Film Daten

Titel:
Freaks
Originaltitel:
Freaks
Land & Jahr:
USA 1932
Laufzeit ca.: ?
62 Min.
Regie:
Tod Browning
Darsteller:
Wallace Ford
Leila Hyams
Olga Baclanova
Roscoe Ates
Henry Victor
Harry Earles
Daisy Earles
Rose Dione
Daisy Hilton
Violet Hilton
Schlitze
Josephine Joseph
Johnny Eck
Frances O'Connor
Peter Robinson
Alternativtitel:
• Freaks - Missgestaltete
• Forbidden Love
• Nature's Mistakes
• Monster Show, The
• Freaks - kummajaiset
• Freaks - La monstrueuse parade
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Warner Bros.
Label:
Warner Bros.
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.33:1 / 61:43
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 1.0
Untertitel:
Englisch, Französisch, Spanisch
Extras:
  • Audiokommentar von David Skal
  • Special Message Prologue
  • Dokumentation "Freaks: The Sideshow Cinema"
  • Alternative Enden

DVD Daten

DVD Cover - Warner Bros.
Label:
Warner Bros.
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.33:1 / 59:53
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 1.0
Untertitel:
Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Holländisch, Italienisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Englisch
Extras:
  • Audiokommentar von David Skal
  • Special Message Prologue
  • Dokumentation "Freaks: The Sideshow Cinema"
  • Alternative Enden

Freaks

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Der kleinwüchsige Hans (Harry Earles) schwärmt für die hübsche und normal gewachsene Artistin Cleopatra (Olga Baclanova), was seine bisherige Freundin, die ebenfalls kleinwüchsige Frieda (Daisy Earles) nicht gerne sieht. Cleopatra ist zunächst eher amüsiert von Hans Ambitionen und Komplimenten und vergnügt sich stattdessen mit Hercules (Henry Victor). Als sie aber davon erfährt, dass Hans ein großes Vermögen geerbt hat, sorgt sie dafür, dass sie und Hans heiraten, mit dem Plan ihn danach "erkranken" zu lassen, um schließlich in Besitz seines Vermögens zu kommen. Der Hochzeitsabend wird eine Farce und ihr Plan geht fast auf. Aber sie hat die Rechnung ohne die anderen "Freaks" gemacht...

Freaks - ScreenshotFreaks - Screenshot

1932 war das Kinopublikum auf einen Film wie Freaks nicht vorbereitet, der eine Gruppe von mißgestalteten und behinderten Menschen in den Hauptrollen zeigte. Der Film sorgte für heftige Kontroversen, bekam fast durchweg nur schlechte Kritiken, musste wegen des damals herrschenden Production Codes (eine Art Zensurrichtlinie) mehrmals umgeschnitten oder gekürzt werden und wurde schließlich zu einem kapitalen Flop an den meisten Kinokassen. Regie führte niemand geringerer als Tod Browning, der ein Jahr zuvor mit Dracula der Universal einen enormen Erfolg beschert hatte und zuvor einige Male mit der Horror-Ikone Lon Chaney zusammenarbeitete.

Freaks ist aber keineswegs einfach eine Freakshow, die die Behinderungen der Protagonisten dazu ausnutzt, für ein unwohles Gefühl beim Zuschauer zu sorgen. Ganz im Gegenteil. Wie kaum in einem Film zuvor und danach werden hier die Behinderten als Menschen mit ganz normalen Gefühlen und Emotionen dargestellt. Eine Frau (die "Dame mit Bart") wird Mutter und der Vater (das "Lebende Skelett") freut sich und alle anderen mit ihnen, zwei siamesische Zwillinge möchten heiraten und Hans und Frieda haben Beziehungsprobleme. Aber auch bei den normalen Menschen gibt es die üblichen Spannungen und Ärgernisse. Die Handlung ist im Kern eine menschliche Tragödie, in der Hans die Hauptrolle spielt.

Freaks - ScreenshotFreaks - Screenshot

Der Film beginnt mit einer kurzen Einleitung, in der ein Jahrmarktschreier die Sensationen seiner Freakshow anpreist und dem schockierten Publikum etwas zeigt, was der Zuschauer selbst zunächst nicht sieht. Die Handlung des Films wird dann als Rückblende eingebaut, sobald der Mann beginnt die Geschichte seiner Sensation zu erzählen. Zunächst werden die wichtigsten Charaktere kurz vorgestellt. Hans und Frida, die hübsche Venus (Leila Hyams) und der Clown Phroso (Wallace Ford), Celopatra und Hercules, sowie die anderen Arbeiter im Zirkus. Die erste Hälfte des Films gestaltet sich fast wie eine Seifenoper, es wird das alltägliche Leben hinter den Kulissen dargestellt und die Beziehungen der Personen untereinander beleuchtet. Und gerade bevor es zuviel wird kommt die Kernhandlung durch. Cleopatra erfährt von dem Erbe von Hans und schmiedet einen Plan um an das Vermögen zu kommen. Jetzt kommen Elemente eines klassischen Krimis durch, was schließlich in einem bemerkenswertem Gänsehaut-Finale der ganzen Filmgeschichte mündet.

Als Zuschauer mag man sich zunächst nicht so wirklich an den Anblick der verschiedenen "Freaks" gewöhnen. Neben zwei armlosen Damen, mehreren Kleinwüchsigen, der Dame mit Bart, einer Person die halb weiblich, halb männlich ist und den "Pinheads", gibt es auch einen Mann, der weder Arme noch Beine besitzt sowie jemandem, der keinen Unterkörper hat. Für das in dieser Hinsicht wenig aufgeklärte Publikum der 30er Jahre mag das bestimmt nicht leicht zu schlucken gewesen sein. Aber gerade durch die Darstellung des alltäglichen Lebens, dem Zeigen von ganz normalen menschlichen Zügen bei diesen Menschen, wachsen sie dem Zuschauer ans Herz. Und wenn sich dann schließlich das Bild invertiert, die "normalen" Menschen wie die Freaks wirken, Cleopatra als einzige Reaktion auf die nett gemeinte Integration in die Gemeinschaft der "Freaks" nur "You dirty, slimy Freaks!" entgegegnet, zeigt der Film seine wahre Größe. Und das macht ihn zu einem zeitlosen, wenn auch vielleicht verstörenden Werk, das heute in der Filmlandschaft genauso wichtig ist wie damals und von jedem Filminteressierten gesehen werden sollte!

Freaks - ScreenshotFreaks - Screenshot

Die Metro-Goldwyn-Mayer Studios wollten mit Freaks an dem Erfolg der Horrorfilme von Universal anknüpfen und engagierten dafür gleich den Regisseur von Dracula: Tod Browning, der zuvor kurzzeitig die MGM Studios verlassen hatte um für Universal zu arbeiten. Der hat vor seinen Regisseurzeiten selbst in einem Zirkus und Variete-Shows gearbeitet und kannte daher das Leben hinter den Vorhängen. Mit Harry Earles, der eigentlich Kurt Schneider hieß und mit seiner Schwester Hilda - in Freaks als Daisy Earles gelistet - während der 1. Weltkrieges in die USA emigrierte, arbeitete er schon bei seinem Film The Unholy 3 zusammen. In diesem Film spielt Harry Earles an der Seite von Lon Chaney einen fiesen Gangster, der trotz seiner geringen Größe ziemlich gemein sein konnte. Das Drehbuch von Freaks basiert auf der Geschichte "Spurs" von Todd Robbins, der für das Drehbuch von The Unholy 3 verantwortlich war.

Warner USA waren die ersten, die den Film endlich auf DVD herausbrachten. Das das Bild bei einem über 70 Jahre alten Film nicht perfekt sein dürfte, sollte jedem klar sein. Man darf also keine Referenzleistung erwarten. Kleinere optische Schäden und Verschmutzungen des Originalmaterials sind immer zu erkennen, die Schärfe ist auch nicht optimal, was aber auch an dem damals verwendeten Filmmaterial liegen könnte. Der Kontrast geht noch in Ordnung, Filmkorn ist immer zu sehen. In den letzten Minuten des Films läßt die Qualität aber deutlich nach, da hier das Originalende wieder restauriert wurde und wohl aus einer anderen Quellen stammte. Helle Flächen überstrahlen enorm und die Schärfe läßt deutlich nach. In Anbetracht des Alters des Films wird man ihn aber wohl für die nächsten Jahre nicht in einer besseren Qualität sehen können.

Freaks - ScreenshotFreaks - Screenshot

Im Bereich des Tons sieht es natürlich auch nicht viel besser, aber auch nicht schlechter aus. Rauschen und Knackser sind immer wieder vernehmbar. Nicht ganz unproblematisch sind auch die Dialoge ausgefallen, die nicht nicht immer gut verständlich sind. Das hat aber zum einen mit dem Alter des Films und den damaligen Aufnahmetechniken zu tun, andererseits aber auch mit der nicht immer verständlichen Aussprache einzelner Personen. Glücklicherweise sind Untertitel zuschaltbar, die allerdings nicht ganz komplett sind. Wenn Hans z.B. plötzlich seine Kollegen in Deutsch (!) anraunzt, fehlen diese Sätze in den Untertiteln, alle englischen Dialoge sind aber enthalten.

An Extras gibt es zunächst eine "Special Proloque Message", die damals vor dem Film in den Kinos gezeigt wurde und kurz ganz allgemein auf mißgebildete Menschen und wie sie in der Geschichte behandelt wurden eingeht. Ein Hauptfeature ist aber der Audiokommentar von David Skal, der aber leider in seiner Qualität ein wenig enttäuschend ausfällt. Zwar vermittelt er einen Haufen an Informationen, gerade zu der Vergangenheit und dem weiteren Lebenslauf der einzelnen Schauspieler, allerdings sind diese Ausführungen immer wieder von längeren Pausen unterbrochen. Da Freaks mal gerade knapp über 60 Minuten lang ist, um so erstaunlicher, dass Skal nicht durchweg was zu erzählen hat. Andererseits füllt er mit seinen Ausführungen auch die Lücken, die damals durch Kürzungen entstanden, Szenen die heutzutage nicht mehr auffindbar sind.

Freaks - ScreenshotFreaks - Screenshot

Das zweite große Extra ist die einstündige Dokumentation "Freaks: The Sideshow Cinema", in der neben David Skal noch einige Zirkusexperten zu Wort kommen, wie auch Menschen die selber kleinwüchsig sind und als Schauspieler arbeiten. Zunächst geht die Dokumentation allgemein auf den Film und seine Entstehung ein, widmet sich dann dem Casting und vor allem den behinderten Darstellern im Detail. Jeder Schauspieler wird einzeln vorgestellt und etwas über ihre Vergangenheit und ihre weitere Karriere erzählt. Erst in den letzten 10 Minuten wird dann wieder auf die eigentlichen Dreharbeiten und die Reaktionen auf den Film eingegangen. Leider wiederholen sich hier aber einige Ausführungen von David Skal aus seinem Audiokommentar.

Der letzte Punkt des Bonusmaterial behandelt die alternativen Enden des Films, die von David Skal erklärt werden. Das original Ende, wie ursprünglich geplant, beleuchtete nicht nur das Schicksal von Cleopatra, sondern auch von Hercules, wurde aber nie gedreht, Skal erzählt aber wie es geplant war. Dann werden die drei unterschiedlichen Fassungen des Endes vorgestellt, wie man sie im Laufe der Jahre in verschiedensten Fassungen sah.

Die deutsche DVD ist, abgesehen von den Untertiteloptionen, identische zur US-DVD von Warner. Eine deutsche Tonspur gibt es nicht, obwohl für den Film eigentlich eine Synchronisation existieren müsste. Man muss ihn sich also grundsätzlich mit dem Originalton anschauen.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 07.11.2004
Letzte Textänderung: 08.11.2004

Leser-Kommentare

31.01.2007, 16:34:12 Dr. Martin

Der Film lief Anfang der 90'er auf RTL Plus in der Reihe "Hildes wile Horrorshow" komplett in einer eigens von RTL Plus angefertigten Synchro auf deutsch, komplett coloriert und mit alternativem Ende!

Das Jahr wo der Film lief war 1992!

19.12.2006, 19:48:00 Kappa ( Email schreiben )

Wieso gibt es denn keine Deutsche Tonspur?
Er war doch so oft im Fernsehn und das in Deutsch.

Das weiß leider niemand so genau. Ich würde mal vermuten, dass die Synchronisation die Arbeit eines TV-Senders war und nicht von Warner selbst angefertigt wurde und somit also Lizenzkosten für die Synchronisation fällig gewesen wären. Da der Film leider nur ein kleines Publikum anspricht, hätten sich diese Mehrkosten wahrscheinlich nicht gelohnt.

29.08.2006, 13:54:33 Rene Hoff ( Email schreiben )

Ich habe den Film selbst erst vor ein paar Tagen gesehen, in meiner Schule für Sozialwesen. Ich mache dort eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Auf Grund diesen Films sitze ich jetzt hier und löse meine Hausaufgaben. Beim Schauen des Films fand ich es sehr faszinierend, den "Missgestalteten und Freaks" zuzuschauen und fand es sehr imposant, wie der Spieß umgedreht wird. Jetzt zu erfahren, das es früher ein "Klassiker der Horrorfilme" war, erschreckt einen doch sehr, wo doch die Menschen nichts "böses" tun sondern einfach nur ihre Gefühle zeigen. Schade, das er nciht so bekannt ist.

31.05.2005, 13:01:41 Anima ( Email schreiben )

Ichhabe diesen Film gesehen, als ich ungefähr dreizehn war.Als filmverwöhntes Kind im Zeitalter der modernen Film-Technologie hat mich dieser Streifen fasziniert, aber nicht wirklich geschockt. Erschrocken war ich, als ich später gelesen habe, dass die Darsteller nicht mittels irgendeiner Technik"verkleidet", sondern tatsächlich so geboren worden sind. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie pikiert die damaligen Zuschauer in ihrer unaufgeklärten Zeit reagiert haben, man muss sich ja nur einmal anschauen, welche Reaktionen selbst heutzutage viele behinderte und "Missgestaltete" hervorrufen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass ein solches Meisterwerk von der Bildschirmfläche verschwunden ist.

17.12.2004, 13:59:40 elmar.fischl ( Email schreiben )

Eine sehr gute Beschreibung dieses wunderbaren Films.
Zu Hrn. Horn, meine Hochachtung für Ihr hervorragendes Gedächtnis bezüglich der deutschen Fernsehausstrahlung.
Ich möchte noch hinzufügen die Qualität der deutschen Syncronisation hat mir sehr gefallen und strahlte ein ganz besonderes Flair aus. Gesehen habe ich den Film auf BR 3.
Ich bin nicht informiert ob es möglich ist Sender als einzelner Zuschauer um eine Neuausstrahlung zu bitten, möchte mich hierzu ab gerne kundig machen.

08.11.2004, 12:43:15 Tom Horn ( Email schreiben )

"Freaks" ist ein einmaliges Filmerlebnis! In keinem anderen Film wird das Thema "behindert oder missgestaltet sein" humaner behandelt, und dass obwohl er in einer Freakshow spielt, wo die Protagonisten tagtäglich dem gaffenden Publikum ausgeliefert sind. Doch gerade diese Reflexion macht den Film und seine "Stars" so menschlich, was sie ja auch ohne Zweifel sind.
Und ja, es müsste natürlich eine synchronisierte, deutsche Fassung geben, lief nämlich vor einigen Jahren als Fernseh-Premiere (jahrelang verschollen, hiess es damals) im Ersten in der Neujahrsnacht.

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