(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Giacomo Solaris ist Filmregisseur und hat einen neuen Film rausgebracht, in dem es um einen korrupten Staatsanwalt geht, der für seine Ziele über Leichen geht und mit der Mafia zusammenarbeitet. Der Charakter des Anwalts in seinem Film hat soviele deutliche Parallelen zu dem derzeitig amtierenden Staatsanwalt Traini, das Solaris fast vor Gericht wegen Verleumdung der Justiz landet. Traini selber sieht das ganze aber im Gegensatz zu seiner Frau und einem seiner Untergeben eher gelassen und läßt von einer Klage ab, da er zu genau weiß, daß es Solaris darauf abgesehen hat. Das einzige was die Filmfigur von dem Original unterscheidet, ist, das die Figur im Film am Schluß erschossen wird...
Dieser Politthriller entstand zu einer Zeit, als Franco Nero vor allem für seine Rollen in unzähligen Italo-Western bekannt war. Das er zu mehr fähig ist, beweist er in diesem streckenweise recht spannenden Film. Der Mord an Traini erschüttert das politische Gleichgewicht, für das er stets gesorgt hat, und hinter den Kulissen werden aus Parteiverbündeten plötzlich politische Gegner. Die ganze Geschichte geht soweit, daß sogar ein angesehener Politiker festgenommen wird und droht bei einer Verurteilung alles dunklen Machenschaften der Parteimitglieder aufzudecken. Klar, das dies ein gefundenes Fressen für die Presse ist, die mit der Wahrheit, die ihnen Solaris am Schluß präsentiert, überhaupt nicht glücklich sind. Die Lösung läßt Solaris auch an dem politischen System im Lande zweifeln. Er löst den Fall, aber keiner scheint zuerst ernsthaft an der Wahrheit interessiert zu sein, da sie ihnen einfach zu banal ist und bei weitem nicht solche Emotionen auslöst, wie sie es gerne hätten.
Der Film wurde technisch recht gut umgesetzt und regt den Zuschauer zum Miträtseln an. Ab und zu kommen ein paar Längen auf, die aber zur Charakterisierung einiger Personen nötig sind. Ich kann diesen Film jedenfalls uneingeschränkt empfehlen.
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