Film Daten

Titel:
Die Todeskarawane der Shaolin
Originaltitel:
The Adventure
Land & Jahr:
Hongkong 1973
Laufzeit ca.: ?
87 Min.
Regie:
Li Su
Darsteller:
Wang Yu
Tien Yeh
Paul Chang Chung
Lee Seung
Lui Jun
Sit Hon
Liu Chu
Shan Mao
Tai Leung
Man Man
Yeung Fui Yuk
Ng Ho
Lung Fei
Chan Jan
Wong Hoi
Fai Wan
Cho Boot Lam
Seung Goon Leung
Wong Cheong Chi
Alternativtitel:
• Todesduell, Das
• Iron Fist Adventures, The
• Kuan-Pa
• Le Herós Mandschou
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - X-Rated
Label:
X-Rated
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 / 86:41
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Deutscher Trailer
  • Bonusszene
  • Ursprünglicher Titelvorspann
  • Altes Videocover
  • Restaurationsdoku
  • Trailer: Evil Dead Trap / Hideki - The Killer / Straflager der Geschändeten / Das Camp der gelben Tigerinnen / Tokugawa 2 / Wir sind die grössten Knochenbrecher

Die Todeskarawane der Shaolin

(Ein Review von Frank Meyer)

Unter den 7 Trauerweiden, die den Weg in das Land des Wan-Clans weisen, wird der Goldtransport von Meister Lo Lao Lin vom Banditen Shu und seiner Bande überfallen. Wang Yu, einer der wenigen Überlebenden des Blutbads, schwört den Mördern seiner Freunde grausame Rache....

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

10 Jahre nach dem Überfall kehrt er an den Ort des Massakers zurück. Auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Tod seines großes Vorbildes Lo, hat Wang Yu als Begleiter von Handelskarawanen das Land durchquert und ist zu einem gefürchteten Kämpfer und engen Verbündeten der Familie Wan geworden. Aber im Clan sind seit dem Tod des Familienoberhaupts Machtkämpfe um dessen Nachfolge ausgebrochen, und hinter der vermeintlich freundschaftlichen Fassade lauern Verrat und Intrigen. Schnell stellt sich heraus, dass es ein Verräter aus den Reihen der Wans ist, der sich mit Shu und seinen Schergen eingelassen und den Tod von Meister Lo zu verantworten hat. Nachdem weitere Familienmitglieder des Clans Attentaten zum Opfer fallen, spitzt sich die Lage für Wang Yu immer weiter zu, bis es schließlich zum entscheidenden Duell zwischen ihm und dem Drahtzieher der Verschwörung kommt - auf Leben und Tod versteht sich...

Der Titel ist wie kaum anders zu erwarten völliger Blödsinn. Wer auf den Auftritt der Shaolin wartet, dem wird wohl das Popcorn schlecht werden; denn kahlköpfige Kampfmönche gibt es hier weit und breit keine zu sehen, und auch die tödliche Karawane entpuppt sich letztendlich als handelsreisende Randgruppe von nicht unbedingt zentraler Bedeutung.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Nach einer herrlich klassisch anmutenden Einleitung, in der die Geschichte der 7 Trauerweiden erzählt wird, stapfen die Protagonisten mit russischen Fellmützen durch die Taiga, liefern sich mit Vorliebe Messerkämpfe und ballern mit antiquierten Handfeuerwaffen um sich. Insbesondere zu Beginn wirkt Die Todeskarawane der Shaolin beinah wie ein mongolischer Gangsterfilm - was, wenn man wie ich aufgrund von Cover und Hauptdarsteller unwissenderweise einen typischen Wang Yu-Film erwartet, zunächst einmal eine herbe Enttäuschung sein kann. Aber mit etwas mehr Distanz entwickelt das Ganze doch einen ganz eigenen Charme.

Um es ganz klar zu sagen: Hier hat man es sicher nicht mit einem typischen Vertreter des Eastern-Genres zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine asiatische Produktion, die ganz offensichtlich stark von der seinerzeit rollenden Italowestern-Welle beeinflusst worden ist. Banditen, Verräter in den eigenen Reihen und Rache sind zwar Motive, die für den klassischen Eastern ebenso typisch sind wie für den Spaghetti-Western, aber die Umsetzung spricht da insgesamt doch eine deutliche Sprache. Abgesehen davon, dass ein Pferd wohl selten eine Schlüsselrolle in einem Eastern spielt, erinnert schon die karge nasskalte Landschaft ein ums andere Mal an diverse Corbucci-Filme. Am Ort des Massakers unter den Trauerweiden könnte man fast meinen, noch die Schleifspuren von Djangos Sarg im Matsch zu entdecken. Oder wenn einer der Verschwörer im Gasthaus mit gesenktem Blick seine Lakaien instruiert und wir nur Kinn und Lippen unter seinem schwarzen Hut hervorragen sehen - typischer geht es wohl kaum. Umgekehrt ließe sich die Szene, in der Wang Yu nach einem Kampf verbeult, dreckig und blutverschmiert in einer Art Stall einen der Verräter stellt, ebenso problemlos in einem x-beliegen Italowestern unterbringen. Und nimmt man allein die Schlusssequenz , in der der staubige Wüstenwind durch die Stadt weht und in der nächsten Einstellung unser Held auf seinem Gaul davon reitet, könnte der unterlegte Soundtrack ebensogut von Luis Bacalov, Bruno Nicolai oder sogar Morricone himself sein - zumindest bis der asiatische Sänger loslegt. Umso interessanter sind diese Italo-Einflüsse, wenn man bedenkt, dass bspw. Sergio Leone wiederum ursprünglich massgeblich vom asiatischen Kino beeinflusst worden ist. Welchem Einfluss einer der Bösewichte die durchweg irgendwie deplaziert wirkende Sonnenbrille zu verdanken hat, sei jetzt mal dahingestellt.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Wohlmöglich sind ja die dicken Taiga-Wintermäntel daran Schuld, dass allzu filigrane Technik auf der Strecke geblieben ist, aber vom Martial Arts-Aspekt her wird der Film eingefleischte Spezialisten sicher nicht sonderlich vom Hocker hauen. Die Kampfszenen sind insgesamt wenig spektakulär, wobei man sie vielleicht am Besten als eine Mischung aus fernöstlicher Kampfeskunst und Wildwest-Prügelei beschreiben könnte, so daß auch hier der Italo-Einfluß deutlich zu spüren ist und durchaus schon mal ab und an Assoziationen mit Hau-Druff-Action a la Terence Hill aufblitzen können. Erfreulicherweise allerdings ohne unpassenden Comedy-Faktor; denn auch wenn hier keine Kunstblutrekorde gebrochen werden, fallen die Kämpfe doch recht blutig und brutal aus.

Die deutschen Synchronisation ist zum Teil wieder mal recht abenteuerlich geraten, und man gewinnt nicht unbedingt den Eindruck, dass die Sprecher (u.a. Ralf Wolter als sonnenbebrillter Konspirant) sich hier sonderlich angestrengt hätten, eine ernsthaft gute Leistung abzuliefern. Gäbe es eine alternative Originalfassung mit Untertiteln, wäre diese unfreiwillige Komik ja ansich ein ungetrübtes Vergnügen. Aber so hängt es wohl davon ab, ob man als Synchro-Nostalgiker und Freund derartiger Einlagen augenzwinkernd seinen Spaß damit hat, oder aus puristischer Sicht der Ärger überwiegt, dass ein im Original vermutlich ernsthafter Film streckenweise als Lachschlager daherkommt. Denn es wirkt schon ein wenig skurril, wenn bspw. einem der Bösewichte, nachdem er sich gezwungen sah, seine eigene Frau zu töten, damit sie seine Pläne nicht verrät, zu seinem verzweifelten Gesichtsausdruck der maulige Satz "Ich will hier endlich der Chef werden!" in den Mund gelegt wird.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Obwohl der Film mit Jimmy Wang Yu (Duell der Giganten, Das Goldene Schwert des Königstigers, Die Todesbucht der Shaolin) einen der größten Stars des Fernost-Kinos der 70er Jahre aufzuweisen hat, findet man selbst im World Wide Web kaum weitere Infos. Nicht einmal hinsichtlich Produktionsland und -jahr sind die Angaben eindeutig, und so stehen Hongkong (1976) und Taiwan (1972) zur Auswahl. Ich würde tippen, dass die Taiwan-Variante zutrifft, da Wang Yu zu Beginn der 70er Jahre für einige Filme mit dem taiwanesischen Regisseur Ting Shan-Hsi gearbeitet hat. Sowohl das äußere Erscheinungsbild von Jimmy Wang Yu, der hier noch mehr nach One Ormed Swordsman als nach Duell der Giganten aussieht, als auch die Italowestern-Einflüsse sprechen eher für ein früheres Produktionsjahr. Völlig auf dem falschen Dampfer ist übrigens der Eintrag in der IMDb, der Die Todeskarawane der Shaolin als Alternativtitel für Zhan Shen Tan (aka Die Todesbucht der Shaolin) führt.

Wang Yu hat von 1965 bis heute in über 60 Filmen gespielt und zum Teil auch gleich die Regie übernommen, aber dem Normalo-Fernsehzuschauer dürfte er wahrscheinlich am ehesten von den RTL2-Endloswiederholungen von Das Todeslied des Shaolin bekannt sein, da der Film dort seit geraumer Zeit fast 1-2x pro Monat im Nachtprogramm läuft. Als typisch, zumindest für die bekannteren Wang Yu-Filme, sind wohl die überdrehten und nicht unbedingt realistischen Kampfszenen anzusehen, womit er ziemlich genau die Form des asiatischen Kampfsportkinos verkörpert, gegen die sich Bruce Lee ausgesprochen hat. Zu den Rollen mit denen sich Wang Yu einen festen Platz im Herzen zahlreicher Fernost-Filmfans gesichert hat, gehören zweifellos die des One Armed Swordsman und des One Armed Boxers. Vielleicht sollte in diesem Zusammenhang auch nicht unerwähnt bleiben, dass seine Rolle in Savage Killers/Tiger And Crane Fists die Vorlage für den "Chosen One" in Steve Oedekerks Martial Arts-Parodie Kung Pow - Enter The Fist geliefert hat.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Zu den weiteren Beteiligten finden sich zumindest im nicht-asiatischen Raum keine weiteren Infos. Weder Regisseur Wang Scott noch die übrigen genannten Hauptdarsteller tauchen unter diesen Namen in anderen Produktionen auf. Einige Gesichter wirken zwar irgendwie vertraut, wie z.B. das des Schauspielers, den ich in Anlehnung an sein nagetierähnliches Aussehen und seinen Rollencharakter mal einfach "die Ratte" taufen möchte (wer den Film kennt, wird sofort wissen, von wem die Rede ist). Um da genauere Zuordnungen treffen zu können, muss man wohl ein wirklicher Kenner des Genres sein.

Alles in allem ist Die Todeskarawane der Shaolin ein durchaus sehenswerter Streifen, wenn man ihn denn zu nehmen weiß und nicht mit allzu falschen Erwartungen herangeht. Ein wenig Kuriosität, ein kleines bißchen Rarität und als Bindeglied zwischen Eastern und (Spaghetti-)Western ebenso interessant, wie als ein Film, in dem man den legendären Jimmy Wang Yu in einer etwas anderen Rolle zu sehen bekommt. Mal ganz davon abgesehen, dass bisher in Deutschland kaum ein Wang Yu-Film offiziell auf DVD erschienen ist und die Scheibe für Fans deshalb ohnehin Pflichtprogramm sein dürfte, halte ich persönlich die Parallelen zum Italowestern für den interessanteren Aspekt und aus cineastischer Sicht allemal für das weitaus bessere Kaufargument.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Bei der auf der X-Rated-DVD enthaltenden Fassung handelt es sich um die ungekürzte deutsche Originalversion, die allerdings mit der alten Kessler Brothers-Videofassung identisch ist. Bild und Ton sind insgesamt annehmbar. Ein Hinweis auf die stellenweise nur mäßige Bildqualität findet sich fairerweise bereits auf dem Klappentext der DVD. Wie in der enthaltenden Bilderdoku zur Restauration beschrieben, wurde für die Abtastung die letzte noch existierende 35mm Kinorolle verwendet, wobei aber nicht alle Störungen und Verschmutzungen beseitigt werden konnten. Hauptsächlich sind es dementsprechend dann auch Schlieren und Helligkeitswechsel, die ins Auge fallen und stellenweise insbesondere am unteren Bildrand für etwas Unruhe sorgen. Bei der Tonspur gibt es keine gravierenden Ausfälle zu bemängeln. Natürlich handelt es sich kaum um einen Leckerbissen für die Surround-Anlage, aber die Aussteuerung ist ausgewogen und die Dialoge gut verständlich.

Die Ausstattung der DVD ist zwar mager, aber liegt wohl immer noch über dem, was man im Normalfall bei einem solch kleinen Titel erwarten kann und darf. Als Bonus gibt es den deutschen Trailer, eine kurze Extra-Szene (in der man noch mal wunderbar sieht, inwieweit man es hier mit einem Italo-Eastern-Bastard zu tun hat), das Cover der deutschen Kessler Brothers-Videoveröffentlichung, den ursprünglichen Videovorspann (eher ein Witz am Rande als wirkliches Bonusmaterial), sowie eine Bilderreihe zur Dokumentation der Restaurationsarbeit. Darüberhinaus enthält die DVD noch 6 weitere mehr oder minder interessante Trailer zu Asia-Titeln, die bei X-Rated erschienen sind.

Die Todeskarawane der Shaolin - ScreenshotDie Todeskarawane der Shaolin - Screenshot

Bedauerlich ist wie bereits im Zusammenhang mit der Synchronisation erwähnt, eine fehlende Originaltonspur. Die wahlweise englische Untertitelung der deutschen Synchronfassung schielt offensichtlich auf ausländisches Käuferpotential, was angesichts der Tatsache, dass in den USA bereits im November 2003 eine Double-Feature-DVD von Ventura Distribution erschienen ist, die neben Die Todeskarawane der Shaolin (unter dem Titel Iron Fist Adventure) zusätzlich den Film Thundering Ninja enthält, als zweifelhaftes Unterfangen erscheint. Trotzdem wäre es bestimmt interessant zu sehen, wie die US-DVD im Vergleich mit der X-Rated-Scheibe abschneidet.

Man kann sich durchaus fragen, ob X-Rated sich mit der eingeschlagenen Vermarktungsstrategie unbedingt einen Gefallen getan hat. Warum den Film nicht einfach als das bewerben, was er ist? Zugegeben: Der Shaolin-Titel klingt sicherlich aufregender als Das Todesduell oder Iron Fist Adventure, aber wenn der Titel schon falsche Erwartungen weckt, warum dann noch obendrein ein Cover wählen, das nicht nur keinen Bezug zum Film hat, sondern ganz nebenbei auch bereits in lediglich minimal anderer Form für diverse Video- und DVD-Veröffentlichungen des Streifens Die 7 Kampfmaschinen des Todes zum Einsatz gekommen ist? Na, zumindest wurde nicht auf den völlig schwachsinnigen Klappentext der Kessler Brothers-Videoveröffentlichung zurückgegriffen. Obwohl "Die Helden werden aus ihren Urnen steigen, dann wird sich die Erde färben vom Blut des Bösen." wäre auch irgendwie lustig gewesen...

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 26.09.2004

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