(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Schwester Getrude (Anita Ekberg) hat seit geraumer Zeit enorme Probleme ihrer Arbeit und ihrem Glauben nachzukommen, seitdem sie nach einer Operation süchtig nach Morphium ist. Schließlich geschehen in dem Krankenhaus in dem sie arbeitet unerklärliche Mordfälle, die sie noch tiefer in ihren Wahn reißen. Nach weiteren Morden ist sie sowohl für das Personal als auch für die Patienten die Hauptverdächtige. Sie kann sich aber nie daran erinnern die Morde wirklich begangen zu haben. Als schließlich ein der neue Arzt Dr. Roland (Joe Dallesandro) seine Arbeit in dem Hospital beginnt, spitzt sich die Lage zu...
Mit Geständnis einer Nonne hat sich Regisseur Giulio Berruti an einem seltsamen Mix aus Giallo und Nunsploitationfilm versucht. Er porträtiert das langsame Adriften in den Wahnsinn einer Nonne, die in den engen Vorgaben ihrer kirchlichen Bestimmung lebt und durch ihre schwere Krankheit mit dem normalen Leben langsam nicht mehr zurechtkommt. Sie ist mittlerweile morphiumabhängig und verliert phasenweise die Kontrolle über sich selber. Darunter haben auch die Patienten zu leiden, in einer besonders gemeinen Szene zertritt sie das Gebiss einer alten Frau. Sie weiß schließlich selber nicht, was sie wirklich gesehen hat und was Einbildung war, so dass sie sich auch nicht sicher sein kann, die Morde wirklich nicht selber ausgeführt zu haben. Zudem macht ihr Schwester Mathieu eindeutige Annäherungsversuche.
Es ist die Berufung einer Nonne zu leiden.
- Die Mutter Oberin während sie nebenbei Palinen genießt...
Obs jetzt am Drehbuch oder an der Ausführung vor und hinter der Kamera lag, jedenfalls werde die höheren Ziele einer starken und glaubwürdigen Charakterisierung und spannender Krimihandlung nicht erreicht. Die Entwicklung von Schwester Gertrude von einer leicht psychisch instabilen Person zu einer sexuell aktiven Frau bis zum wahnsinnig gewordenen Weib am Schluß kann nicht so wirklich überzeugen. Wer zudem die Strukturen des Giallo-Kinos kennt wird den Schluß des Films schon lange vorher ahnen können, so dass auch hier die Spannung schnell verfliegt. Sowohl für einen Giallo und gerade für einen Nunsploitationfilm ist das Werk bis auf eine Ausnahme noch relativ verhalten was explizit sexuelle Szenen angeht. Auch die für das Genre so üblichen lesbischen Beziehungen werden hier nur angedeutet.
Zudem sind die meisten Charaktere nicht von großer Relevanz. Anita Ekberg spielt ihre Rolle zwar ganz okay, wenn auch nicht souverän, aber der Rest kommt über durchschnittliche Leistungen nicht hinweg. Wer von Joe Dallesandro ähnlich prägnante Auftritte erwartet wie z.B. in den Warhol-Filmen Blood for Dracula und Flesh for Frankenstein, der wird mächtig enttäuscht werden. Außer zwei nur äußerlich wichtig erscheinenden Dialogen und einer zahmen Sexszene mit Paola Morra ist seine Rolle ziemlich überflüssig und kann der Handlung keine Akzente verleihen. Ebenso Massimo Serato als Chefarzt, der irgendwann zur Mitte des Films einfach verschwindet und man bekommt nur durch einen Dialog mit, dass er entlassen wurde.
Mit einem besseren Drehbuch und einer handwerklich etwas versierteren Regie hätte der Film durchaus interessant ausfallen können. So verbleibt aber nur eine seltsame Mischung aus verschiedenen Motiven und Genres, die sich zudem in der Handlung selber verhaspelt. Giulio Berruti führte außer bei diesem Film nur bei dem mir unbekannten 1976er Werk Noi siam come le lucciole und wurde selbst als Drehbuchautor und Editor kaum beschäftigt. Die Schwedin Anita Ekberg hatte einst eine große Karriere vor sich, als sie durch Frederico Fellini in dessen La Dolce Vita (Das süße Leben) an der Seite von Marcello Mastroianni weltberühmt wurde. Aber schon bald versank sie in den Tiefen von Low Budget Filmen, in denen sie aber zumeist die Hauptrolle spielte. Paola Morra kam direkt von Walerian Borowczyks Interno di un convento (Behind Convent Walls, Unmoralische Novizinnen), wo sie aber nur eine Nebenrolle spielte. Nach Geständnis einer Nonne verschlug es ihre kurze Karriere noch in einen der Flotte Teens... Filme. In einer ebenfalls recht unwichtigen Nebenrolle ist übrigens Alida Valli zu sehen, bekannt aus Argentos Suspiria und Inferno.
Die DVD von Koch Media kann genau wie der Film auch nicht so richtig überzeugen. Das nicht-anamorphe Bild leidet unter einer geringen Schärfe und etwas blassen Farben, der Kontrast geht noch in Ordnung. Allerdings sind über den ganzen Film verteilt minimale Schäden und Verschmutzungen des Originalmaterials zu sehen. Außerdem macht sich auch Bildrauschen bemerkbar. Zudem handelt es sich um eine leicht gekürzte Fassung, die geschnittene Szene ist aber im Bonusmaterial vorhanden. Auf die Integration im Film wurde aufgrund der starken Qualitätsunterschiede verzichtet. Der Ton geht in beiden Sprachen in Ordnung, die Dialoge sind gut zu verstehen. Überraschenderweise gibt es auch noch eine dritte Tonspur, die den isolierten Soundtrack bietet. Da die Musik immer nur dann einsetzt, wenn sie auch im Film selber zu hören ist, gibt es da natürlich einigen Leerlauf zwischen den Stücken. Neben der schon erwähnten geschnittenen Szene gibt es noch den Trailer und eine Bildergalerie auf der DVD, sowie Trailer zu weiteren Titeln aus dem Koch Media Programm. Im Booklet gibt es aber noch Liner Notes von Uwe Huber.
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