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(Ein Review von Frank Meyer)
Heiratsvermittlung a la Wildwest. Ein blinder Pistolero mit dem schlichten Rufnamen Blindman hat den Auftrag, 50 Frauen, die von texanischen Minenarbeitern als zukünftige Bräute eingekauft wurden, nach Lost Creek zu überführen. Nur leider hat sein Geschäftspartner Skunk die kostbare Ware bereits eigenmächtig an den zwielichtigen Mexikaner Domingo weiterverscherbelt. Aber Vertrag ist schließlich Vertrag, und so macht sich der nur scheinbar Hilflose auf, um sich seine 50 Frauen zurückerstatten zu lassen...
Ich will meine 50 Weiber!
- Blindman.
"Vergessen Sie Django - Blindman ist da!" - so lautete seinerzeit der Slogan auf dem Kinoplakat. Nun woll'n wir mal nicht gleich übertreiben, aber zumindest was die Nehmerqualitäten angeht hätte Corbuccis Revolvermann im Blindman einen durchaus ebenbürtig Gegner gefunden. Wie der hier mit stoischer Ruhe und unendlich gleichgültiger Miene seine Mission verfolgt, das sucht schon Seinesgleichen, und so ist der ganze Film genau genommen eine einzige Lektion in Sachen Coolness.
Dabei konzentriert und verlässt sich Blindman voll und ganz auf das Handicap seiner Hauptfigur. Die Rahmenhandlung mit den gekauften Frauen ist zwar nicht unoriginell, aber sagen wir mal insgesamt doch von eher überschaubarer Komplexität. Die Frauen sind weg - er will sie um jeden Preis zurück. Mehr muss man nicht wissen, um folgen zu können Auf die für den Italowestern typischen verschachtelten Beziehungsstrukturen wird ebenso verzichtet wie auf allzu aberwitzige Wendungen, und auch politische Untertöne sucht man hier sicher vergebens. Der Handlungsverlauf könnte linearer kaum sein. Dass Blindman trotzdem einen klaren Start-Ziel-Sieg hinlegt, liegt vor allem an der gelungenen schauspielerischen Leistung von Tony Anthony, dem es mit seiner Darstellung gelingt, auf dem schmalen Grad zwischen Ernsthaftigkeit und Skurrilität zu wandeln ohne ein einziges Mal ins Possenhafte abzurutschen.
Wie der Blindman mit den Erwartungen seiner Gegner, so spielt Autor und Hauptdarsteller Tony Anthony mit den Erwartungen der Zuschauer. Denn wie gefährlich kann ein blinder Mann sein? Was kann er schon tun? Nun, eine Menge, insbesondere wenn man ihn unterschätzt. Und das tun sie eigentlich alle. Oberschurke Domingo ("Gib dem Blinden ein paar Pesos...") ebenso wie Ex-Geschäftspartner Skunk, der sich über die Forderungen des Blindman solange amüsiert bis dieser dem Vertragsbrüchigen kurzerhand das Grinsen aus dem Gesicht sprengt. Grundsätzlich gelingt es ihm, den nachvollziehbaren Mangel an Treffsicherheit durch flächendeckende Versorgung (=Dynamit) oder eine entsprechend höhere Schussfrequenz recht effizient auszugleichen...
Das Potential der Idee vom blinden Mann im Wilden Westen schöpft der Film nahezu perfekt aus. Mit welchen Schwierigkeiten hätte ein Pistolero mit substantieller Sehschwäche im Wildwest-Alltag zu kämpfen und wie könnte er diese möglichst geschickt bewältigen? So verfügt der Blindman über eine erstaunliche Ausstattung von der blindengerechten Lederlandkarte bis hin zu einem Pferd, das praktisch als gesattelter Blindenhund fungiert. Schon der toll choreographierte Kurs, den der Gaul zur Orientierung seines Besitzers in neuer Umgebung läuft und der ein bisschen an Dressurreiten inklusive Side- und Back-Step erinnert, ist ein kleiner kreativer Geniestreich. Und spätestens, wenn der Blinde den liebestollen Ringo Starr mit Glocken ausstaffiert, um seine Geisel durch das Gebimmel besser orten zu können, ist man endgültig in der ganz eigenen Welt des Blindman angekommen.
Obwohl Blindman massiv mit den Versatzstücken des Genres spielt, die auch Zeit seiner Entstehung durchaus schon als klassisch gelten durften, handelt es sich eigentlich eher nicht um einen typischen Italowestern. Denn da ist noch ein anderer deutlich spürbarer Einfluss, und zwar ein betont amerikanischer. Dabei steht der Film in seiner konsequenten, gradlinigen Inszenierung und der überbetonten Coolness weniger in der Tradition des amerikanischen Westerns, sondern vielmehr in der des US-Actionkinos und Comic-Styles. Beides verbindet sich in Blindman mit Elementen und Optik des Spaghetti-Westerns zu einer wirklich unterhaltsamen Mischung - zumindest sofern man das Ergebnis nicht zu ernst nimmt. Aber dazu gleich mehr.
Klar, dem umsichtigen Cineasten drängt sich beim Stichwort des blinden Helden außerdem fast zwangsläufig der Gedanke an die traditionsreiche japanische Reihe um Zatoichi, den blinden Samurai, förmlich auf. Überhaupt haben Heroen mit körperlichem Handicap im fernöstlichen Kino eine wesentlich größere Tradition als im westlichen Film (vgl. Das goldene Schwert des Königstigers, Eine Faust wie ein Hammer, Vier gnadenlose Rächer, usw.). Figuren wie blinde schwertschwingende Frauen, einarmige Boxer und Schwertkämpfer erfreuen sich in Asien seit langem großer Popularität, während einem körperbehinderte Hauptdarsteller im westlichen Kino eher selten in regulären Heldenrollen begegnen. Es sei denn als direkte Kopie der erfolgreichen Fernostvorbilder (z.B. Blinde Wut, 1988).
Ist das ein empfindliches Ding. Das geht schon los, wenn man es nur scharf ansieht.
- Blindman.
Stellt sich natürlich die Frage, inwieweit es sich bei Blindman um einen findigen Versuch handelt, das erfolgreiche Konzept aus dem Bereich des Eastern in den artverwandten Western zu übertragen, und eigentlich findet sich in Besprechungen meist der sehr konkrete Hinweis, dass es sich um eine Adaption der Zatoichi-Geschichte handelt. Interessanterweise äußert Regisseur Baldi im auf der Koch Media-DVD enthaltenen Interview aber Gegenteiliges und betont recht ausdrücklich, dass dem Film keine japanische Vorlage zugrunde liegt. Vielmehr hätte in der Entwicklung die Geschichte um die entführten Frauen und insbesondere ihre Hatz durch die Wüste im Vordergrund gestanden. Naja, mag man sehen wie man will. Auf jeden Fall fokussiert Blindman im Endeffekt dann doch eher auf den Titelhelden, und dass der so ganz und gar frei von Asia-Inspiration ist, darf durchaus bezweifelt werden. Andererseits ist die Idee, einmal einen blinden Cowboy auf's Pferd zu setzen, nun auch wieder nicht ungewöhnlich, dass sie einem nicht völlig unabhängig kommen könnte.
Von den gehetzten Frauen als angeblichem Hauptmotiv des Films ist es nur ein kleiner Schritt zu einer weiteren Besonderheit von Blindman. Stichwort: Fleischbeschau! Ich kann mich nicht entsinnen, schon mal einen (Italo-)Western gesehen zu haben, in dem es mehr nackte Haut zu bestaunen gab. So stehen die "50 Weiber" zwar nicht im Mittelpunkt der Handlung, ihnen gehören aber die visuell stärksten Szenen, wenn sie sich z.B. in der Wüste herdenartig über eine Düne ergießen. Großartig inszeniert ist auch die Waschszene, die dank geschickter Schnitte und dem stakkatohaften Rhythmus des auf die Körper klatschenden Wassers eine wahrhaft wuchtige Intensität und Dynamik entwickelt. Dabei weiß Regisseur Baldi im Interview zu berichten, dass die Dinge bei den Aufnahmen beinahe aus dem Ruder gelaufen wären. Denn nachdem die Schauspielerinnen ihre anfängliche Schüchternheit abgelegt hätten, sei die zunächst etwas angespannte Atmosphäre um ein Haar ins genaue Gegenteil gekippt. Das passiert also, wenn man 50 nackte Frauen in einen Raum steckt!
Überdrehtheit und dieser gewisse Hang zur Übertreibung zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film. Und da im Land der Superhelden und des gelebten Bigger-is-better-Konzepts eben alles gerne ein bisschen größer sein darf, erscheint einem der Hut des Blindman fast schon als Sinnbild für amerikanische Superlativen-Philosophie. Oder um noch einmal den Vergleich mit Corbuccis Django aufzugreifen: Wo Franco Nero die Krempe lediglich locker in die Stirn gezogen hat, schlappt Tony Anthony hier in der Titelrolle gleich der halbe Hut ins Gesicht!
Deshalb vielleicht auch der leise Hinweis in Richtung einiger übereifriger Feminist(inn)en, dass man Blindman eben nicht zu ernst nehmen sollte. Klar, zur Ware degradierte Menschen weiblichen Geschlechts und Frauenhändler Tony Anthony mit seinem ewig wiederholten "Ich will meine 50 Weiber!" sind im engeren Sinne sicher nicht sonderlich political correct, aber deswegen gleich die Sexismus-Keule zu schwingen, wäre mindestens so übertrieben wie das Verhalten des blinden Pistoleros. Zumal dank der immer wieder auftauchenden Kastrationsthematik die Vertreter männlichen Geschlechts kaum besser wegkommen.
Weisst Du, Sweet Mama, die Sonne scheint nicht immer auf den selben Arsch.
- Blindman.
Wer also über derlei Dinge hinwegsehen kann, wird mit einem Brett von einem Italowestern von kolossalem Unterhaltungswert und hohem Spaß-Faktor belohnt, der dank des amerikanischen Einflusses sicher nicht nur was für den klassischen Westernliebhaber ist. Vermutlich wäre Blindman sogar genau die Art Western, die heute an der Kinokasse richtig abräumen könnte. Konsequente Inszenierung und ein Held, der das Prädikat "coole Sau" verdient - das klingt schon irgendwie nach einer Formel, nach der in der jüngeren Filmgeschichte so mancher Blockbuster gedreht wurde...
Und der spürbare Ami-Einschlag kommt übrigens nicht von ungefähr. Handelt es sich doch um eine italienisch-amerikanische Co-Produktion hinter der Allen Kleins Produktionsfirma ABKCO als Geldgeber stand. Zur Erinnerung: Allen Klein war vormals Manager der Beatles, gründete die ABKCO und hat im Filmgeschäft vor allem durch den Rechtestreit mit Ausnahmefilmer Alejandro Jodorowsky von sich reden gemacht. Dessen Surreal-Western El Topo brachte die ABKCO übrigens im gleichen Jahr in die amerikanischen Kinos.
Bei Blindman handelt es sich allerdings in erster Linie um ein persönliches Projekt von Hauptdarsteller Tony Anthony, der sowohl die Story lieferte als auch den Großteil der Beteiligten zusammenbrachte. Produzent Allen Klein und Regisseur Fernando Baldi gehörten zu Anthonys Freunden und so hatte er schon bald seine Crew beisammen. Auch Komponist Stelvio Cipriani, der mit fast schon beatartig groovenden Sounds für eine sehr schöne Untermalung gesorgt hat, rekrutierte er praktisch direkt aus seinem Bekanntenkreis. Da die Beat-Attacken insbesondere dann geritten werden, wenn es in der Handlung verspielt wird, unterstreicht der Score die dezent durchgeknallte Grundstimmung. Passt.
Auf dem Regiestuhl nahm mit Fernando Baldi ein routinierter Regisseur Platz, der sich schon bestens in der staubigen Wüste Almerias (wo sonst sollte Blindman gedreht worden sein!) auskannte. Zu Baldis besten Genrebeiträgen gehören das beinah offiziell Django-Sequel Django und die Bande der Gehenkten (Preparati la bara, 1968) mit Terence Hill in der Titelrolle sowie Django - Der Rächer aka Django 2 (Texas, Addio, 1966), der allerdings im Original eigentlich eher dem klassischen Drama nahe steht und nur wegen Hauptdarsteller Franco Nero für die deutsche Version der Reihe um den legendären Revolvermann zugeordnet wurde. Gut ist er aber auf jeden Fall.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist und bleibt aber Tony Anthony, der in seiner Rolle ein wenig an eine geknautschte Muppet-Puppe erinnert. Im Verlauf seiner Karriere hat er sich nicht nur als Schauspieler, sondern ebenso als Drehbuchschreiber, Produzent und einmal sogar als Regisseur versucht - mit qualitativ wechselhaften Resultaten. Seine einzige Regiearbeit ist ein ein Roadmovie namens Cometogether (1971), in dem es um einen Stuntman (gespielt von Anthony) geht, der in Europa einen - wie könnte es anders sein - Italowestern dreht und auf zwei amerikanische Touristen trifft.
Wen ein Weib um den Verstand gebracht hat, ist erledigt.
- Blindman.
Seine interessantesten Arbeiten bleiben aber die Handvoll Filme, die dem Spaghetti-Western selbst zuzuordnen sind. So z.B. im von Luigi Vanzi gedrehten Ein Dollar zwischen den Zähnen (Un Dollaro tra i denti, 1967), ein kleiner aber sehr stimmungsvoller Westerner mit typischen Genrezutaten und einer dichten Atmosphäre. In den, wiederum von Vanzi inszenierten Quasi-Fortsetzungen um den wortkargen Stranger Western-Jack (Un uomo, un cavallo, una pistola, 1967) und Der Schrecken von Kung Fu (Lo Straniero di silenzio, 1968) übernahm Anthony nicht nur erneut die Rolle des Fremden, sondern lieferte bei ersterem auch gleich die Story für das Drehbuch. Darauf folgte dann mit Blindman, der wie gesagt ganz entscheidend auf seine Kappe geht, das Highlight seiner Filmographie. 1975 kamen er, Regisseur Baldi und zwei seiner Blindman-Co-Stars (Lloyd Battista & Raf Baldassarre) noch einmal für den endgültigen durchgeknallten Western Time Breaker (Get Mean, 1976) zusammen, bei dem der Originaltitel im unerfreulichsten Wortsinn Programm ist. Verdient gemacht hat er sich auch um den Versuch einer Wiederbelebung der 3D-Technik Anfang der 80er, als er u.a. mit Alles fliegt dir um die Ohren (Comin' at Ya!, 1981) den ersten 3D-Italowestern auf den Weg brachte.
An dieser Stelle über Ringo Starrs Biographie große Worte zu verlieren, würde wohl wirklich zu weit führen. Der Beatles-Schlagzeuger zeigte Anfang der 70er verstärkte Schauspielambitionen, die der Beatles-Manager zu fördern versuchte. Wenn man Baldi glauben darf, hielt Klein einen Western für besonders zweckmäßig, da hier die darstellerischen Anforderungen zu bewältigen sein sollten. Starr habe wiederum wohl nur deshalb zugesagt, weil im der Gedanke, ständig zwischen 50 halbnackten Frauen herumzulaufen, gefallen hat. Auf jeden Fall ging die Rechnung auf und der Musiker lieferte als liebestoller Bösewicht eine solide Leistung ab.
Zu seiner anderen Auftritten im Filmgeschäft gehören neben den von Richard Lester inszenierten Beatles-Filmen Yeah Yeah Yeah (A Hard Days Night, 1964) und Hi-Hi-Hilfe! (Help!, 1965) so unterschiedliche Werke wie die 60ies Sex-Comedy Candy (1968), Freddy Francis' Son of Dracula (1974) oder der Steinzeit-Albernheit Caveman (1981). Für die spätere Rolle als Neandertaler darf Ringo in einer Szene in Blindman, in der er geduckt durch felsige Höhlen schlurft, übrigens schon mal üben.
Die weitere Besetzungsliste offenbart zwar keine sensationellen Überraschungen, kann sich mit Magda Konopka (Sweet Mama) und Lloyd Battista (Domingo) sowie dem alten Cinecitta-Haudegen Raf Baldassarre (als mexikanischem General mit erstaunlich moderner Rasierfrisur!) aber durchaus sehen lassen. Die gebürtige Polin Konopka könnten Italowestern-Liebhaber aus Petronis Amigos - Die Engel lassen grüßen (...e per tetto un cielo di stelle, 1968) kennen, wo sie an der Seite von Guiliano Gemma und Mario Adorf zu sehen war. Einen ihrer bekanntesten Auftritte hatte sie ein Jahr vor Blindman in Als Dinosaurier die Erde beherrschten (When Dinosaurs Ruled The Earth, 1970) von Quatermass-Regisseur Val Guest.
Lloyd Battista gab sein Schauspieldebüt im Flipper-Sequel Flippers neues Abenteuer (Flipper's New Adventure, 1964). Tony Anthony lernte er dann bei seinem zweiten Film, dem bereits erwähnten Der Schrecken von Kung Fu (Lo Straniero di silenzio, 1968), kennen. Nebenrollen ergatterte er u.a. im John Wayne-Western Chisum (1970) und Woody Allens Die letzte Nacht des Boris Gruschenko (Love and Death, 1975). Seit den 90ern war er vor allem fürs Fernsehen tätig. Seinen bislang letzten Kinoauftritt hatte er im von HK-Regisseur Ringo Lam inszenierten Van Damme-Film The Savage (2003). Raf Baldassarre und Tony Anthony kannten sich spätestens seit den Dreharbeiten zu Ein Dollar zwischen den Zähnen (1966). Zu den wichtigsten seiner unzähligen Auftritte im italienischen Westen gehören u.a. die beiden Corbuccis Mercenario - Der Gefürchtete (Il Mercenario, 1968) und Leichen pflastern seinen Weg (Il Grande Silenzio, 1968).
Die 50 weiblichen Nebendarstellerinnen wurden übrigens nicht einfach so zusammengestellt, sondern sorgfältig von Model-Scouts aus allen Teilen Europas gecastet. Jugoslawien, Ungarn, Spanien, England und Deutschland. Die Mischung macht's eben!
Blindman lief in Deutschland zwar seinerzeit im Kino und das wohl gar nicht mal schlecht, aber da der Film niemals auf Video erschienen ist, handelte es sich um einen unter Fans ewig gesuchten Titel. Nicht nur, dass die Koch Media AG diese Lücke nun schliesst, sie tut es mit Stil! Denn die DVD kommt edelverpackt in einer schicken Klappbox mit ebenso noblem Schuber. Und auch der Inhalt kann auf ganzer Linie überzeugen. Das anamorph codierte Bild würde ich trotz kleinerer Schwankungen in der Bildschärfe immer noch als überraschend gut einstufen und außer vereinzelten winzigen Verschmutzungen oder Defekten gibt es qualitativ keinerlei Störungen zu bemängeln. Gleiches gilt für den Ton. An der deutschen Audiospur dürften wirklich nur Soundpuristen etwas auszusetzen haben. Klar, völlig rauschfrei ist sie nicht, aber ein Knistern hier und da sollte niemanden abschrecken. Was die Klangqualität der beiden anderen Sprachfassungen (englisch & italienisch) angeht, die erfreulicherweise mit auf den Silberling gepackt wurden, liegt die deutsche Spur deutlich vorn.
Die Synchro selbst würde ich als durchaus gelungen bezeichnen, erspart sie uns doch netterweise Plattitüden, wie sie Anfang der 70er gerne in die deutschen Versionen hineingebastelt wurden. Insbesondere Tony Anthonys Synchronstimme unterstreicht den Charakter der Rolle für meinen Geschmack sogar besser als sein Originalorgan. Und sogar Ringo Starr klingt in der hiesigen Fassung prinzipiell etwas markiger.
Kommen wir nun zu den Extras. Deren Kernstück ist eine Dokumentation mit dem programmatischen Titel "The Western World of Ferdinando Baldi", in der der Regisseur im Interview auf seine Filme (insbesondere natürlich Blindman), die Darsteller und die große Zeit des Italowesterns eingeht. Das etwa 40-minütige Gespräch wurde um einige Einspieler und Einblendungen passend zu den besprochenen Themen angereichert und liefert neben interessanten Hintergrundinfos auch die eine oder andere lustige Anekdote vergangener Tage. Lohnenswert. Hinter der Slideshow verbirgt sich eine selbsttätig durchlaufende Bildergalerie mit einem Überblick über die internationalen Filmplakate, Aushangfotos und Veröffentlichungscover, der zudem schön stimmungsvoll mit Musik vom Soundtrack unterlegt wurde. Laufzeit etwas über 6 Minuten.
An Trailern wurde neben dem Werbefilmchen für die deutschen Kinoleinwände auch der englische und italienische Trailer eingefügt. Der deutsche und englische sind übrigens weitestgehend identisch, während die Italiener offensichtlich für ihren Markt lieber einen eigenen produzierten. Recht so, denn die italienische Variante ist mit deutlichem Abstand besser gelungen als der internationale Clip. In Italien weiß man eben wie ein guter Italowestern-Trailer auszusehen hat!
Wer es mit den Credits ganz genau wissen will, kann sich in dem entsprechenden Unterpunkt auch noch 2 kleine Imagetrailer der Verantwortlichen für Ton und Bild anschauen. Und in der Trailer-Sektion versteckt sich übrigens noch ein kleiner Bonus in Forum einer zusätzlichen Bildergalerie, in der einige Aushangfotos aus einer netten Übersichtsmontage herangezoomt werden. Vielleicht der Versuch einer alternativen Präsentationsform?
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