(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Vier Männer, allesamt gutsituierte Herren mit hohen gesellschaftlichen Ansehen, ziehen in eine große Villa um sich dort exzessiven kulinarischen und sexuellen Gelüsten hinzugeben...
Die Dekadenz der sogenannten "besseren Gesellschaft" war immer ein beliebtes Thema im Film und in exakt diese Kerbe haut auch "Das große Fressen". Aber anstatt einen amüsanten oder hintergründigen Blick auf die Männer in dieser Gesellschaftsschicht zu werfen, wird der Zuschauer mit einem Freß- und Sexgelage konfrontiert, in dem die Neurosen der Beteiligten voll zur Geltung kommen. Somit ist "Das große Fressen" näher an Pasolinis "Die 120 Tage von Sodom" als an Jean Renoirs "Die Spielregel" oder Robert Altmans "Gosford Park", wenn auch inhaltlich natürlich total anders. Nur vermisst man in "Das große Fressen" die Botschaft, die dieser Film vermitteln will. Er "stellt dar", bleibt dabei aber neutral in seiner Wertung. Und dies läßt den Zuschauer etwas unbefriedigt zurück. Allerdings ist das Werk ein bemerkenswertes Beispiel dafür, was in den 1970ern filmisch alles möglich war. Und das sogar mit einer Riege angesehener Schauspieler.
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