(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Acht Monate nach den blutigen Geschehnissen im Miskatonic Hospital in Arkham, Massachusetts (Re-Animator aus dem Jahre 1985), befinden sich Herbert West (Jeffrey Combs) und Daniel Caine (Bruce Abbott) irgendwo in Peru und arbeiten im Lazarett während eines Bürgerkrieges. Dort sammeln sie weitere Erkenntnisse für ihr Serum, daß tote Körperteile wieder lebendig werden läßt. Sie müssen allerdings angesichts des Kriegs flüchten und kehren nach Arkham zurück, wo sie wieder als normale Ärzte in dem Hospital beginnen. Natürlich hält das Herbert West nicht davon ab, weiter seine Forschung zu betreiben. Daniel hilft ihm dabei, auch wenn er Herberts Methoden, wie das stehlen von Körperteilen aus dem Hospital, meistens nicht gutheißt. Er sieht sich immer noch als Arzt, während West mehr an der Wissenschaft interessiert ist.
Ihr Treiben bleibt allerdings nicht gänzlich unbemerkt. Lt. Leslie Chapham (Claude Earl Jones) hat durch die vorangegangenen Geschehnisse seine Frau verloren, die nun in einer Irrenanstalt lebt. Er will die Verantwortlichen dafür finden und stattet zuerst dem Pathologen des Hospitals, Dr. Wilbur Graves (Mel Stewart) einen Besuch ab. Dabei hat er den abgetrennten Kopf von Dr. Carl Hill (David Gale) mitgebracht, der trotz der vergangenen 8 Monate kein Anzeichen von Verwesung zeigt. Dr. Graves zeigt dem Lieutenant weitere Körperteile von damals, die ebenfalls kaum verwest sind. Den Kopf läßt der Lieutenant bei Dr. Graves und besucht West und Caine in deren Haus, das direkt an einem Friedhof liegt. Die beiden haben sich im Keller ein Labor eingerichtet und sind natürlich alles andere als erfreut über den Besuch. Sie wimmeln ihn ab, aber er behält die beiden im Auge. Dabei befragt er auch ausführlich Francesca Danelli (Fabiana Udenio), die West und Caine noch aus Peru kennt und später auch Caines Freundin wird und die folgende Ereignisse unfreiwillig miterleben muß.
Währenddessen experimentiert Dr. Graves mit einem alten Rest von dem Serum und spritzt es zuerst in eine Fledermaus, die wieder erwacht und munter durch sein Arbeitszimmer schwirrt, was er nur unter abschneiden der Flügel unterbinden kann. Danach kommt er auf die wahnwitzige Idee, das Serum in Dr. Hills Kopf zu injezieren. Und das funktioniert sogar. Dr. Hill, bzw. sein Kopf, ist wieder lebendig und scheut auch nicht davor seinen Wiedererwecker als fachlichen Idioten abzustempeln. Herbert West bastelt weiter frohen Mutes an seiner nächsten Kreation, der vollständigen Wiederbelebung eines Wesens, daß aus Körperteilen von verschiedenen Menschen zusammengesetzt wurde. Daniel lehnt das immer mehr und mehr ab, aber West versteht es ihn immer passend zu manipulieren. Das Herz hat er in Dr. Graves Kältekammer gefunden, es gehörte früher Meg, Daniels damaliger Freundin. Und den Kopf trennt er von der Leiche einer Patientin, der Daniel sehr nahe stand und die unter seinen Händen gestorben ist.
Lieutenant Chapman dringt schließlich ins Haus ein und entdeckt das Labor im Keller. West muß ihn in Notwehr umbringen, reanimiert ihn aber sofort wieder. Der Lieutenant ist darüber alles andere als erfreut und flüchtet aus dem Haus. Dr. Hill, der über telepathische Kräfte bei anderen Wiederbelebten verfügt, ruft ihn zu sich, damit er ihn aus dem Hospital bringen kann. Als Kopf alleine hat man es halt schlecht mit dem Laufen... Zusammen mit den anderen Reanimierten aus der Irrenanstalt, darunter auch Chapmans Frau, gehen sie zu Caines und Wests Haus und greifen die beiden an. Die haben es bloß gerade geschafft, ihr Werk, ihre selbstgeschaffene Frau erfolgreich zu beleben. Das Chaos bricht in dem Haus los und Tote wie Lebende kämpfen gegeneinander...
Nach dem doch noch ein bißchen ernsten Vorgänger Re-Animator, der heutzutage sicherlich als ein Klassiker des Horror und Splattergenres angesehen werden kann, wurde der zweite Teil mit einer noch fetteren Prise schwarzen Humors bestückt, der in einigen Szenen schon fast zu Slapstick wird. Ohne dabei allerdings weniger blutig vorzugehen oder mit weniger Horrorkomponenten zu arbeiten als der erste Film. Angelehnt an den alten Klassiker The Bride of Frankenstein aus dem Jahre 1935 (einer der erklärten Lieblingsfilme von Stuart Gordon, dem Regisseur des ersten Re-Animator Films) stellt man Herbert West als einen Wissenschaftler dar, der von seiner Arbeit überzeugt ist und sich nichts duldet was ihn an seinem Ziel hindern könnte. Dabei manipuliert er sogar seinen Freund und Kollegen soweit, daß er ihn mit besonderen persönlichen Dingen konfrontiert. Faszinierend ist dabei, daß er nicht unbedingt als der große wahnsinnige Forscher daherkommt, sondern ziemlich genau weiß was er tut und was um ihn herum vor sich geht. Nur ab und zu ist er etwas unvorsichtig, was besonders im Finale zu seinem Verhängnis wird.
Die Bride, also das Geschöpf von West und Caine, ist ähnlich wie die ursprüngliche Frankenstein-Gestalt ein eher tragisches Wesen. Zuerst nimmt sie ihre Situation gar nicht so genau war. Aber als die Ereignisse sich überschlagen und Francesca Caine nahebringt, daß das Geschöpf nicht Meg ist, so wie er es erkennt, wird es nicht nur Caine klar, was er und West gemacht haben. Auch dem Wesen wird die Situation bewußt. Als sich Caine von ihr abwendet wird sie zuerst wütend, greift Francesca wie Caine an, verzweifelt aber dann und in einem schmerzvollen Akt schreit sie ihren Schmerz hinaus und die einzelnen Körperteile lösen sich wieder voneinander. Auch wenn der Film durch seine im Ganzen humorige und überzogene Art es eigentlich nicht zuläßt, in diesem Moment empfindet man schon fast etwas Mitleid für das Geschöpf. So bekommt der Film noch einen kleinen ernsten Unterton in der ansonsten eher auf pure Horrorunterhaltung getrimmten Handlung.
This is no longer just reanimating the dead - we create human life!
Auch wenn der Film nicht gerade zimperlich mit diversen Splattereffekten umgeht, so sind doch die teilweise abgefahrenen Ideen wirklich herrlich derber Humor. Wenn West mal langweilig ist oder bei seiner Arbeit nicht weiterkommt, dann bastelt er einfach ein paar Körperteile aneinander und schaut was passiert. So werden 5 Finger und ein Auge zu einem drolligen kleinen Mutantenwesen, das sogar recht flink auf seinen Fingern ist und die Jungs fast in ernsthafte Schwierigkeiten bringt. Leider stirbt es wieder recht schicksalshaft. Als äußerst wehrhaft erweist sich auch eine einfache Kombination aus Unterbein und Oberarm. Das "Werk" kann entweder gut treten oder auch würgen. Auf die Spitze treibt er es schließlich mit Francescas verstorbenen Hund, dem von Chapman ein Bein abgerissen wird. Was er damit macht, sei jetzt hier nicht verraten. Schaut es euch einfach selber an. :)
Produzent Brian Yuzna brauchte trotz des Erfolges von Re-Animator 4 Jahre bis er das Geld für den Nachfolger zusammen hatte. Stuart Gordon, der beim ersten Teil Regie führte, konnte diesmal allerdings nicht zu dem Projekt hinzugezogen werden. Also übernahm Yuzna selber die Regie, nachdem er den ersten Teil produziert hatte und ein Jahr zuvor mit Dark Society sein Regiedebüt hinlegte. Drei Jahre später sorgte er mit Return of the Living Dead 3 für einen Meilenstein im langsam untergehenden Zombiegenre. Danach folgten einige eher unwichtigere Filme wie z. B. die beiden Dentist-Filme bis er sich 2000 mit der Comicverfilmung Faust wieder zurückmeldete. Zur Zeit arbeitet er anscheinend wirklich an einem dritten Re-Animator Teil, Beyond Re-Animator. Infos zu diesem Projekt findet ihr auf der Homepage seiner eigenen Produktionsfirma Fantastic Factory die ihren Sitz in Spanien hat, wo er volle künstlerische Freiheiten genießt.
Jeffrey Combs ist fast schon eine markante B-Movie-Schauspielerpersönlichkeit wie Bruce Campbell. Er hatte zwar auch nie eine richtig fette Hauptrolle in einer großen Hollywoodproduktion, ist aber trotzdem den meisten aus diversen anderen Rollen bekannt. Einfach göttlich ist sein Auftritt in Peter Jacksons The Frighteners als durchgeknallter FBI-Cop. Und viele werden ihn sicherlich aus Stark Trek: Deep Space Nine kennen ohne es zu wissen. Dort hatte er gleich drei Rollen inne: als Jem'Hadar Weyoun (plus seiner Klone), der Ferengi-Beamte Brunt und in einer Folge der 3. Staffel spielte er Tiron, einen zudringlichen Verehrer von Kira. Ursprünglich war er sogar für die Rolle von Commander Riker in Star Trek: The Next Generation im Gespräch, den Part bekam aber bekanntlich Jonathan Frakes. Seitdem gehören Gastauftritte in jeder Star Trek Serie dazu, denn auch in Voyager und der neuen Serie, schlicht Enterprise betitelt, war er in ein paar Episoden zu sehen. Dann spielte er auch noch in den Yuzna-Filmen From Beyond und Faust und Stuart Gordons Castle Freak mit, zu seinen weiteren neueren Rollen gehören Auftritte in I Still Know What You Did Last Summer und dem House on Haunted Hill Remake.
Bruce Abbott kam noch nicht über B-Produktionen hinaus und hatte zusätzlich noch einige Auftritte in TV-Serien. Fabiana Udenio ist eine gebürtige Argentinierin, wurde aber Ende der 70er zur Miss Italien gewählt, was ihr den Einstieg ins Filmgeschäft sicherte. Nach Bride of Re-Animator folgten diverse Rollen, bis sie dann den meisten wohl als Alotta Fagina im ersten Austin Powers Film aufgefallen sein dürfte und dort zusammen mit Mike Meyers ein Bad nimmt. David Gale war als Dr. Hill zuerst gar nicht vorgesehen. Da Hill im ersten Teil mehr oder weniger auseinandergepflückt wurde, wollte Yuzna den Charakter gar nicht mehr benutzen. Als Gale aber hörte, daß ein Nachfolger zu Re-Animator gedreht werden sollte, rief er Yuzna an und fragte nach, was man sich denn so für ihn vorgestellt hatte. So blieb Yuzna schon fast gar nichts anderes übrig als Dr. Hill doch noch irgendwie in den Film zu bringen.
Die US-DVD von Pioneer bietet den Film gleich in zwei Versionen. Zu einem den R-rated Cut und aber auch den Unrated Cut. Auch wenn das Cover der DVD die unrated Fassung fälschlicherweise als eine Minute länger angibt, sind beide Fassungen gleich lang. Das ist allerdings darauf zurückzuführen, daß bei dem R-rated Cut einige Szenen einfach etwas länger gezeigt werden oder herbere Szenen durch andere, harmlosere Einstellungen ersetzt wurden. Die Unterschiede spielen sich aber nur im Sekundenbereich ab. Der Film wurde zwar in Vollbild gedreht, aber für die Kinoauswertung auf das Format 1.85:1 gemattet. Die DVD bietet dem Zuschauer bei beiden Fassungen die Möglichkeit, durch ein- oder ausblenden der Untertitelspur als Mattebalken das für ihn beste Format auszuwählen. Natürlich erscheint das zunächst etwas sinnlos. Aber so wird einem die Möglichkeit geboten entweder das volle Bild zu sehen, oder so wie der Regisseur es fürs Kino haben wollte. Ich muß auch sagen, daß die gemattete Version mir irgendwie besser gefällt, denn man merkt schon das der Film mit dieser Absicht gedreht wurde und das gibt dem Film auch mehr das Feeling eines Kinofilmes. Ungemattet machen sich doch manches Mal kaum genutze Leerräume oben oder unten bemerkbar. Die Bildqualität ist insgesamt ganz gut, differenziert aber leicht zwischen den beiden Versionen. Da es von dem R-rated Cut ein besseres Master gab, ist das Bild bei dieser Version insgesamt besser und mit deutlich weniger Körnung versehen als der unrated Cut. Beide Versionen hätten allerdings etwas mehr Schärfe vertragen können, sind aber ansonsten zufriedenstellend. 16x9 Besitzer werden aber über die fehlende anamorphe Abtastung wenig erfreut sein. Der Ton liegt in Stereo vor, so wie der Film damals auch gedreht wurde. Der größte Teil des Bonusmaterials befindet sich auf der R-Rated Seite. Zu dieser Version wurden auch die Audio-Kommentar gesprochen. Ein Audio-Kommentar kommt von den beiden Hauptdarstellern Jeffrey Combs und Bruce Abbott. Der zweite von Produzent und Regisseur Brian Yuzna, Jeffrey Combs, und den Special-FX-Machern Howard Berger, John Buechler, Mike Deak, Screaming Mad George, Bob Kurtzman und Tom Rainone.
Leider ist gerade der Kommentar mit Combs und Abbott eine recht zweispältige Angelegenheit. Einerseits unterhalten sie mit flotten Sprüchen, andererseits kommentieren sie fast nur das Geschehen im Film und geben nur sehr wenige Backgroundinfos preis. Das ganze hat mehr den Charme einer MST 3000 Sitzung, nur das man die Schatten der Kommentierer nicht im Bild sieht. Der zweite Kommentar dagegen ist fast genau das Gegenteil, denn hier plaudern vor allem die Special-FX Experten fleißig aus dem Nähkästchen. Zu den weiteren Extras gehören zwei Deleted Scenes: "Meg is reanimated" und "Carnival Sequence". Die Renanimationsszene gehört eigentlich zum Ende des ersten Films und zeigt Daniel Caine, wie er das Serum seiner verstorbenen Freundin Meg spritzt um sie ins Leben zurückzuholen. Diese Szene sieht man im zuerst im Rohformat und danach wie sie gedreht wurde. Das gibt einen interessanten Einblick in die Dreharbeiten. Die Carnival-Szene liegt leider nur in Einzelbildern vor und zeigt, wie Lt. Chapman Dr. Hills Kopf auf einer Art Jahrmarktveranstaltung entdeckt, was quasi die Vorgeschichte zu seinem Besuch bei Dr. Graves ist. Dann gibt es noch eine umfangreiche Bildergallerie, die einige Bilder von den Dreharbeiten bietet und unter anderem auch neuere Fotos von den Ausnahmesessions der Kommentare für diese DVD. Als Hidden Feature gibt es eine weitere Gallerie die auch Covershots von Re-Animator Comics und andere sehenwerte Bilder bereitstellt. Zu dieser Gallerie gelangt man, indem man die Spritze im Special Features Menü der R-rated Seite auswählt und aktiviert. Auf der Unrated Seite gibt es dann noch ein 23-minütiges Making-Of, das viel von den Dreharbeiten zeigt. Die Bildqualität ist nicht die beste, da es sich nicht um professionell ausgewertetes Material handelt. Trotzdem ist es eine recht interessante Dokumentation. Insgesamt bekommt man also eine Menge geboten auf dieser DVD.
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01.10.2004, 11:49:57 Herbertwest
kommt nicht an das original heran, ist aber trotzdem recht gut gelungen. für einen genre-
fan sicherlich sehenswert
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24.10.2004, 20:10:38 Hoschman68k ( )
Der "genial" irre Geffrey Combs macht diesen Film absolut sehenswert.Genrefans kommen bestimmt mehr auf ihre Kosten,als bei dem extrem schwachen,dritten Teil dieser Filmreihe.Ich als Combs-Fan kann nur "The Frighteners" empfehlen.Der Film ist zwar durch die zweifelhafte Anwesenheit des Michael Fox getrübt,aber Combs ist in Höchstform !!!