Film Daten

Titel:
The Ghoul
Originaltitel:
The Ghoul
Land & Jahr:
England 1933
Laufzeit ca.: ?
80 Min.
Regie:
T. Hayes Hunter
Darsteller:
Boris Karloff
Cedric Hardwicke
Ernest Thesiger
Dorothy Hyson
Anthony Bushell
Kathleen Harrison
Harold Huth
D.A. Clarke-Smith
Ralph Richardson
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - MGM
Label:
MGM
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.33:1 / 80:06
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch, Französisch, Spanisch
Extras:
-

The Ghoul

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Der Ägyptologe Professor Morlant (Boris Karloff) liegt im Sterben. Kurz vor seinem Ableben gibt er seinem Diener Laing (Ernest Thesiger) noch genaue Anweisungen für seine Bestattung, die im ägyptischen Stil ablaufen soll. Mit ihm soll ein wertvoller Juwel begraben werden, das "Eternal Light". Dadurch soll es ihm ermöglicht werden, als Unsterblicher wieder aufzuerstehen. Sollte es gestohlen werden, wird er aufgrund eines Fluches als Untoter jeden ermorden, der mit dem Eternal Light zu tun haben wird. Morlant stirbt und wird nach seinem Wunsch begraben. Sein gieriger Finanzverwalter Broughton nutzt noch die Gelegenheit und öffnet Morlants Sarkophag, nur um zu entdecken, dass das Eternal Light bereits gestohlen wurde. Die einzigen Verwandten von Morlant sind sein Neffe Ralph Morlant (Anthony Bushell) und Betty Harlon (Dorothy Hyson). Beide erfahren erst nach der Beerdigung von dem Tod des Professors. Ralph hat im Gespräch mit Broughton das Gefühl, dass der aus irgendeinem Grund nicht will, dass Ralph zum Anwesen des Professors fährt. Er wird misstrauisch, sammelt Betty und ihre Freundin Kaney ein und in der gleichen Nacht fahren sie noch dorthin. Dort treffen sie auf den in der Nähe wohnenden Pastor Nigel Hartley (Ralph Richardson) und kurze Zeit später taucht auch noch der aus Arabien stammende Aga Ben Dragore (Harold Huth) auf, der angeblich den Professor noch aus Ägypten kennt. Während Ralph, Betty und Kaney eher ahnungslos sind was eigentlich in dem Haus vor sich geht, versuchen Broughton, Laing und Dragore den Juwel zu finden, was für einige Komplikationen und Chaos im Haus sorgt. Und dann wird Laing Zeuge, wie der verstorbene Professor, der den Diebstahl inzwischen bemerkt hat, aus seiner Grabkammer steigt...

The Ghoul - ScreenshotThe Ghoul - Screenshot

The Ghoul ist nicht nur ein unterhaltsamer Thriller mit Komödien- und Horrorfilmelementen, sondern auch eine echte Rarität des Gruselfilmsgenres, denn er galt lange Zeit in seiner ursprünglichen Fassung als verschollen, ein Schicksal das er mit Filmen wie z.B. der Lon Chaney Streifen London After Midnight teilte. Es existierten eigentlich nur drittklassige Videokopien des Films, die ihn nicht mal in seiner vollständigen Fassung zeigten, da einige Elemente nie aufgetrieben werden konnten. MGM haben es aber tatsächlich geschafft, nicht nur den Film vollständig auf DVD zu veröffentlichen (bislang leider nur in den USA), sondern auch noch in einer Qualität die man nie erwartet hätte. Dazu aber später mehr.

Zunächst zum Film. Der beginnt zunächst wie eine weitere Adaption einer typischen "Fluch der Mumie" Geschichte. Morlant wird begraben, seinem Leichnam ein Artefakt gestohlen und er steht von den Toten wieder auf um Rache zu nehmen. Dies nimmt dann mit dem Erscheinen sämtlicher Personen, die irgendwie in Verbindung mit Morlant standen, einen Dreh Richtung Erbschaftskrimi innerhalb eines Gebäudes, in dem auch gut Filme wie The Haunting (Bis das Blut gefriert) hätten gedreht werden können. Ralph, Betty und Kaney sind eher die unbeteiligten Dritten, werden aber schnell in den Strudel aus Zwietracht, Diebstahl und sogar Mord mitgezogen. Schließlich vermischen sich die beiden Handlungsstränge und die Möchtegern-Juwelendiebe müssen zusätzlich noch dem Untoten aus dem Weg gehen. Gewürzt wird das ganze mit einer leichten Prise britischen Humors. Gerade Kaney wird nervig-überspitzt dargestellt. Kaum hat sie einen Blick auf Dragore geworfen, läßt sie ihn kaum aus den Augen, was ihn natürlich bei seinem Vorhaben mehr als behindert.

The Ghoul - ScreenshotThe Ghoul - Screenshot

The Ghoul markiert die Rückkehr von Boris Karloff, nachdem er gerade mal ein Jahr zuvor noch in den USA in dem Klassiker The Mummy (Die Mumie) eben jenes Monster spielte. Der Film wurde sicherlich mit dem Hintergrund des Erfolges des Universal-Klassikers gedreht, wodurch sich der ägyptische Teil der Handlung erklären dürfte. Boris Karloff wiederholt quasi die Rolle der Mumie, nur das er diesmal nicht in Bandagen gewickelt wurde und bei weitem auch nicht so mächtig erscheint. Dies führt zu einer ziemlich eindimensionalen Darstellung seines Charakters. Als Mensch ist er ein schroffer alter Mann, der niemanden traut, als Wiederauferstandener ein halbes Monster, das außer einigen Grunzlauten nichts hervorbringt. Ansonsten entsprechen die meisten Personen in dem Film den typischen Klischees ohne Kanten und Ecken, weniger eine Schuld der Schauspieler, sondern mehr des Drehbuches. Auch ist die Regiearbeit von T. Hayes Hunter nicht die ausgereifteste. Das das Skript auf einem Roman bzw. einem Theaterstück basiert, merkt man insofern, dass es kaum richtige Kamerafahrten und Schwenks gibt. Stattdessen sind fast immer alle in einer Szene wichtigen Personen innerhalb des Bildes zu sehen, was teilweise wirklich das Feeling eines Theaterstückes hervorbringt. Da aber der Film recht unterhaltsam ist und irgendwie einen enormen Charme besitzt, kann man ihm seine Mängel noch verzeihen.

Das wirklich beeindruckende am Film ist aber die hervorragende Belichtung und Kameraarbeit von Günther Krampf, der unter anderem auch an dem Klassiker Nosferatu, eine Symphonie des Grauens mitgearbeitet hat. Fast jede Einstellung ist ein kleines Kunstwerk für sich, auch wenn die Kamera zumeist eine statische Position einnimmt. Die schwarz-weiß Bilder bauen eine herrliche Gothic-Atmosphäre auf und man sollte vor allem auf die teilweise originelle Schattenwürfe achten. In einer Szene, als Dragore vom außen Morlant beobachtet, wie er sein Juwel im Kerzenlicht bewundert, wirkt Morlants Schatten, als ob er eine viel imposantere und größere Figur wäre oder gar, als ob der Schatten ein Eigenleben führt. Durch das Mitwirken von Krampf ist sicherlich auch der Einfluss des deutschen Expressionismus (z.B. Das Cabinett des Dr. Caligari, Nosferatu) zu erklären, der hier zwar nicht so extrem in die Bilder mit einwirkt, aber doch deutlich zu erkennen ist. Wie z.B. in der Küche, als Laing den Untoten Morlant am Fenster entdeckt.

The Ghoul - ScreenshotThe Ghoul - Screenshot

Nun zur Historie dieses Films. The Ghoul verschwand schon wenige Jahre nach seiner Premiere in der Versenkung und selbst in England, wo er ja produziert wurde, war er nicht mehr aufzufinden. Es existierte angeblich weder das original Negativ noch eine Kinokopie. Erst 1969 konnte in einem Prager Filmarchiv noch eine halbwegs erhaltene Kinokopie gefunden werden, die zudem noch Tschechische Untertitel aufwies. ([1][2]) Als MGM dann den Film für einen DVD-Release planten, nahm das Restaurationsteam unter der Leitung von James Owsley Kontakt zum Britischen Film Institut und Carlton Visual Entertainment Ltd. auf. Zur allgemeinen Überraschung konnte das original Nitrat-Material und ein Sound Master gefunden werden. Das ist insofern erstaunlich, da Nitrat-Filmrollen sehr schnell irreparabel beschädigt werden, sobald sie längere Zeit unter ungünstigen Bedingungen gelagert werden. Das bedeutete allerdings nicht, dass der Film für die DVD von einem sehr guten Master gezogen werden konnte. Das Originalmaterial wies eine stattliche Anzahl an Verunreinigungen und Beschädigungen auf. Allerdings konnte zusätzlich noch auf eine sogenannte "Fine Grain Copy" zurückgegriffen werden, die bereits 1980 aus Sicherheitsgründen angefertigt wurde. Alle Makel an Bild und Ton wurden mit Hilfe moderner Software eliminiert, was nun in Form der DVD bewundert werden kann. [2]

Wie bereits angedeutet, bietet die DVD eine unglaublich gute Wiedergabe eines als verloren geglaubten Filmes. Aber damit nicht genug. Nicht nur, dass die Restauration dem Film ein Bild wiedergegeben hat, wie er es seit seiner Produktion wahrscheinlich nicht mehr gehabt hat. Die DVD verweist auch nahezu alle anderen DVDs von schwarz-weiß Klassikern der 30er Jahre auf die hinteren Plätze. Sieht man mal davon ab, dass die Handlung quasi immer nachts bzw. in dunklen Räumen spielt und das Bild daher allgemein eher dunkel ist, wird der Film mit einer exzellenten Schärfe und einem sehr guten Kontrast wiedergegeben. Und dabei ist nicht mal die sonst für Filme aus der Zeit so übliche Körnung vorhanden. Kein Rauschen, sei es vom Ursprungsmaterial oder vom dem DVD-Transfer, ist vorhanden. Auch die eigentlich für einen Film diesen Alters zu erwarteten Bildbeschädigungen wurden so gut wie komplett ausgemerzt. Hier bleibt keine andere Alternative, als dafür die Höchstnote zu zücken, denn selbst aktuelle Kinofilme können selten eine so beeindruckende Bildqualität auf DVD vorweisen.

The Ghoul - ScreenshotThe Ghoul - Screenshot

Mono bleibt Mono, sei die Tonspur auch noch so gut restauriert worden. Allerdings hat man es hier mit einer recht guten Monospur zu tun, denn Knackser und andere Störgeräusche sind quasi nicht vorhanden. Insgesamt ist der Sound ein klein wenig dumpf geraten, aber das ist bei einem Film dieses Alters auch nicht weiter verwunderlich. Optional lassen sich englische, französische oder spanische Untertitel einblenden, die sich durch ihre gelbe Farbe recht deutlich vom Hintergrund abheben und somit sehr gut zu lesen sind.

Extras sind absolut nicht vorhanden. Nicht mal ein Trailer oder eine Fotogalerie, was man mindestens erwarten sollte. MGM scheinen, trotz der aufwendigen Restauration, kein wirkliches Interesse daran gehabt zu haben, den Film entsprechend zu vermarkten. Nicht nur, dass die Ankündigung für die DVD damals eher verhalten-neutral war, sondern die DVD wurde auch noch mit einem absolut unpassendem Cover versehen, dass keine Rückschlüsse darauf schließen läßt, mit was für einem Film man es hier überhaupt zu tun bekommt. Nicht mal Boris Karloff wird auf dem Frontcover erwähnt.

Quellennachweis

[1] William K. Everson - "Klassiker des Horrorfilms"
[2] Artikel von Tim Lucas - Video Watchdog Heft #102, Seite 4-5

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 27.04.2004

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