(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
1855 herrscht ein Krieg der Briten und Franzosen gegen Rußland. In unregelmäßigen Abständen wird die Kriegskasse, Goldbarren im Werte von 25.000 Pfund, per Zug an die Krim gebracht, zur Unterstützung der britischen Truppen. Natürlich ist dieses Gold ein begehrenswertes Ziel der britischen Unterwelt. Nur hat es sich bislang keiner getraut einen fahrenden Zug zu überfallen. Einer der sich sehr für dieses Gold interessiert ist der Hochstabler John Simms (Sean Connery), der sich in der britischen High Society als Edward Pierce ausgibt und dort schnell Freunde bei angesehenen Personen, darunter auch einigen Verantwortlichen für den Goldtransport. Simms und seine Komplizen müssen zunächst Abdrücke von den Safeschlüsseln machen, was mit einigem Aufwand und Risiko verbunden ist...
Sowas nenne ich perfekte Unterhaltung. Der große Eisenbahnraub bietet eine äußerst unterhaltsame Mischung aus Thrillerelementen, feinen britischen Humor, dem nötigen Quentchen Spannung und wunderbar agierenden Schauspielern. Sean Connery versteht es den schlitzohrigen, aber konsequenten Gangster Simms so überzeugend darzustellen, daß leider kaum Platz für Donald Sutherland und Leslie-Anne Down bleibt um sich voll zu entfalten.
Da ja die Handlung in der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt, muß sich der Film über seine Spannung definieren und nicht über irgendwelche Special-FX. Und das funktioniert ziemlich gut. Obwohl ja eigentlich Simms und seine Leute die Bösen sind, bangt und hofft man doch mit ihnen. Vor allem der nächtliche Einbruch in das Bahnhofsbüro ist einer der Spannungshighlights. Auch sind die Kulissen recht gut gelungen und geben das England zur damaligen Zeit gut wieder. Trotz alle der Spannung bleibt auch Platz für ein paar ernstere Untertöne. So bricht z.B. Clean Willy aus dem Gefängnis aus, als parallel auf dem benachbarten Marktplatz eine Frau öffentlich gehänkt wird.
Absoluter Höhepunkt ist allerdings eine Kletterei über die Dächer eines fahrendes Zuges. Sieht es erst noch verhältnismäßig einfach aus, so ändert sich dies schlagartig, als die ersten Brücken auftauchen. Diese Szenen sind so fabulös in inszeniert worden, daß man sich schon auf seinem Sofa vorm Fernseher mitduckt! Die Kamera ist nämlich immer passend positioniert, daß der Zuschauer einen Blickwinkel bekommt, als ob er selber mit am Zug hängen würde. Messung ergaben nach den Dreharbeiten, daß der Zug mit 55 Meilen pro Stunden 20 Meilen schnell fuhr als er eigentlich sollte...
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