(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Boris Plots und Betty Rhys-Jones empfinden eigentlich schon seit Jugendjahren Zuneigung füreinander. Allerdings ist es der Schüchternheit beider anzulasten, dass daraus nicht mehr geworden ist. Nach Jahrzehnten scheint Boris und Bettys Stunde doch noch gekommen zu sein. Durch den Tod von Bettys Schweigermutter kommen sie und Boris sich wieder näher, schließlich ist er der Bestattungsunternehmer, der für das Begräbnis engagiert wird. Boris heckt einen Plan aus, der ihr Glück bedeuten soll: Bettys soll auf theatralische Weise zum Schein sterben, er organisiert die Beerdigung und schließlich ihre "Reanimation". Nur klappt nicht alles nach Plan und sein Konkurrent Frank Featherbed möchte an der Beerdigung auch beteiligt sein...
Bei diesem Film handelt es sich um eine nette und leichte Komödie, mit einer gesunden Prise typisch britischen schwarzen Humors. Allein Christopher Walken als exzentrischer Bestattungsunternehmer Featherbed ist schon das Anschauen wert. Auch regen die Kapriolen von Boris und Betty herzhaft zum Lachen an. Für meinen Geschmack hätte der Humor ruhig noch eine Prise schwärzer sein dürfen, um mir so richtig zu gefallen. Unterm Strich bleibt aber eine schöne Komödie mit sympathischen Charakteren, die man immer wieder mal gerne anschauen wird, auch wenn sie zu den glanzpunkten des Genres dann doch nicht gehört.
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16.05.2007, 17:58:26 Dietmar Kesten
GRABGEFLÜSTER
LIEBE VERSETZT SÄRGE. ES BLEIBT DER FRUST
von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, IM JULI
2003.
Es gibt eine Szene in Mel BROOKS Film ‚Frankenstein junior’ aus dem Jahre 1974, als der legendäre Marty FELDMANN ein Grab aushebt, und die Worte ausspricht: ‚jetzt könnte es regnen!’ Tatsächlich passiert es und mit dem Schlossdiener Igor (Marty FELDMANN) beginnt die Parodie auf die Gruselfilme der Schwarz-Weiß-Ära. Bot ‚Frankenstein junior’ einst besten englischen ‚schwarzen Humor’ mit herzhaften Lachern in Reinkultur, so verkommt ‚Grabgeflüster’ zu einem billigen Slapstick-Film mit klamaukhaften humoristischen Einlagen.
Als Betty Grab (Brenda Blethyn) von einem Bulldozer zugeschüttet werden soll, hindert Boris (Alfred Molina) den Fahrer daran, sein Werk zu vollenden.
Diese Szene ist zwar keine Schlüsselszene weil es doch nur um das private Glück eines biederen Bürgers geht, doch ist sie ein Hinweis darauf, dass diese Grundideen von Scheintoten, die unter die Erde gebracht werden, jenen situativen Humor vernachlässigen, den der ‚schwarze Humor’ einst auszeichnete.
Hatte Gene WILDER als ‚Fronkensteen’ mit FELDMANN, der seinen Buckel von rechts nach links, und von links nach rechts schieben konnte, eine absolut brillante Höchstleistung abgeliefert, so wirken Boris und Brenda, deren Anleihen an Mel BROOKS unübersehbar sind, plump und aufgesetzt. Die Frau eines Bürgermeisters und der Bestattungsunternehmer eines englischen Dorfes, die sich nach Jahren des Schweigens ihre Liebe gestehen, wollen den Tod und das Begräbnis inszenieren, damit sie sich von ihrem Ehemann, der sie betrügt, trennen kann und Boris und Brenda ihren Traum von einem Leben in der Karibik verwirklichen können.
Schwarze britische Komödien und kein Ende: am Anfang standen Anarcho-Orchester, Häftlinge, die in Gärten Unkraut jäten und ältere Damen, die ebendort Marihuana anbauten, oder der modrige Geruch des Todes beherrschte die Szenerie. In ‚Ein Fisch namens Wanda’ (1987) mit John CLEESE, Jamie Lee CURTIS, Kevin KLINE und Michael PALIN (Regie: Charles CRICHTON) macht sich nach einem großangelegten Juwelenraub eine durchtriebene Gaunerin an den ehrenwerten Rechtsanwalt des inhaftieren Bandenchefs heran, um das Versteck der Beute in Erfahrung zu bringen. Am Ziel angelangt, macht sie sich jedoch mit dem Juristen auf und davon.
Der mit viel Witz und reichlicher Situationskomik ausgestattete Film, der sich getrost in das Genre der gelungenen ‚schwarzen Komödien’ einreihen darf, brachte noch einmal eine Wiederbelebung seiner Genrevorgänger. Doch seit dieser Zeit ist man dieser Klischees überdrüssig geworden.
Zwar gibt es immer wieder Anleihen (siehe: ‚Frankenstein junior’, ‚Ein Fisch namens Wanda’), doch ein Teil der jüngeren Komödien schafft es nicht mehr, mit neuen Produktionen aufzuwarten, die unterhalten. Zwar will man nicht immer sozialsatirische Filme sehen, doch romantische Tänze im Bestattungsbüro auch nicht. Scherze verpuffen in der nackten Illustration, das Loch der Erzählweise der Geschichte, das vermieden werden soll, ist am Ende so riesengroß, dass die Tiefkühltruhe, in die Brenda vorübergehend gesteckt wird, schon das symbolhafte Ende des Filmes einläutet: jeder Lacher erstirbt im Eis.
Der vielleicht durchaus sympathisch angelegte Film entpuppt sich so als etwas dümmlich und wenig anregend für die Gesichtsmuskulatur.