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(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Der alte Haudegen Gringo (Stuart Whitman) trifft auf einem Kutter den Goldsucher Zapata (Pedro Armendáriz) und seinen etwas dummen Kumpel Haro (Jorge Luke), der sich für einen Mexikaner hält, was er aber gar nicht ist. Sie wollen ihn als ihren Dschungelführer durch den südamerikanischen Dickicht engagieren, weil sie schon seit längerem eine große Ladung von Goldgräberausrüstung beobachten. Gringo lehnt zuerst ab, ändert aber seine Meinung, als er hört, daß die Ladung für seinen alten und unbeliebten Bekannten Klaus von Blantz (Donald Pleasance) ist. Dieser reitet gerade, in Begleitung der heißblütigen und barbusigen Eingebohrenenfrau Morimba (Sonia Infante) zu dem kleinen Ort, wo der Kutter anlegen will. Das er ausgerechnet hier auf Gringo trifft, paßt ihm gar nicht und zieht schnurstracks weiter in den Dschungel. Gringo entscheidet sich dafür, einen Querfeldeinweg einzuschlagen, der zwar schneller, aber auch gefährlicher ist.
Ganz unabhängig davon, finden zwei Arbeiter einer Erdölfirma durch Zufall ein paar kleine Diamanten in einem abgelegenen Flußgebiet. Dick (Clark Jarrett) und Clark (Bradford Dillman) holen noch ihre Kollegin Barbara (Ann Sidney) dazu. Sie finden an der Fundstelle aber nicht nur Diamanten, sondern auch menschliche Skelette, denen alle der Schädel fehlt. Clark fliegt mit seinem Wasserflugzeug wieder weg um bessere Ausrüstung zu holen, hat unterwegs allerdings eine böse Panne. Bei einem Angriff von Indios wird Dick aber durch einen Giftpfeil verletzt, erkrankt schwer und wird später von den Indios schließlich getötet. Barbara trifft auf Gringos Truppe und Gringos Kumpanen stürzen sich auf die Rohdiamanten. Derweil sicht Klaus von Blantz nach Gold, mit dem er ein neues Drittes Reich aufbauen will...
Man, man, man. Was soll man davon halten? Ein mexikanischer Abenteuer-Streifen mit Goldsuchern, Nazis, kannibalisch veranlagten Indios, halbnackten Eingeborenenfrauen und diversen, teilweise sehr bekannten B-Movie-Schauspielern ist doch schon ein verdammt obskures Stück Film. Unvorstellbar, daß der Film irgendwie doch Spaß macht. Schon zu Beginn, als die typische, aber stimmungsvolle Musik den langen Vorspann begleitet, weiß man sofort woran man ist, einem handfesten Film über Abenteuer und Abenteurer. Man guckt schon fast, ob nicht irgendwo Indy auftaucht, was er sich aber wohl dann doch nicht getraut hat. Naja, jedenfalls geht es nach dem Vorgeplänkel stetig weiter, so daß Langeweile eigentlich kaum aufkommt und das ist ja schließlich die Hauptsache. Hohe Ansprüche an Story und Schauspieler sollte man aber nicht stellen...
Die größte Überraschung dürfte sicherlich das Auftreten von Donald Pleasance hier sein. Allerdings hat er auch irgendwie den besten Part, schließlich ist er stets in Begleitung einer heißen Indiobraut. Göttlich ist auch sein teilweise debiler Gesichtausdruck, womit er wahrscheinlich seinen lächerlichen Charakter unterstreichen wollte. Zu seiner filmischen Historie muß ich ja wohl nicht mehr viel schreiben. Die Braut an seiner Seite, die Mexikanerin Sonia Infante, brachte es in ihrem filmischen Schaffen zu Rollen in Filmen, die Schenkelklopfertitel wie z.B. Sex Monster (aka Wrestling Women Vs. the Aztec Ape(!!!)) hatten. Ihre Karriere blieb allerdings auf den mexikanischen Raum beschränkt. Stuart Whitman als Gringo spielt seinen Part auch noch recht gut, man nimmt ihm den griesgrämigen, aber aufrechten und erfahrenen Dschungelführer ab. Whitmans Karriere begann schon 1951 mit den ersten kleinen Rollen und er ist heutzutage immer noch aktiv, wenn er auch nicht mehr ganz so viel dreht wie früher. Dabei trat er auch in etlichen TV-Serien auf, von Straßen von San Francisco, Quincy bis A-Team. Dann wars das aber auch schon fast an nennenswerten Darbietungen. Auch der aus etlichen B-Movies bekannte John Ireland gibt hier als mehr oder weniger gewissenhafter Priester sein Stelldichein. Zu seiner Filmographie gehören viele Low Budget Filme, darunter auch die hier besprochenen The House of Seven Corpses und Waxwork 2 - Lost in Time. Der den Indiochef spielende Emilio Fernández begann ebenfalls schon sehr früh mit der Schauspielerei. Zu seinen Highlights gehören Auftritte in den Peckinpah-Filmen The Wild Bunch und Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia. Zu den restlichen Schauspielern gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen.
Die Abenteuergeschichte wurde ganz Exploitation-like noch mit diversen harten Effekte geschmückt. Die splattrigen Einlagen in Form von Köpfungen durch Indios oder Schlachtung eines Krokodils wirken aber leider irgendwie fehlplaziert, denn für die Story selber sind sie eher unwichtig. Auch die erzieherische Maßnahme aufgrund des Zollschmuggels ist eher drastische grafische Zierde, als in irgendeiner Art und Weise der Handlung zuträglich. Wahrscheinlich erhoffte man sich damals durch die eigentlich schon abgeklungene Welle der Kannibalenfilme etwas mehr kommerziellen Erfolg. Allerdings muß Regisseur Cardona, der schon mit 24 Jahren seinen ersten Film drehte, ein Fan von Fulcis Geisterstadt der Zombies gewesen sein. Denn die Szene mit den Krebsen erinnert doch fatal an eine bemerkenswerte Spinnen-Sequenz... Cardona drehte viele Filme, die meisten in Mexiko. Nur die wenigsten davon wurden international weiter ausgewertet, nach Deutschland kamen sowieso nur ganz wenige.
Die DVD von Italian Shock ist fast genauso obskur wie der Film. Zuerst ist man aufgrund des teilweise etwas schlecht zu verstehenden englischen Originaltons froh, daß sich eine deutsche Tonspur auf der DVD befindet, die man seltsamerweise nur über das DVD-Menü anwählen kann. Aber schon bald setzt fassungsloses Erstaunen ein und man weiß plötzlich, warum man den Ton nicht auch während des Abspielens wechseln kann. Es handelt sich dabei nämlich um zwei verschiedene Filme, denn die deutsche Version ist um gute 22 Minuten kürzer!!! Hierbei wurden kurioserweise nichtmal die Gewaltszenen entfernt, sondern teilweise banalste Handlungsszenen, sowie sämtliche Hinweise und eindeutige Szenen, daß es sich bei Klaus um einen verkappten Nazi handelt.
Es fehlt im groben:
Dann fehlen hier und dort sicher noch vereinzelte kleine Szenen und Dialoge, aber das waren so die Sachen, die mir schon nach dem ersten Anschauen aufgefallen sind. Die Bildqualität läßt leider in beiden Fassungen zu wünschen übrig. Das Master war bei beiden Versionen bestimmt nicht das beste und verdammt oft wird das Bild durch Macken, Dreck und Verschleißspuren beeinträchtigt, während es an anderen Stellen wieder ganz okay ist. Gezeigt wird der Film in Vollbild-Format, allerdings weiß ich nicht, ob das dem Originalformat entspricht. Amüsant ist dabei, daß man in vereinzelten Szenen oben das Mirko hereinragen sieht. Die Slideshow ist auch nichts besonderes, vor allem weil die Bilder recht klein dargestellt werden. Der obligatorische Trailer darf natürlich nicht fehlen, allerdings sind hier ein paar Szenen zu finden, die im fertigen Film anders sind oder gar nicht vorkommen. Insgesamt eine DVD, die, rein qualitativ betrachtet, nicht mehr als 20 DM wert ist. Der Film selber ist zwar verdammt trashig, aber auf seine Art irgendwie recht unterhaltsam und Freunde von obskuren B-Movies sollten durchaus mal einen Blick riskieren.
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