Film Daten

Titel:
Das schwarze Museum
Originaltitel:
Horrors of the Black Museum
Land & Jahr:
England 1959
Laufzeit ca.: ?
78 Min.
Regie:
Arthur Crabtree
Darsteller:
Michael Gough
June Cunningham
Graham Curnow
Shirley Anne Field
Geoffrey Keen
Gerald Anderson
John Warwick
Beatrice Varley
Austin Trevor
Malou Pantera
Howard Greene
Dorinda Stevens
Stuart Saunders
Hilda Barry
Nora Gordon
Alternativtitel:
• Crime in the Museum of Horrors
• Folterkammer des Teufels, Die
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 77:02
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • 3 Trailer
  • 2 Teaser
  • US Hypnovista Sequenz
  • Deutscher Vorspann
  • 3 Filmprogramme
  • 2 Werberatschläge
  • Bildergalerie
  • Booklet mit Liner Notes

Das schwarze Museum

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Drei grausame Morde an jungen Frauen erschüttern London, das letzte Opfer wurde durch Pfeile getötet, die in einem Fernglas versteckt waren. Scotland Yard hat keinerlei Hinweise auf den möglichen Mörder und kommt auch keinen Schritt weiter. Der einzige der von den Morden profitiert ist der Schriftsteller Edmund Bancroft (Michael Gough), der damit regelmäßig seine Kolumnen füllen kann und Material für seine Bücher findet. Nach einem weiteren Mord kann das Yard endlich einen Mann verhaften der die Morde gesteht, aber schon bald geht das Morden trotzdem weiter ...

Das schwarze Museum - ScreenshotDas schwarze Museum - Screenshot

Mörder, die mit ausgefallenen Tatwerkzeugen oder äußerst brutal vorgehen waren schon immer ein beliebtes Thema im Thrillergenre, gerade in Großbritannien, wo der bekannte Serienmörder Jack the Ripper traurige Kriminalgeschichte schrieb. Das schwarze Museum knüpft an diese Thematik an, vermengt es aber noch mit Motiven, wie man sie aus dem Klassiker House of Wax (Das Kabinett des Professor Bondi) kennt. Allerdings werden hier keine Opfer zu Wachsfiguren verarbeitet, sondern es kommt das "schwarze Museum" von Scotland Yard zur Sprache, ein nicht-öffentliches Museum in dem Mordwerkzeuge und andere Devotialien von Gewaltverbrechern gesammelt werden und woraus der Mörder scheinbar seine Ideen herbezieht.

Und dies schwarze Museum versucht der Schriftsteller Bancroft nachzubilden. In dem Keller seines Anwesens sammelt er leidenschaftlich diverse Gegenstände die mit Mord und Totschlag zu tun haben und ist daher hungrig nach jedem neuen Detail, das über die Frauenmorde bekannt wird. Verkörpert wird er mit viel Energie von Michael Gough. Mit einer ordentlichen Portion Arroganz geht er dem Scotland Yard auf die Nerven, hat aber auch eine Seite, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll. Zum Beispiel hat er mit der oberflächlichen Joan Berkley (June Cunningham) ein Verhältnis, zeigt sich mit ihr aber nie in der Öffentlichkeit. Auch legt er die größte Geheimhaltung an den Tag was sein schwazres Museum angeht. Seine Sturheit und Arroganz sind allerdings auch darin begründet, dass er gehbehindert ist und immer mit einem Stock laufen muss, wodurch noch einiges an Verbitterung in ihm durchschimmert.

Das schwarze Museum - ScreenshotDas schwarze Museum - Screenshot

Für die meisten Zuschauer wird es sicherlich schnell ersichtlich sein, dass Bancroft irgend etwas mit den Morden zu tun hat, auch wenn er selbst nicht der Täter ist. Auch wenn der Film öfter mal den Standort wechselt, so steht doch Bancroft im Mittelpunkt des Geschehens. Die Spannung besteht darin, dass Bancroft nach außen ein makelloses Bild zeigt, aber durch diverse Personen langsam Gefahr läuft, dass gefährliche Details bekannt werden. So hat er irgendwann mehr damit zu tun, diese Leute mundtot zu machen als sich um sein Museum zu kümmern.

Und was die Todesszenen angeht, so kann der Film in Hinsicht aufs "kreative Töten" dezent als stiller Vorläufer des italienischen Giallo-Kinos oder der Dr. Phibes Filme mit Vincent Price durchgehen. Zu Beginn gibt es die erwähnten tödlichen Ferngläser, eine Dame endet auf eine französisch geprägte Art in ihrem eigenen Bett und die moderne Elektronik steuert auch ihren Teil dazu bei. Da der Film erst Ende der 1950er Jahre gedreht wurde, sind die Gewaltszenen natürlich nicht sehr explizit, ebenso wie die zaghaften Erotikszenen. Man ging halt soweit wie es die damalige Filmzensur zuließ. Dies schadet dem Film aber nicht unbedingt. Der Anfang wirkt auch heute noch recht effektiv und eine allzu deutlichere Darstellung ist auch nicht notwendig um die Geschichte zu erzählen.

Das schwarze Museum - ScreenshotDas schwarze Museum - Screenshot

Wenn man den Film allerdings heute betrachtet, krankt er an einigen kleinen Dingen. So erinnert die elektronische Anlage in Bancrofts Museum eher an die Bordcomputer der klassischen Enterprise (inklusive Tetris-Display!) und die Präparierung eines neuen Ausstellungsstücks für das Museum wirkt wie ein geklauter Geisterbahn-Effekt (Stichwort Skelett). Und als leicht übergewichtige Marylin Monroe/Jane Mansfield Nachahmerin kommt Bancrofts Geliebte Joan rüber, die auch einmal eine nicht so flotte Tanzeinlage aufs Parkett legen darf. Als Bancrofts Assistent Rick liefert Graham Curnow keine sonderlich bemerkenswerte Leistung hin, im Gegenteil. Sein Mimenspiel verändert sich kaum und seine marginales Schauspiel veringert sich noch mehr in gemeinsamen Szenen mit Michael Gough.

Was allerdings für den Film spricht ist neben Michael Goughs wieder einmal exzellentem Schauspiel die Kameraarbeit von Desmond Dickinson und der Score von Gérard Schurmann. Da der Film im Cinemascope Breitbildformat gedreht wurde, gibt es einige schöne Einstellungen zu bewundern. Auch wenn der Film nicht durch besondere Szenen auffällt, so wirken doch die Bildkompositionen und Kamerafahrten wohl durchdacht. Der Soundtrack hingegen ist von der klassischen, epischen Sorte. Seltsamerweise fühlt man sich an die Stücke bekannter Filmsoundtracks erinnert, die aber alle erst lange nach diesem Film komponiert wurden. Auch unterstützt die Musik das Geschehen im Film, wie eine der Mordszenen schön beweist, in der das Opfer kurz vor ihrem Tod das Radio anmacht und der Song sich immer mehr steigert bis zum tödlichen Höhepunkt. Das schwarze Museum bleibt somit ein kleiner Thriller mit Horrorelementen, dem man sein Alter zwar anmerkt, aber wer etwas altmodischere Krimikost mag wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Sehr köstlich sind auch die bissigen Dialoge zwischen Bancroft und dem ermittelnden Scotland Yard Inspector Graham (Geoffrey Keen).

Das schwarze Museum - ScreenshotDas schwarze Museum - Screenshot

In Amerika wurde Das schwarze Museum sogar mit einem "Hypnovista"-Vorspann versehen, in dem ein Hypnotiseur auf die Kunst der Hypnose eingeht und dem Zuschauer dann am Ende suggeriert, dass sie sich in London aufhalten und im Laufe der nächsten Minuten vor Angst schreien werden. Diese Idee hätte auch von einem William Castle stammen können. Für Produzent Herman Cohen war dies seine erste britische Filmproduktion, nachdem er viele Jahre lang für American International Pictures in den USA einige erfolgreiche Filme in die Drive-Ins brachte. Darunter auch Werke wie I Was A Teenage Werewolf oder I Was A Teenage Frankenstein, in der Teenager im Mittelpunkt standen. Davor produzierte er auch obskure Werke wie den enorm trashigen Bela Lugosi Meets a Brooklyn Gorilla.

Regisseur Arthur Crabtree begann bereits in den 1930er Jahren als Kameramann im Filmgeschäft zu arbeiten und war so an Filmen wie Oh, Mr. Porter! (Otto, zieh' die Bremse an!) oder The Man in Grey (Der Herr in Grau) mit James Mason und Stewart Granger. In Regiefach wechselte er 1945, ein Großteil seiner Arbeiten waren aber für das britische Fernsehen. Kurz vor seinem letzten Film Das schwarze Museum drehte er den kleinen SF-Klassiker Fiend without a Face (Ungeheuer ohne Gesicht). Michael Gough sah man bereits kurze Zeit später in Konga. Shirley Anne Field trat später noch in Filmen wie Peeping Tom oder The Damned (Sie sind verdammt) auf und ist selbst heute noch als Schauspielerin aktiv, wenn auch zumeist für das Fernsehen. Neben Gough dürfte das bekannteste Gesicht im ganzen Film aber das von Geoffrey Keen sein, den garantiert jeder einmal als James Bonds Vorgesetzter M gesehen hat, aber auch z.B. für die Hammer Studios in Taste the Blood of Dracula (Wie schmeckt das Blut von Dracula?) mitgespielt hat.

Das schwarze Museum - ScreenshotDas schwarze Museum - Screenshot

Das schwarze Museum stellt die sechste und auch bislang letzte DVD aus der Reihe "British Horror Classics" Reihe von Anolis Entertainment dar. Das anamorphe Bild leidet leider unter einer nicht gerade guten Schärfe, das stetige Bildrauschen und die leichten analogen Defekte wirken sich ebenfalls negativ aus. Auch ist der Kontrast eine Spur zu steil eingestellt, helle Flächen auf Gesichtern neigen zum Glänzen. Aber wenigstens die Farben kommen einigermaßen kräftig rüber. Ein für das Alter des Films sicherlich akzeptabler Transfer, aber man hat auch schon besseres bei Filmen gleichen Alters gesehen. Die Tonspuren in englisch und deutsch sind dagegen in Ordnung, auch wenn der deutsche Ton stellenweise ein wenig rauscht. Wie bei Anolis üblich, gibt es auch noch deutsche Untertitel.

Leider konnte Anolis Entertainment nicht die Audiokommentare der US-DVD von VCI lizensieren, dies wurde aber versucht mit einer Menge an kleineren, wenngleich nicht wirklich informativen Extras auszugleichen. Zu Beginn gibt es drei Trailer. Der britische verrät sehr viel von der Handlung, der amerikanische bietet den Hypnovista-Mann und der deutsche ist davon lediglich die übersetzte Version. Zwei Teaser gibt es, von denen der erste durch seine Rotfärbung schon fast monochron wirkt, während der zweite im richtigen Schwarz-Weiß ist. Das interessanteste Extra dürfte aber der komplette amerikanische "Hypnovista" Vorspann sein, wobei die ersten Hälfte dieses "Vortrags" eher auf optische Täuschungen und ganz normale Assoziationen zwischen Farben und Ton eingeht. Die deutsche Titelsequenz ist recht identisch zu dem Vorspann im Film, bietet aber eingedeutschte Stabsangaben. Gleich drei Filmprogramm, zwei Werberatschläge und eine allgemeiner Bildergalerie runden dann das Bonusmaterial auf der DVD ab. Im Booklet gibt es dann noch Liner Notes von Uwe Sommerlad.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 02.01.2006
Letzte Textänderung: 09.01.2006

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann