auf der akkustischen Seite liegt der englische Originalton vor sowie die deutsche Synchro, beide in Mono. Der deutsche Ton hat zu Beginn ein leichtes Brummen, dass aber mit der Zeit abnimmt und irgendwann ganz verschwindet. Der englische Ton ist in Ordnung, klingt nur ab und zu etwas dumpf. Das Bonusmaterial ist bei Filmen dieser Art üblicherweise nicht recht umfangreich und diese DVD bildet da auch keine Ausnahme. Neben einige Filmographien gibt es eine selbstlaufende Bildergalerie, die ihre Motive aber recht klein in der Mitte präsentiert, anstatt das volle Bild auszunutzen. Die Galerie ist unterlegt mit einem Stück des Soundtracks und zeigt Szenenausschnitte, Aushangfotos und Coverartworks. Abschließend gibt es noch den Trailer zu sehen, der so gut wie alle Morde zeigt und in einer noch schlechteren Qualität als der Hauptfilm vorliegt.
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03.08.2004, 13:22:53 Ripper
Naja eigendlich nur ein Freitag der 13th Abklatsch.
Einmal gesehen das reicht.
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11.10.2004, 21:26:10 Exhumer ( )
Wieder ein Slasher-Movie, der auf der "Helloween" und "Freitag, der 13." - Welle mitschwimmen wollte. In einer Rolle: Jason Alexander, der George aus "Seinfeld"... ziemlich ulkig. Aber wer einen wirklich guten Slasher von damals sehen will ( abgesehen von den beiden oben genannten Serien ) sollte mal in "Blutiger Valentinstag" reinschauen.