Film Daten

Titel:
Tears of Kali
Originaltitel:
Tears of Kali
Land & Jahr:
Deutschland 2004
Laufzeit ca.: ?
105 Min.
Regie:
Andreas Marschall
Darsteller:
Peter Martell
Anja Gebel
Jandris Irena-Heliana
Celik Nuran
Adrian Topol
Michael Balaun
Marcel Trunsch
Mathieu Carrière
Cora Chilcott
Kiefer Vronie
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 / 105:22
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Untertitel:
-
Extras:
  • Trailer
  • Making-of

Tears of Kali

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

În den 50er Jahren wurde in Indien die sogenannte "Taylor-Erikson" Gruppe gegründet, eine radikale Sekte die viele Experimente durchführte. Viele Jahre später...

Kapitel 1: Shakti - Tansul Yilmaz (Celik Nuran), eine Schriftstellerin, versucht den Mord an dem Sektenführer Samarfan (Bozatt Joey) aufzuklären, dessen Mörder nie geschnappt wurde. Sie interviewt dafür dessen damalige Partnerin Elisabeth Steinberg (Jandris Irena-Heliana), die sich damals "Shakti" nannte und seitdem in einer psychiatrischen Anstalt lebt. Als die Frau immer mehr in Elisabeths Vergangenheit wühlt, geschehen plötzlich mysteriöse Ereignisse...

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

Kapitel 2: Devi - Der Gewalttäter Robin Borg (Marcel Trunsch) sucht Dr. Steiner (Michael Balaun) auf, um endlich seinen Drogenkonsum und seine Gewaltausbrüche unter Kontrolle zu bekommen. Die Therapie, die Dr. Steiner nach dem Vorbild der Taylor-Erikson Gruppe vollzieht, verläuft nur ganz anders als erwartet...

Kapitel 3: Kali - Edgar Cornelsen (Mathieu Carrière) ist ein Wunderheiler, dessen große Zeiten schon lange vorbei sind und nun in einem alten Herrenhaus Heilungen an kranken Menschen vornimmt. Bei der Heilung von Mira (Cora Chilcott), einer ehemaligen Angehörigen der Taylor-Erikson Gruppe, setzt er aber etwas frei, das sich zu einer tödlichen Gefahr für ihn entwickeln wird...

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

Wer sich ein wenig in der deutschen Metal-Szene auskennt, dem ist der Name Andreas Marschall sicherlich nicht unbekannt. Er zeichnete nicht nur unzählige Cover von Alben von Bands wie Kreator, oder auch international für Obituary und etliche andere, sondern drehte auch diverse Musikvideos. Mit Tears of Kali legt er nun sein Spielfilmdebüt vor, dass in einer Rahmenhandlung drei Kurzgeschichten einbettet, die allesamt mit ehemaligen Mitgliedern der Taylor-Erikson Gruppe zu tun haben. Diese Gruppe wurde geleitet von Lars Eriksson, dargestellt von Peter Martell, der radikale Experimente mit dem menschlichen Körper und Geist durchführte. Davon sieht man allerdings recht wenig, diese Rahmenhandlung dient wirklich nur als Aufhänger für die drei einzelnen Geschichten. Allerdings wird in der drastischen Anfangssequenz schon klar, welchen Einfluss er auf seine Anhänger haben kann, denn die Selbstverstümmelung seiner Anhängerin Kim (Anja Gebel) ist wirklich unangenehm anzuschauen.

Auch wenn man alle drei Geschichten (die die Namen von Göttern aus dem Hinduismus tragen) auf einer psychologischen Basis hätte aufbauen können (was ist Realität, was Illusion/Einbildung/Wahnsinn?), so versteht sich Tears of Kali doch als reiner Horrorfilm, der ganz bewußt mit übernatürlichen Elementen arbeitet. Und geht dabei sogar recht blutig zu Sache. Allerdings muss man Marschall zugute halten, dass er trotz aller Splattereffekte seine Geschichten nicht aus dem Auge verliert und allein dadurch hebt sich schon Tears of Kali deutlich von der Masse an unspiriertem Amateur-Splatter-Brei aus deutschen Landen ab. Zudem half ihm seine jahrelange Arbeit in der Musikbranche den Film auch optisch ansprechend zu gestalten, was sich im Einsatz von diversen Filtern, körnigen schwarz-weiß Szenen und Farbverfremdungen äußert, die nicht aufgesetzt wirken, sondern die Atmosphäre unterstützen.

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

Die drei Geschichten liegen dabei qualitativ so ziemlich auf einer Ebene, wenn auch die erste Produktionstechnisch nicht ganz die Atmosphäre aufbauen kann wie die beiden anderen. "Shakti" wurde als eine Art psychologisches Puzzle-/Kammerspiel inszeniert, in der Tansul Yilmaz Stück für Stück die Wahrheit von Elizabeth Steinberg entlockt - und dabei etwas hervorbringt, was sich als tödliche Gefahr entpuppt. Diese Episode zieht ihre Stärke vor allem aus der Offenlegung immer neuerer Details, die der Geschichte von Shakti/Elizabeth immer neue Facetten geben. Amüsant hierbei, dass der Italowestern-Klassiker Keoma mit Franco Nero sogar als Handlungselement auftaucht. Die Schwächen liegen hier nur in einigen etwas unwahrscheinlichen Bedingungen (z.B. das eine Patientin so lange alleine unbeaufsichtigt mit einem Besucher gelassen wird) und dem etwas deplaziert wirkenden Einsatz von härterer Metal-Musik. So grandios die schon zu Lebzeiten sträflichst unterbewerteten Depressive Age auch sind, hier wirkt der Einsatz eines ihrer Songs eher wie ein Fremdkörper, gerade auch weil der restliche Soundtrack des Films stilistisch anders einzuordnen ist. Ursprünglich war das Ende der Episode "Shakti" noch ca. fünf Minuten länger, wurde dann aber zugunsten eines konsequenteren Endes gestrafft.

Die Episode "Devi" erhöht noch mehr die Kammerspiel-Atmosphäre der ersten Episode, da sich die Geschichte komplett in der Altbauwohnung des Doktors abspielt. Während Michael Balaun als stiller, aber finsterer Doktor-Bösewicht durchaus zu überzeugen weiß, wirkt der Charakter des Robin Borg ziemlich blass und pathetisch, was aber auch an den unoriginellen Dialogen liegen mag, die man ihm in den Mund gelegt hat. Dafür hat er aber wohl den schmerzhaftesten Abgang aller im ganzen Film und man fühlt sich hierbei an eine bestimmte Sequenz aus Hellbound: Hellraiser II erinnert. In der abschließenden Geschichte "Kali" wird dann eine große alte Villa für ein paar nette Innenaufnahmen genutzt, der Hauptteil der Handlung spielt sich aber dann im Keller ab, wo Edgar und Mira schließlich in einem kleinen Raum gefangen sind. Durch seine Therapie hat Edgar etwas freigesetzt, was unkontrollierbar und tödlich ist. Elemente des Monsterfilms halten hier Einzug, aber es wurde zum Glück darauf verzichtet, die Gefahr komplett zu zeigen. Stattdessen beließ man es auf vereinzelten Aufnahmen von kurzen, kaum zu deutenden Eindrücken, die man kurz erhaschen kann und läßt den Rest von der Phantasie des Zuschauers machen.

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

Auch wenn der Film deutlich besser als erwartet funktioniert, so gibt es doch einige Dinge, die verbesserungswürdig erscheinen, was aber auch in der Produktion als Low Budget/Independentfilm begründet liegt. Hauptmanko ist der allgemeine Look des auf Digital Video gedrehten Films. Die heutzutage so gewohnten Filter fanden hier keine Verwendung, so dass alle Episoden mehr an eine TV-Produktion und weniger an einen richtigen Kinofilm erinnern. Das gibt den Geschichten allerdings auch wieder einen etwas realitätsbezogeneren Touch, was gerade der ersten Geschichte zugute kommt. Die schauspielerischen Leistungen variieren dabei auch sehr unterschiedlich. Während man von Peter Martell gerne mehr gesehen hätte und Mathieu Carrière seinen Charakter sehr glaubwürdig verkörpert, können z.B. Marcel Trunsch ("Devi") oder Cora Chilcott ("Kali") nicht so wirklich überzeugen. Das Produktionsdesign ist aufgrund des niedrigen Budgets nicht gerade aufwendig, was auch die Nutzung geschlossener Räume als Drehorte erklärt, aber zumindestens zweckdienlich. Wer sich im Bereich des Genrekinos auskennt, dem werden noch einige deutliche Parallelen zu anderen Werken auffallen. Neben Hellbound: Hellraiser II, Evil Dead, The Texas Chain Saw Massacre, Keoma und Woodoo - Schreckensinsel der Zombies fällt z.B. in der ersten Geschichte ein Schattenwurf auf, der an Murnaus Nosferatu erinnert.

In Deutschland konnte man den Film nur bei seiner Premiere bei einem Foren-Treffen der Internetseite Wicked Vision auf der Leinwand bewundern, danach war es eigentlich nur noch möglich ihn auf DVD zu sehen. Im Ausland lief der Film aber auf diversen Festivals und konnte sogar ein paar Preise und Auszeichnungen einheimsen. Auch wenn Tears of Kali kein rundum perfektes Werk geworden ist, so hebt er sich doch wohltuend und mit einigem Abstand von den vielen unterdurchschnittlichen deutschen Horrorproduktionen der jüngsten Vergangenheit ab, Horror-Fans dürfen ruhigen Gewissens zugreifen. Außerdem darf man gespannt sein, was Andreas Marschall als nächstes vollbringt, denn mit diesem Film hat er sich eine solide Basis geschaffen, auf der aufgebaut werden kann.

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

Peter Martell, der eigentlich Pietro Martellanza heißt, war ab den 60er Jahren in vielen Werken aus dem europäischen Exploitationkino zu sehen. Darunter Italo-Western (La Muerte cumple condena (100.000 Dollar für einen Colt)), Science Fiction (Il Pianeta errante (Orion 3000 - Raumfahrt des Grauens)) oder Horror (The Bloody Judge (Der Hexentöter von Blackmoor)). Ab Mitte der 70er Jahre zog er sich weitestgehend vom Filmgeschäft zurück und war erst kürzlich neben Tears of Kali in Jess Francos Killer Barbys vs. Dracula wieder zu sehen. Mathieu Carrière spielte die Hauptrolle in Volker Schlöndorffs Der junge Törless, war aber später mehr in TV-Serien und TV-Filmen zu sehen. Der größte Teil der restlichen Schauspieler entstammt entweder aus einem Fernseh- oder Theaterumfeld oder war, wie z.B. Anja Gebel, in durchwachsenen Amateuer-Streifen zu sehen.

Da Anolis Entertainment den Film mitproduziert haben, ist es klar, dass von ihnen auch die DVD herausgebracht wird. Momentan gibt es den Film nur in einer einfachen Variante mit nur einem Making-of und dem Trailer als Bonusmaterial, aber eine größere Special-Edition ist bereits in Planung. Das Bild der DVD ist zwar nicht anamorph, aber dafür recht scharf und die Farben kommen auch gut zur Geltung. Der 5.1-Ton konzentriert sich allerdings mehr auf die Vorderfront und nur die Musik verirrt sich mal zu den hinteren Lautsprechern. An der Qualität an sich gibt es aber nichts zu bemängeln, nur die Dialoge sind manchmal nicht ganz klar verständlich. Dies liegt aber auch daran, dass man die Dialogaufnahmen direkt am Set zu hören bekommt und keine nachvertonten Dialoge.

Tears of Kali - ScreenshotTears of Kali - Screenshot

An Extras gibt es hier nur den Trailer zum Film und das fast 12-minütige Making-of. Dies ist allerdings nur ein unkommentierter Blick hinter die Kulissen, als das Drehteam die signifikante Eröffnungssequenz dreht. Allerdings ist es schon lustig zu sehen, dass das Haus der Sekte im heißen Indien in Wirklichkeit nur eine etwas größere Wohnung in Berlin war.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 21.02.2005
Letzte Textänderung: 25.02.2005

Leser-Kommentare

23.09.2006, 23:10:11 Flo ( Email schreiben Homepage )

Der Film ist inhaltlich eine Null das thema wird gar nicht richtig aufgegriffen, aber was die Horror Szenen angeht gibt es echt einige Stellen die echt heftig sind.

06.01.2006, 13:31:23 Ekkard Bäuerle ( Email schreiben Homepage )

Ein extrem brutaler Film mit einigen richtig bekannten Schauspielern, die leider durch einige »Will-mal-im-Horrorfilm-mitspielen«-Darsteller etwas demontiert werden. Mit Esotherik und Sekten hat das Ganze nur soviel zu tun, wie die toten Nazis in »Oase der Zombies« mit dem Dritten Reich ? GARNIX! Alle komplexen Erklärungsmuster kann man getrost streichen: Hier geht es um Splatter, Mystik und interessante Bilder. Reicht auch!

06.12.2005, 17:40:35 para

Klasse Film ! über ein sehr interessantes Thema dass nicht viel angesprochen wird. einige stellen haben mich positiv schockiert.Bis auf die letzte episode wo das "kali-Monster" dann auftritt, hat nicht so zu den ersten 2 episoden gepasst aber sonst genial!

27.10.2005, 16:20:28 Der Marviac ( Email schreiben Homepage )

Geniales Stück Film, die erste Story ist eher mau....was aber von der zweiten und dritten wieder rausgehauen wird.Zuerst fand ich den Film vieeeeeel zu laut, später gings......ein super Film der leider etwas unter der ersten Geschichte leidet....ansonsten top !!! Mehr davon !!!

26.08.2005, 13:22:40 Wolle

Positiv: Atmosphäre, Schnitt, Story
Negativ: Schauspielerische Leistung Nuran/Irena-Heliana (irgendwie kamen mir die Dialoge doch zu sehr gestellt vor;Absicht?), jaja die viel zu lauten Gitarrenriffs.
Alles in allem ein empfehlenswerter Streifen mit Tiefsinn; nicht nur für Therapeuten ;-)

25.08.2005, 02:28:02 Evil Wraith

Ein beachtenswertes Stück deutsche Leinwandkunst. Das Independent-Kino bringt trotz Schwächen beim Budget (obwohl der Film gar nicht mal so billig produziert wurde) oftmals bessere Werke hervor, als manch großes Filmstudio - Wenn man eben mit Elan bei der Sache ist und nicht versucht, zielgruppenorientiert zu arbeiten. Und genau mit diesem Eifer und Eigensinn war die Truppe um Andreas Marschall hier am Werk. Allerdings ist die Musik ein nicht zu unterschätzendes Manko, das viel der erzeugten Spannung zunichte macht. Außerdem sollten Zartbesaitete vom "Genuss" dieses Films absehen - Beim Betrachten mancher Szenen ziehen sich schwache Mägen zusammen, wie ein Schrumpfschlauch. (Die Erfahrung hat jedenfalls mein Kumpel gemacht - Und ich musste dann aufwischen...)
Wer sich davon nicht einschüchtern lässt, bekommt ein Kleinod des deutschen Untergrundfilms geboten.

02.07.2005, 22:56:55 Peter Kardin

Habe den Film per Zufall in der Videothek ausgeliehen und habe einen Thriller mit Psycho- Ambiente erwartet. Die hier beschriebene Kritik fasst den Film sehr gut in Worte. Persönlich hätte ich anstatt eines "Dreiteilers" einen Einteiler bevorzugt. Auch wenn es den Produzenten stören mag: hier ist die Musik wirklich total fehl am Platz.
Insgesammt: durchwachsen bis interessant
Grüße. Peter

20.06.2005, 16:31:14 Elvira ( Email schreiben )

Der Film war schockierend und hat mich lange verfolgt.
Da ich mich selbst mit Licht und Schatten der Menschen beschäftige, ist er mir sehr nahe gegangen.
Das Machtthema wird auch sehr deutlich im zweiten Film.
Gibt es diese Taylor-Erikson-Group noch? Im Netz nichts gefunden. Bitte um Info. Liebe Grüße Elvira!

15.06.2005, 00:40:03 montana

toller film! vor allem die zweite episode hat nen super psycho-style. nur an den stellen, wenn "das böse" in form eines monsters sichtbar wird, finde ich es ein bißchen albern. ansonsten: stark

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