Film Daten

Titel:
Haze
Originaltitel:
Haze
Land & Jahr:
Japan 2005
Laufzeit ca.: ?
48 Min.
Regie:
Shinya Tsukamoto
Darsteller:
Shinya Tsukamoto
Kahori Fujii
Takahiro Kandaka
Takahiro Murase
Mao Saito
Masato Tsujioka
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Rapid Eye Movies
Label:
Rapid Eye Movies
Regionalcode / Norm:
0 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 48:10
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Japanisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Making of
  • Interview mit Shinya Tsukamoto
  • Interview mit Kahori Fujii
  • 2 Trailer
  • weitere Trailer: Duelist / Last Life in the Universe / Strange Circus / Tetsuo: The Iron Man / Tokyo Fist / Vital

Haze

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Ein Mann (Shinya Tsukamoto) wacht in einem düsteren, schmutzigen und engen Labyrinth auf. Er weiß allerdings nicht, wie er dort hingekommen ist. Immer wieder wacht er aufs neue in einem neuen Raum auf, der immer anders als der vorangegangene aufgebaut ist. Er erlebt alptraumhafte Zustände mit immer neuen Qualen und ein Ausgang ist nicht in Sicht...

Haze - ScreenshotHaze - Screenshot

Haze hat es echt in sich. Trotz seiner nur gerade mal 48 Minuten Laufzeit (inkl. Abspann), bietet der Film einige sehr düsterste und schmerzvolle Szenen. Auch wenn mal als Zuschauer in sicherer Entfernung vor dem Fernsehapparat sitzt, so läßt einen der Film doch ein wenig an den Qualen des Protagonisten teilhaben. Die Welt, durch die er sich bewegen muss, ist eine in Beton gegossene Vorhölle. Die Räume sind trist, grau, dunkel und meist sehr eng, so dass ihm nur ein sehr kleiner Bewegungsradius bleibt. So wacht er z.B. liegend in einem Raum auf, dessen Decke so niedrig hängt, dass er nicht mal die Arme komplett durchstrecken kann. Besonders fies ist allerdings die Sequenz, in der er sich stehend durch einen Raum bewegen muss, der am Boden mit Splittern und Nägeln bestückt ist und die Zähne des Mannes um ein Eisenrohr liegen. Da der Raum aber so eng ist, kann er sich nicht von dem Rohr wegbewegen, sondern muss die ganze Zeit mit den Zähnen über das Rohr schaben. Das ganze ist noch garniert mit einigen verstörenden Soundeffekten, was diesen Teil des Films geradezu zu einer körperlich unangenehmen Erfahrung werden läßt.

Ganz grob gesagt, könnte man Haze als eine Art Cube ohne Handlung, im Industrialgewand und auf bösen Drogen bezeichnen. Eine handelsübliche Geschichte bekommt man hier nicht geboten. Vielmehr ist es ein Trip in eine ganz dunkle Psyche: surreal, logisch nicht zu erklären und von etlichen Grausamkeiten heimgesucht. Das Labyrinth fungiert wie real gewordene Angst. Angst vor dem Unbekannten, dem unsichtbaren Monster in dem Dunkel, dass dort beginnt wo das Auge nichts mehr zu erkennen vermag. Angst vor totaler Isolation, davor lebendig begraben zu werden. Klaustrophobie in filmischer Form. Unterstützt wird dies noch von der Kamera, die sich entsprechend dem Zustand des gefangenen Mannes mal etwas wilder, mal ganz ruhig verhält. Gerade zu Beginn, als er langsam seine Lage erkennt und Panik in ihm hochsteigt, unterstreicht die immer wilder werdende Kamera diese Panik.

Haze - ScreenshotHaze - Screenshot

Viel später findet der Mann eine Mitgefangene (Kahori Fujii), eine Frau, die ebensowenig wie er weiß, wie sie dorthin gekommen ist. Gemeinsam versuchen sie ein letztes Mal aus dem Labyrinth zu flüchten, in dem sie einen mit Wasser und Blut gefüllten Schacht durchqueren, in dem lauter Leichenteile schwimmen. Kein wirklich leckerer Anblick. Und durch die Konzipierung als Kurzfilm, kann Haze seine Spannung auch recht effektiv und über die ganze Laufzeit aufrecht erhalten. Denn es ist fraglich, ob dies Setting und das Wandern von einem Raum zum anderen über die Länge eines normalen Spielfilms noch so gut funktionieren würde. Aber Haze führte Regisseur Tsukamoto auch wieder ein wenig zurück zu seinen Ursprüngen, auch wenn die wilde Intensität eines Tetsuo gegen eine bedrückende Atmosphäre ausgetauscht wurde. Die wird aber noch gut durch den Soundtrack unterstrichen, der neben Ambient-Sounds auch einige Industrialpassagen zu bieten hat. Das Ende ist ein kleiner Schwachpunkt des Films, da versucht wird dem vorangegangenen so etwas wie eine Begründung zu liefern, die nicht unbedingt zufriedenstellend ausgefallen ist. Das nimmt dem Film aber nur sehr wenig von seiner Wirkung.

Gedreht wurde Haze komplett digital. Shinya Tsukamoto übernahm dabei nicht nur Regie und die Hauptrolle, sondern schrieb auch das Drehbuch, fertigte den Enschnitt an und war an den Kulissen ebenfalls beteiligt. Die einzelnen Räume wurden alle als "Höllen" bezeichnet, wie z.B. die "Klapp-Hölle" oder die "Hammer-Hölle", und wurden einfach aus Holz zusammengezimmert und entsprechend bemalt, damit es wie Beton aussieht. Gedreht wurde innerhalb von 13 Tagen und das, obwohl Shinya Tsukamoto unter starken Rückenschmerzen litt. Tsukamoto selbst sieht den Film als Mittelstück seiner Werke Tetsuo und Tokyo Fist, die Idee zu Haze entstammt auch ungefähr dieser Zeit, als diese beiden Filme entstanden. Obwohl er selbst an Klaustrophobie, drehte er Haze, wobei er zugibt, wahrscheinlich unterbewußt durch eine Szene aus dem Klassiker Gesprengte Ketten (The Great Escape, 1963) beeinflußt worden zu sein. Von Haze gibt es auch noch eine auf 25 Minuten gekürzte Fassung, die für ein Kurzfilmprojekt zwischen Japan, Südkorea und Thailand verwendet wurde.

Haze - ScreenshotHaze - Screenshot

Haze entstand direkt nach Vital (2004), als Schauspieler trat Shinya Tsukamoto zwischenzeitlich aber auch in anderen Produktionen auf. Danach drehte er Nightmare Detective (Akumu Tantei, 2006) ab. Kahori Fujii arbeitete hier zum ersten Mal seit Tokyo Fist wieder mit Tsukamoto zusammen, war dazwischen aber auch in Filmen wie Yentown (Swallowtail, 1996) oder den beiden Ju-on Filmen (2000) zu sehen gewesen.

Von den Asien-Experten Rapid Eye Movies wurde Haze hier in Deutschland veröffentlicht. Für das DVD-Bild bot der Film allerdings sehr schweres Material, denn gedreht wurde digital und der Großteil des Films spielt sich im Dunkeln ab. Daher kann man mit normalen Maßstäben das Bild kaum bewerten. In den dunklen Szenen muss man ab und zu schon mal genauer hinschauen, wenn es gegen Ende heller wird, gibt es allerdings kaum Anlass zu Kritik. Der Sound liegt in der japanischen Originalfassung nur in Dolby Digital Stereo vor, während es für die deutschen Sprachspuren sogar Dolby Digital 5.1 und DTS angeboten wird. Deutsche Untertitel gibt es ebenfalls.

Haze - ScreenshotHaze - Screenshot

Die Extras beginnen mit einem Making-of, das allerdings nicht weiter kommentiert wird. Dafür erhält man aber einen wunderbaren Einblick, wie die Sets gebaut wurden und die Dreharbeiten vonstatten gingen. Jeweils ein Interview gibt es mit Shinya Tsukamoto und Kahori Fujii, die beide bei den Filmfestspielen in Locarno aufgenommen wurden. Abschließend noch zwei Trailer zu Haze sowie einige Trailer von Filmen aus dem weiteren Rapid Eyes Programm.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 11.03.2007

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