(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Chris McCormick (Margaux Hemingway) ist ein erfolgreiches und schönes Fotomodell. Über ihre 13-jährige Schwester lernt sie den Musiklehrer und Komponisten Gordon Stuart (Chris Sarandon) kennen, der ihr gerne eine seiner Kompositionen vorspielen möchte. Sie lädt ihn dafür zu sich ein, aber als sie seiner extrem eigenwilligen Musik keine Aufmerksamkeit schenkt und sich in ein Telefonat flüchtet, dreht er durch und vergewaltigt sie. Sie zeigt ihn bei der Polizei an, der darauffolgende Prozess wird aber zu einer psychischen Belastung für Chris...
Der deutsche Titel des Films läßt leider die Erwartungshaltungen der Zuschauer erstmal in eine ganz falsche Richtung laufen. Denn mit "Eine Frau sieht rot" handelt es sich in keinster Weise um einen düsteren Rachethriller wie der ähnlich betitelte Charles Bronson Erfolg "Ein Mann sieht rot". Vielmehr bekommt man es hier mit einem sehr ernsten Drama am Rande des Psychothrillers zu tun. Die Vergewaltigung wurde recht brutal inszeniert und die Gerichtsverhandlung nimmt fast den kompletten Mittelteil des Films ein und zeigt, wie Chris durch die Fragen psychisch zermürbt und erniedrigt wird, während der sich in Widersprüchen verstrickende Gordon noch relativ gut dabei wegkommt. Trotz nicht vorhandener Action und der hohen Dialoglastigkeit während der Gerichtsverhandlung bleibt der Film trotzdem spannend und läßt den Zuschauer an dem Schicksal von Chris teilhaben. Zumal er handwerklich sehr solide und mit einigen schönen Kameraeinstellungen inszeniert wurde. Gerade im Schußteil wird die Architektur eines halb leerstehenden Gebäudes sehr effektiv genutzt. Nur am Schluß läßt sich das Drehbuch zu einem unrealistischen Ende hinreißen, was aber den guten Gesamteindruck nur wenig schmälert.
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