• | Love Letters of a Portuguese Nun |
(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Die 16-jährige Marie (Susan Hemingway) wird beim Flirten mit ihrem Freund von Pater Vinzenz (William Berger) erwischt. Dieser redet ihrer Mutter (Aida Vargas) ein, das Marie voll sündiger Gedanken sei und dringend etwas dagegen getan werden müsse, damit Marie nicht in der Hölle landet. Die eingeschüchterte Mutter stimmt zu, daß er Marie mit in seine Abtei nimmt und sie zu einer Nonne ausbildet. In der Abtei leben neben ihm nur noch andere Nonnen und Novizinnen. Als erstes muß sich Marie vor den Augen Vinzenz durch die Mutter Oberin (Ana Zanatti) einem Jungfrauentest unterziehen. Dann soll sie Vinzenz im Beichtstuhl von ihren sündigen Gedanken und Träumen erzählen, dem bei ihren Erzählungen erst mal mächtig einer abgeht.
Schon nach ein paar Tagen ist sie durch das Leben im Kloster mit den Nerven fertig und schreibt ihrer Mutter einen Brief, in dem sie Lage schildert und dabei auch von den seltsamen Machenschaften von Vinzenz und der Oberin berichtet. Der Brief wird aber abgefangen und sie wird in eine kleine Kammer gesperrt. Schon kurze Zeit später kommt Vinzenz und zwingt sie zur Verwirklichung einiger ihrer Beicht-Geschichten. Nachts ist sie das jungfräuliche Opfer in einer schwarzen Messe, in der der Satan (Herbert Fux) erscheint und sich ihrer bemächtigt. Nach diesem Erlebnis, das wie ein böser Traum für Marie war, beschließt sie zu fliehen und alles dem Großinquisitor zu erzählen. Ihr gelingt die Flucht und sucht Hilfe beim Bürgermeister des Ortes. Dieser glaubt ihrer Geschichte aber nicht so richtig und bringt sie wieder zurück ins Kloster. Vinzenz seinerseits schwärzt nun Marie beim Inquisitor an und dieser verurteilt sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen. Eine Rettung scheint nicht in Sicht...
Dies ist die Geschichte eines Mädchens, das einen Brief an Gott schrieb... Gott hat geantwortet.
Jess Franco war so in ziemlich jedem Bereich des Exploitationkinos tätig und so verwundert es auch nicht, dass er mehrere Nunsploitation-Filme gemacht hat. In seinem Marquis de Sade's Justine gibt es eine kurze Sequenz, in dem das Unschuldslamm Romina Power in die Krallen dubioser Möncher gerät, aber da ging es noch verhältnismäßig harmlos zu. 1971 steigerte er sich dann mit Les Démons (Die Nonnen von Clichy). Aber in Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne holt er so richtig mit der Sleaze-Keule aus und präsentiert satanistische Nonnen und einen Priester, die vom Zöllibat gar nichts halten und sich laufend den körperlichen Freuden hingeben. Querschläger wie Marie werden durch Dronenkränze und andere Methoden genüsslich gefoltert und gefügig gemacht. Nach außen hin erscheint es wie die heile Klosterwelt, hinter den Mauern tun sich finsterste Abgründe auf.
Susan Hemingway verkörpert perfekt das unschuldige Mädchen vom Lande, die in einen Sog voller menschlicher Abgründe gerät und daran fast zerbricht. Ihr noch sehr mädchenhaftes Erscheingungsbild steht im harten Kontrast zu den Handlungen die die anderen an ihr verrichten bzw. von ihr verlangen. Als Beichtbuße hat sie mehrere Dornenkränze um den Körper zu tragen, als Strafe für ihren Brief an ihre Mutter wird sie in einer Kammer eingesperrt und von Vinzenz zu sexuellen Handlungen gezwungen und später kommen noch Streckbänke und Kreuzigungen dazu. Francos Inszenierungsstil ist natürlich extrem plakativ und vordergründig. Er nutzt des öfteren die Gelegenheit um die Handlung durch lesbische Nonnenspielchen zu unterbrechen und somit die Laufzeit des Films ein wenig zu strecken. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik sollte man also auf gar keinen Fall erwarten.
Vor Pater Vinzenz brauchst du dich nicht zu schämen. Er ist dein Beschützer, der Zuchtmeister deiner jungen Seele - und selbstverständlich auch deines Körpers...
Allerdings ist der Film, entstanden in seiner Phase mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich, sehr schön von Kameramann Peter Baumgärtner eingefangen worden. Die Kulissen und Sets wirken sehr stimmungsvoll. Die schwarze Messe erscheint wie ein surrealer Alptraum, in dem ein einhörniger Herbert Fux mal höchst diabolisch in die Kamera grinsen darf. Auch die restlichen Hauptdarsteller machen ihre Sache ganz akzeptabel, vor allem William Berger schafft es sehr gut, trotz seiner unsündigen Gedanken wie ein respektabler und seriöser Priester zu erscheinen, dem man zunächst vertrauen kann. Der Titel Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne ist allerdings etwas irreführend. Es werden nur zwei Briefe von Marie geschrieben und beides sind definitiv keine Liebesbriefe. Die Handlung basiert sehr lose auf einer literarischen Vorlage von Maria Alcoforado. Susan Hemingway hatte nur eine sehr kurze Schauspielerkarriere. Im gleichen Jahr stand sie noch für den Sex-Folter-Kracher Frauen für Zellenblock 9 vor der Kamera, in dem sie es schafft einer Mitgefangenen eine Kugel mittels zweier Grashalme aus der Schulter zu puhlen! Der Österreicher William Berger war schon seit Mitte der 60er Jahren in der italienischen Filmindustrie tätig und ist vor allem durch sein Auftreten in etlichen Italowestern (Keoma, Sabata) bekannt.
Dieser Film erschien unter seinem internationalen Titel Love Letters of a Portuguese Nun als zweiter Beitrag der "Jess Franco Collection" von VIP auf DVD. Ähnlich wie Jack the Ripper ist der Film in einer sehr guten Qualität auf DVD transferiert worden. Das Bild ist frei von jeglichen Defekten, ein gewisses Rauschen macht sich nur sehr minimal bemerkbar und Bewegungsunschärfen sind quasi nicht vorhanden. Der Ton liegt in Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch vor. Die ersten drei Tonspuren sind in Ordnung, es machen sich keine Störungen oder Knackser bemerkbar und die Dialoge sind gut zu verstehen. Die spanische Spur dagegen ist recht dumpf und klingt dabei auch leicht verzerrt.
Leider ist diese DVD nicht ganz so umfangreich mit Bonusmaterial ausgestattet. Der DVD-Werkstattbericht ist noch bekannt von der Jack the Ripper DVD. Die Fotogalerie präsentiert lediglich Szenenfotos und Biographien gibt es von Jess Franco, Erwin C. Dietrich und den Hauptdarstellern. Das einzige halbwegs neue ist das 8-minütige Interview-Feature, in dem nicht nur alleine Erwin C. Dietrich zu Wort kommt, sondern auch Jess Franco persönlich sowie seine Frau Lina Romay und kurz auch Herbert Fux. Was wirklich neues erfährt man hier ab leider nicht, da kaum auf den Film selber eingegangen wird, sondern mehr darauf, was die DVDs für Vorteile bringen und wie die damaligen Exploitationfilme beim heutigen Publikum ankommen. Die Interviewstücke mit Erwin C. Dietrich waren aber auch schon auf der Jack the Ripper DVD gewesen. Kultig dagegen ist die umfangreiche Trailer-Abteilung, in denen es neben den Trailern zu Liebesbriefe... und Jack the Ripper auch mehrere Trailer zu anderen Dietrich/Franco Produktionen gibt. Leider stören bei einigen Trailern feste französische Untertitel, aber die reißerischen deutschen Ankündigungen entschädigen ganz gut.
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