Film Daten

Titel:
Dumplings
Originaltitel:
Dumplings
Land & Jahr:
Hongkong 2004
Laufzeit ca.: ?
87 Min.
Regie:
Fruit Chan
Darsteller:
Ling Bai
Pauline Lau
Mi Mi Lee
Tony Leung Ka Fai
Miriam Yeung Chin Wah
Miki Yeung
Alternativtitel:
Gaudzi
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - EMS
Label:
EMS
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 86:36
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Kantonesisch - DD 5.1
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Kurzfilmversion "Three... Extremes: Dumplings"
  • 2 Interviews mit Bai Ling
  • Making of
  • 2 Bildergalerien
  • Trailer
  • Bio-/Filmographien
  • Weitere Trailer: A Tale of Two Sisters / Koma / R-Point / The Unborn / The Machinist / Evil / Angulimala / Mahaut - Zeichen der Macht / Wishing Stairs
  • Booklet mit Liner Notes

Dumplings

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Die ehemalige Schauspielerin Lee (Miriam Yeung Chin Wah) will sich nicht mit dem natürlichen Alterungsprozess abgeben und wieder jünger und schöner aussehen. Sie sucht "Tante Mei" (Ling Bai) auf, die Teigtaschen kocht die angeblich verjüngend wirken sollen. Und tatsächlich, die Teigtaschen entfalten nach einiger Zeit ihre Wirkung und Lee sieht deutlich jünger aus. Bis sie entdeckt, was wirklich in den Teigtaschen verarbeitet wurde ...

Dumplings - ScreenshotDumplings - Screenshot

Dumplings entstand als Fruit Chans Beitrag zur asiatischen Kooperations-Horroranthologie Three... Extremes und parallel dazu auch als richtiger Spielfilm in üblicher Länge. Die Unterschiede scheinen auf den ersten Blick nur im Detail zu liegen, die Geschiche ist nachwievor die gleiche. Aber bei einem genaueren Blick stellt man fest, dass die Spielfilmversion einiges mehr zu bieten hat und als eigenständiges Werk eigentlich sogar besser funktioniert als komprimiert in Verbund mit zwei anderen, zudem etwas kunstvoller inszenierten Geschichten. Und Befürchtungen, dass die Handlung mit unnötigen Längen zu kämpfen hat, erweisen sich auch als Trugschluß. Wirkte Dumplings in Three... Extremes im Vergleich zu den anderen Episoden als recht konventionell, kann der Film nun seine volle Kraft entfalten und zudem noch einige neue Aspekte hervorheben.

Im Kern ist die Geschichte natürlich nicht viel anders ausgefallen. Dumplings ist eine als Horrorfilm verpackte Kritik an dem Jugendwahn der heutigen Gesellschaft. Mrs. Lee hat ihre Schauspielkarriere aufgegeben, weil sie sich dafür zu alt fühlt. Nun wendet sie sich an Tante Mei, deren Methoden ihr zwar irgendwie suspekt sind, aber es letztendlich akzeptiert und wobei es ihr auch nicht auf das Geld ankommt. Ihr einziges Anliegen ist es, endlich wieder jünger auszusehen und dabei auch wieder attraktiv für ihren Mann zu sein, der sie kaum noch beachtet und sich lieber mit jüngeren Frauen vergnügt. Zwielichtige Methoden werden bewußt in Kauf genommen und die Teigtaschen sind im Grunde nichts anderes als eine kulinarische Variante des Faceliftings. Aussehen ist alles was für Mrs. Lee zählt und geht dabei schließlich über Grenzen.

Dumplings - ScreenshotDumplings - Screenshot

Selbst wer bereits die kurze Version in Three... Extremes kennt, sollte sich trotzdem auch die Langfassung anschauen, die in einigen Punkten mehr ins Detail geht und einige zusätzliche Elemente aufweist. Natürlich sind einige bekannte Szenen länger ausgefallen, z.B. sind Dialoge zwischen Mrs. Lee und Tante Mei etwas ausführlicher. Aber daneben gibt es eine große Anzahl an neuen Elementen, womit teilweise Lücken gefüllt werden, die in der Kurzversion aufgetreten sind oder einfach wegen der kurzen Zeit nicht ausreichend beleuchtet werden konnten.

Dazu gehört vor allem Mrs. Lees Ehemann (Tony Leung Ka Fai). Spielte er in der Kurzversion nur am Rande eine Rolle, so gewinnt er hier deutlich mehr an Bedeutung. Vor allem als er persönlich auch in Kontakt mit Tante Mei kommt (was zu einer verdammt stürmischen Liebesszene führt). Auch wird die Nebenhandlung mit der Abtreibung bei dem jungen Mädchen etwas ausführlicher dargestellt, bleibt aber trotzdem immer noch ein Parallelstrang, der nur ab und an in den Mittelpunkt rückt. Zwischen Mrs. Lee und Tante Mei scheint sich auch sowas wie eine Freundschaft oder zumindestens ein Pakt aufzubauen, denn Mei besucht mit Lee zusammen ihr Haus, dass sich gerade im Umbau befindet und redet mit ihr über ihr Privatleben. Wo sich der Film aber ganz eklatant unterscheidet sind zwei Elemente, die im letzten Viertel auftauchen: die Geliebte von Mr. Lee bekommt hier plötzlich einen ganz anderen Stellenwert und das Ende an sich unterscheidet sich komplett von dem in Three... Extremes! Während das Ende in der Kurzfassung von einer gewissen düsteren Melancholie geprägt ist und noch einen seltsamen grotesken Moment beinhaltet, bietet die Langfassung ein sehr konsequentes und auch härteres Ende.

Dumplings - ScreenshotDumplings - Screenshot

Von der Form als Spielfilm profitiert aber vor allem die gelungene Kameraarbeit von Christopher Doyle (In the Mood for Love, 2046, Hero), die jetzt endlich ihre volle Wirkung entfalten kann. Durch den Zusammenschnitt als 35-minütiger Kurzfilm wurden viele Kamerafahrten und -einstellungen zerfleddert und mussten in kürzeren Abständen aneinander geschnitten werden. Die Spielfilmversion hingegen begeistert mit durchdachten Szenenkompositionen und langsamen sowie langen Kamerafahrten. Manche Szenen bekommen gar das Flair eines Gemäldes, was vor allem auch an der Farbgebung liegt. Auffällig ist dabei, dass die Wohnung von Tante Mei mit sehr vielen kräftigen Farben dargestellt wurde, während die "Außenwelt" eher trist erscheint. Vor allem kräftige Rot- und Grüntöne dominieren bei ihr das Bild. Auch wenn der Film manch garstige Details beinhaltet, so verkommen weder die wenigen Blut- und Gewaltszenen noch die Sexszenen zu selbstzweckhaften Momenten. Die Kamera zeigt eher weniger als mehr.

Dumplings hat sowohl in der Kurz- als auch Langfassung seine Daseinsberechtigung. Während die Handlung in Three... Extremes naturgemäß eher auf den Punkt kommt und als Kurzfilm sehr solide inszeniert wurde, bietet die Langfassung ausgearbeitetere Details, zusätzliche und nicht uninteressante Elemente sowie ein komplett anderes Ende. Empfand ich Dumplings als Teil von Three... Extremes noch als die schwächste der drei Episoden, gefiel mir die Spielfilmversion erheblich besser, vor allem da hier die Stärken der Inszenierung nun endlich deutlich werden.

Dumplings - ScreenshotDumplings - Screenshot

Genau wie Three... Extremes ist auch Dumplings von EMS auf DVD herausgekommen und das sogar als Doppel-DVD-Set im Pappschuber. Wie allgemein bei den letzten Veröffentlichungen aus der "Cine Magic Asia" ist auch hier die Bildqualität sehr gut. Zwar hat die Kompression naturgemäß mit den starken Rottönen zu kämpfen, meistert diese aber noch sehr gut. Ansonsten scheint nur der Kontrast eine Spur zu steil zu sein. Der Ton liegt in Deutsch in Dolby Digital 5.1 und DTS und in Kantonesisch in Dolby Digital 5.1 vor. Auch wenn vor allem Musik und Soundeffekte von den hinteren Lautsprechern Gebrauch machen, konzentriert sich das meiste auf die Vorderfront und dort vor allem auf den Center. Alle drei Tonspuren sind dabei qualitativ sehr gut, große Unterschiede gibt es eigentlich nicht. Die deutsche Synchronisation ist auch gar nicht mal so schlecht ausgefallen.

Auf der ersten DVD gibt es nur den Trailer zum Film sowie zu anderen Titeln aus dem EMS Programm. Die zweite DVD beginnt mit der Kurzfilmversion von Dumplings aus dem Three... Extremes Projekt. Wer natürlich den Episodenfilmauch schon auf DVD hat, benötigt dies natürlich nicht. Für alle anderen ist dies aber eine nette Gelegenheit die beiden Versionen zu vergleichen. Die 15-minütige Interview-Featurette "Ich esse das Kind meines untreuen Mannes" mit Bai Ling stammt von der Fernsehsendung "Prime Time Spätausgabe". Diese leidet allerdings in der Verständlichkeit darunter, dass die Dolmetscherin und Bai Ling meist parallel und dann auch noch der Interviewer in der gleichen Lautstärke sprechen, so dass man schon sehr genau hinhören muss, um alles zu verstehen. Sehr viel an Informationen kommt dabei zudem auch nicht rum, weil der Interviewer auch teilweise sehr seltsame Fragen stellt. Da ist das zweite, nur 10 Minuten lange Interview schon etwas besser, auch wenn hier auch nur an der Oberfläche gekratzt wird. Das Making-of (ca. 14 Min.) kennt man auch bereits von der Three... Extremes DVD. Neben einer Galerie von Szenenbildern aus dem Film gibt es hier aber noch eine separate Bai Ling Galerie und zum Abschluß Bio- und Filmographien zu Bai Ling, Miriam Yeung und Fruit Chan. Im Booklet gibt es noch Liner Notes von Anatol Weber sowie ein Rezept für Teigtaschen - natürlich nicht mit den Zutaten wie im Film...

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.02.2006

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