Film Daten

Titel:
Blutige Seide
Originaltitel:
Sei donne per l'assassino
Land & Jahr:
Italien / Frankreich / Deutschland 1964
Laufzeit ca.: ?
85 Min.
Regie:
Mario Bava
Darsteller:
Cameron Mitchell
Eva Bartok
Thomas Reiner
Ariana Gorini
Dante DiPaolo
Mary Arden
Franco Ressel
Claude Dantes
Luciano Pigozzi
Lea Lander
Massimo Righi
Francesca Ungaro
Giuliano Raffaelli
Harriet Medin
Alternativtitel:
• L'Atelier de la peur
• Blood and Black Lace
• Fashion House of Death
• Six femmes pour l'assassin
• Der Würger mit der Maske
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Buio Omega / Anolis Entertainment
Label:
Buio Omega / Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
0 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / k.A.
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 1.0
Italienisch - DD 1.0
Untertitel:
Deutsch, Englisch
Extras:
  • Audiokommentar von Christian Kessler und Robert Zion
  • Interview mit Komponist Carlo Rustichelli
  • Einleitende Worte von Thomas Reiner
  • Kritik des Katholischen Filmdienstes, vorgelesen von Thomas Reiner
  • Zensierte Szenen - Vergleich gekürzte/ungekürzte Fassung
  • Filmographien
  • Bildergalerie
  • 4 Trailer
  • DVD Credits
  • Booklet
  • Hidden Feature: 14 Trailer zu weiteren Bava Filmen

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 84:58
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Trailer
  • Bildergalerie

Blutige Seide

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Die Contessa Christiana (Eva Bartok) führt zusammen mit ihrem Geschäftsführer Max (Cameron Mitchell) eine erfolgreiche Modeagentur. Allerdings wird das quirlige Arbeitsleben der Models von dem Mord an ihrer Kollegin Isabella (Francesca Ungaro) getrübt. Die Ermittlungen in diesem Fall übernimmt Inspektor Silvestri (Thomas Reiner), aber weder in der Agentur noch bei Isabellas Liebhaber, dem Antiquitätenhändler Franco (Dante DiPaolo) finder er brauchbare Hinweise, geschweige denn ein Motiv für den Mord. Das Model Nicole (Ariana Gorini) entdeckt zufällig Isabellas Tagebuch. Das bedeutet aber für sie das Todesurteil, denn Stunden später wird auch sie von dem Killer brutal ermordet. Silvestri tappt weiterhin im Dunkeln, verdächtig sind irgendwie alle, die in irgeneiner Beziehung zu den Mädels standen. Und der Mörder ist noch lange nicht fertig mit seiner Arbeit...

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Es gibt nicht viele Filme, von denen man behaupten kann, dass sie als Urvater eines ganzen Genres gelten. Zwar gab es zwei Jahre zuvor schon Bavas The girl who knew too much (La ragazza che sapeva troppo), aber erst Blutige Seide brachte als einer der ersten alle Trademarks auf die Leinwand, die seitdem als typisch für das Giallo-Genre, den italienischen Thriller gelten. Man hat es hier mit brutalen Morden zu tun, der mit Lederhandschuhen bekleidete Mörder selbst bleibt bis kurz vorm Ende unbekannt. Die Tötungsdelikte selbst sind nicht gerade alltäglich, sondern manchmal schon als "kreativ" zu bezeichnen und stehen häufig in einem sexuellen Kontext. Außerdem verfügen viele Filme häufig über leicht surreale Momente und wirken sehr durchgestylt. Gerade letzteres hat Mario Bava in diesem kleinen Meisterwerk bis zur Perfektion getrieben. Die Farben sind manchmal schon aufdringlich stark präsent, ein Raum wurde häufig gleich in mehreren Farbtönen ausgeleuchtet und einfache Requisiten springen allein durch ihre optische Darstellung dem Zuschauer sofort ins Auge.

Da Bava selbst mal als Kameramann gearbeitet hatte, konnte er als Regisseur seine Vorstellungen natürlich viel genauer ausleben und das merkt man diesem Werk auch an. Die Kamera verweilt häufig über einen längeren Zeitraum auf einer Szene und folgt den Protagonisten schon mal quer durch den Raum oder über Stockwerke hinweg. Auch das Spiel mit Schatten, subtile Anzeichen für Gefahren, wird hier dezent durchgeführt. Somit ist ein konstanter Spannungsaufbau garantiert, denn wie üblich ist pauschal erst mal jeder verdächtig. Wobei aber hier die Rolle der Polizei eher degradiert wird, denn die sind kaum fähig den Mörder zu packen und lassen sich auch mal dezent an der Nase herumführen. Als Zuschauer findet man sich also nicht, wie z. B. bei den Agatha Christie Verfilmungen, an der Seite der Ermittler wieder, sondern man wird eher zum Beobachter des blutigen Treibens.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob denn vor lauter optischer Leckerbissen die Story überhaupt bestehen kann. Die eigentliche Krimihandlung bietet die übliche Geschichte, dass durch einen Mord und ein wichtiges Beweisstück gleich mehrere Personen als mögliche Täter in Frage kommen. Da der Zuschauer ebenfalls größtenteils im Dunkeln gelassen wird, versucht man für sich selber herauszufinden, wer hinter den Morden stecken könnte. Das wird aber dadurch erschwert, dass durch die geschickte Inszenierung immer mindestens eine andere Person ebenfalls plötzlich schwer verdächtig wird. So gerät man immer wieder ins Schwanken, ob man mit seiner eigenen Vermutung denn auch richtig liegt. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass der Mörder als eine gesichtslose Gestalt durch den Film wandert, ein austauschbarer Niemand und der perönliche Alptraum jedes einzelnen. Dadurch, dass der Killer außer seiner Kleidung kein erkennbares Profil besitzt, können die Urängste auf diese Person projeziert werden. Denn es ist kein eindeutig identifizierbares Individuum, das da fröhlich durch die Gegend mordet, sondern eine universelle Bedrohung, die sich immer wieder auf eine andere Art und Weise tödlich bemerkbar macht.

Zitat

Vielleicht ist das bloß ein Zufall oder vielleicht ist es wirklich die weibliche Schönheit, die ihn zum Mord treibt...? - Gedanken eines Inspektors

Da so mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt wird, sollte man aber auch nicht verschweigen, dass sich kleine unlogische Stellen in die Handlung eingeschlichen haben. Allerdings sind das keine Klopper, die den Filmgenuss stark beeinträchtigen, aber dennoch auffallen. Warum z. B. schleppt man eine Leiche, die man im eigenen Kofferraum gefunden hat, in die Wohnung und versteckt sie dort, anstatt die Polizei zu benachrichtigen? Vor allem, wenn man selber gar nicht zum Kreis der Verdächtigen gehört? Eine Frage, die mir nicht beantwortet werden konnte. Nichtsdestotrotz verbreitet der Film eine souveräne Krimiatmosphäre, die durch die Morde an den weiblichen Opfern noch eine gewisse Härte verabreicht bekommt. Bava ging es auch nicht alleine um die Story, denn die ist ganz hart betrachtet eigentlich recht banal. Aber durch seine Art der Inszenierung wird die Geschichte zu einem filmischen Kunstwerk, einem Gemälde auf Zelluloid. Das Bava manchmal auch Werke aus der Kunstgeschichte zitiert wissen nur die wenigsten, ich habe davon auch erst im Audiokommentar der deutschen DVD erfahren.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Warum aber bekam Mario Bava trotz seines künstlerischen Könnens nie die Anerkennung wie andere profilierte Regisseure aus Italien? Ich denke, es liegt daran, dass er sich nur selten mal an "ernste" Themen gewagt hat, sondern sich im Bereich der Horrorfilme und Thriller zuhause fühlte, Genres die von Kritikern schon immer gerne verrissen wurden. Blutige Seide kam damals in einer ab 18 Jahren freigegebenen und trotzdem noch gekürzten Fassung in die deutschen Kinos, mittlerweile ist das Werk aber neu bewertet worden und ist nun in seiner ungekürzten Form ab 16 Jahren freigegeben. Die Morde erscheinen zwar recht brutal, aber explizites wird nicht gezeigt, sondern wird gerade passend angedeutet, so dass der Zuschauer sich eine eigene Vorstellung von der Tat macht. Somit erscheint der Film härter als er in Wirklichkeit ist, eine wirksame Methode die auch schon bei vielen anderen Filmen funktionierte. Durch den starken Einsatz der Farbe Rot bei Ausstattungsgegenständen wie z. B. dem Tagebuch oder Modepuppen wird Blut auf andere Weise suggeriert.

Auf der technische Seite gibt es also nicht viel zu meckern. Bava hat unglaubliches geschafft und Filme wie dieser können heutzutage einfach nicht mehr gemacht werden. Die Beschränkungen eines niedrigen Budgets umschiffte Bava damit, dass er statt eines Kamera-Dollys einfach die Kamera auf einen Kinderwagen setzte und somit lange, aber denoch ruhige Kamerafahrten realisieren konnte. Die wichtigsten Charaktere sind im Vorspann wie Modepuppen plaziert und rühren sich kein Stück. Solche eine originelle Einleitung und Vorstellung der Schauspieler ist mir noch nicht untergekommen. Einfach nur grandios. Bei Bava wird der Zuschauer nicht nur gedanklich unterhalten, sondern primär optisch und akkustisch. Ein Fakt, den viele einfach übersehen, denn kopflastiges Kino hat Bava eigentlich nie gemacht.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Bava begann seine Karriere als Kameramann in Cinecitta, dem großen Studiokomplex in Rom. Durch die Fertigstellung anderer Filme, wenn er mal für den eigentlichen Regisseur einspringen musste, sammelte er seine ersten Erfahrungen als Regisseur. Als Kameramann war er an Filmen wie Der Vampir von Notre-Dame (I, Vampiri) und Sandalenfilmen wie Die unglaublichen Abenteuer des Herkules (Le Fatiche di Ercole) beteiligt. 1960 drehte er dann seinen ersten richtigen Spielfilm, der heutzutage als Klassiker des italienischen Gothic-Horrorkinos gilt: La Maschera del demonio (Black Sunday, Die Stunde wenn Dracula kommt), mit Barbara Steele in der Hauptrolle. In den folgenden Jahren drehte er mehrere sehr gute Filme, die heutzutage unter Fans sehr beliebt sind und Kutlstatus genießen. Mitte der 70er Jahre wurde er aber ruhiger und zog sich wieder mehr hinter die Kamera zurück. 1980 zeigte er in Dario Argentos Inferno nochmal sein ganzes künstlerisches Können, bis er schließlich kurze Zeit später an einem Herzinfarkt starb.

Die Kamera bediente neben Mario Bava noch Ubaldo Terzano, der für Bava noch in Der Dämon und die Jungfrau (The Whip and the Body / Il frusta e il corpo), Die drei Gesichter der Furcht (Black Sabbath / I tre volti della paura) und Die Rache der Wikinger (Gli Invasori) an der Kamera saß. Die markante Musik wurde von Carlo Rustichelli komponiert, der seinen ersten Soundtracks zu Beginn der 40er Jahre erstellte und dessen Kompositionen auch in etlichen anderen Italo-Streifen zu hören waren. Beispielsweise Ator der Unbesiegbare (Ator l'invincibile 2), Hügel der blutigen Stiefel (La collina degli stivali), und den Bava-Filmen Die toten Augen des Dr. Dracula (Operazione paura) und Der Dämon und die Jungfrau.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Hauptdarsteller Cameron Mitchell suchte sein Glück wie viele Amerikaner in den 60er und 70er Jahren in Italien, nachdem er in Hollywood nicht mehr so wirklich vorankam. Neben einigen Rollen in diversen Thrillern und Western kehrte er nach Amerika zurück und verschwand dort in unzähligen B-Movies. Am bekanntesten davon dürfte noch der Slasher Der Bohrmaschinenkiller (The Toolbox Murder) sein. Eva Bartok mimt hier ähnlich wie Barbara Stelle eine unterkühlte, aber mit einer gewissen Erotik versehene Frau. Ihre sonstigen Filmauftritte waren unter anderem an der Seite von Burt Lancester in Der rote Korsar (The Crimson Pirate). Sie machte mal von sich reden, in dem sie behauptete, dass ihre Tochter, die während ihrer Ehe mit Curd Jürgens geboren wurde, in Wirklichkeit von Frank Sinatra stammen solle, mit dem sie angeblich eine kurze Affaire hatte. Filmkommissar Thomas Reiner dürfte noch am ehesten aus Raumpatrouille Orion bekannt sein, wo er als Adjutant Michael Spring-Brauner auftrat. Seit den 70er Jahren konzentrierte er sich aber aufs Theater und steht heutzutage noch auf der Bühne. Die in der Rolle des Models Greta auftretende Lea Lander wird Bava Fans sicherlich aus ihrem famosen Auftritt in Bavas spannendem Geiseldrama Rabid Dogs (Cani arrabbiati) bekannt sein. Daneben spielte sie auch in dem Exorcist Plagiat The Antichrist (L' Antichristo) mit.

Für diesen grandiosen Film gibt es auch eine grandiose DVD. Und zwar haben einige wackere Helden des geheimnisvollen Filmclubs Buio Omega über zwei Jahre hinweg Material zusammengetragen und für die DVD produziert. Die Vorbereitungen dieser Veröffentlichung lesen sich wie ein Abenteuerroman. Zunächst fiel nach der Sichtung des zur Verfügung gestellten Materials auf, dass es sich um eine gekürzte Fassung handelte und die Schnitte direkt in dem Negativ durchgeführt wurden. Das Restmaterial konnte auch nach einer Suche im Archiv nicht gefunden werden. Das aus den Staaten für die dortige Blood and Black Lace DVD von VCI genutzte Material war bereits eine Normwandlung von PAL zu NTSC und eine nochmalige Rückwandlung zu PAL hätte alles an Qualität gekillt. Das zog sich über mehrere Wochen hin und erst durch einen entscheidenden Hinweis von Bava Experte Tim Lucas konnte PAL Material in Australien bei einem dortigen TV-Sender ausgemacht werden! Das fehlende Bildmaterial war also endlich vorhanden, allerdings fehlte in den Szenen der deutsche Ton und dabei handelte es sich teilweise sogar um Dialogszenen. In mühseliger Kleinarbeit wurde dann aus anderen Dialogen Satzfetzen und einzelne Worte zu einer neuen Dialogspur zusammengebastelt, so dass dann am Ende endlich eine komplette deutsche Tonspur vorlag.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Zwar kann ich keinen Vergleich zur US-DVD von VCI stellen, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die eine bessere Qualität hat. Das Bild ist zunächst einmal anamorph kodiert. Die breite Palette an Farben wirkt sehr intensiv, vor allem tiefrote Objekte kommen mit einer sehr enormen Sättigung durch. Leider sind aufgrund des Ursprungsmaterials des öfteren kleine Defekte oder auch mal hauchdünne senkrechte Linien zu sehen. Allerdings wirken die sich nie störend auf den Sehgenuss aus. Man muss auch bedenken, dass hier kein Restaurationsteam a lá Laurence von Arabien dahintersaß, sondern nur ein paar Fans, die eine ultimative Fassung ihres Lieblingsfilms schaffen wollten. Das einzige was mich an dem Bildtransfer ein wenig stört ist eine etwas unzureichende Detailschärfe.

Neben der deutschen Synchronisation gibt es erfreulicherweise auch den italienischen Originalton, wodurch man die Unterschiede zwischen den zwei Sprachfassungen sehr deutlich feststellen kann. Gerade wenn man sich den Film in italienisch mit deutschen Untertiteln anschaut, merkt man deutlich, dass im der deutschen Fassung des öfteren mal was gesagt wird, wo das Original stumm bleibt. Die Untertitel richten sich also nach der Synchronisation und stellen somit keine Übersetzung des italienischen Tons dar. Die auf der DVD ebenfalls enthaltenen englischen Untertitel dagegen scheinen sich mehr an den Originalton zu halten. Ein weiterer deutlicher Unterschied macht sich in dem Modesalon bemerkbar, als sich Kommissar Silvestri mit der Inhaberin unterhält. In der deutschen Fassung läßt sie sich entschuldigen, weil in einem Nebenraum das Telefon klingelt, was man auch deutlich hört. In der italienischen Fassung klingelt kein Telefon.

Blutige Seide - Screenshot

Das Bonusmaterial steht der technischen Qualität des Filmtransfers in nichts nach. Hauptdarsteller Thomas Reiner erklärte sich bereit, für den Film ein Intro zu sprechen und auch eine Kritik des Katholischen Filmdienstes aus dem Jahre 1964 vorzulesen. Der Mann wirkt sehr sympathisch und erzählt in ruhigen Worten von den Dreharbeiten und seinen Kollegen, auch wenn er selber sagt, dass er aufgrund der langen Zeit sich nicht mehr an viel zu erinnern vermag. Die Kritik des Filmdienstes sollte man sich aber nicht anhören, bevor man nicht den Film selber gesehen hat, denn die Handlung wird fast komplett wiedergegeben. Der Audiokommentar wird von Splatting Image Schreiber Christian Kessler und Buchautor Robert Zion gesprochen. Wer Kesslers Artikel aus der Splatting Image kennt, dürfte ungefähr ahnen was hier auf ihn zukommt. Die beiden sind wunderbar aufeinander eingestimmt und lockern den sehr informativen Kommentar mit etlichen Jokes und Sprüchen auf. Das ist definitiv mal ein Audiokommentar den man sich durchaus auch ein zweites Mal anhören kann.

Blutige Seide - ScreenshotBlutige Seide - Screenshot

Dann wäre da noch ein Interview mit dem Komponisten des Soundtracks, Carlo Rustichelli. In den 8 Minuten erzählt Rustichelli von seiner Zusammenarbeit mit Mario Bava. Es gibt keine aufregenden Anekdoten zu hören, aber trotzdem hat er ein paar nette Sachen zu erzählen. Nur irgendwie kam es mir so vor, als ob der Interviewer mehr erzählt als Rustichelli selber. Interessant ist der Vergleich zwischen den alten geschnittenen Szenen und deren ungekürzte Version, den es unter dem Menüpunkt "Zensierte Szenen" zu bewundern gibt. Dabei gibt es immer zuerst die gekürzten und danach die vollständige Szenen zu sehen. Vor allem bei den Morden an Isabella und Peggy fallen die Kürzungen am drastischsten auf. Die selbstlaufende Bildergalerie zeigt untermalt von der Titelmusik diverse Aushangfotos, Plakate und Videocover. Trailer zu dem Film gibt es gleich 4 Stück. Einmal den deutschen Blutige Seide Trailer, den englischen Blood and Black Lace und den französischen 6 femmes pour l'assassin. Außerdem noch als Premiere ein Trailer, der den Film als Der Würger mit der Maske anpreist. Hier war nur das Tonmaterial vorhanden, das Bildmaterial wurde auf der Basis des italienischen Originaltrailers rekonstruiert. Und letztendlich befinden sich noch Filmographien von Mario Bava, Eva Bartok, Cameron Mitchell und Thomas Reiner auf der DVD.

Aber damit nicht genug. Wer ganz genau hinschaut, wird versteckt noch Trailer zu weiteren Filmen finden, an denen Bava in irgendeiner Form mitgearbeitet hat. Das wären: Roland der Eroberer / Der Vampir von Notre-Dame / Herkules und die Königin der Amazonen / Die Schlacht von Marathon / Das Schwert von Persien / Vampire gegen Herakles / Ercole al centro della terra / Die Rache der Wikinger / Die drei Gesichter der Furcht / La frusta e il corpo / Planet der Vampire / Nebraska Jim / Die toten Augen des Dr. Dracula. Außerdem gibt es ebenfalls in versteckter Form noch die DVD Credits zu lesen. Zur weiteren Information liegt der DVD noch ein von Robert Zion geschriebenes Booklet bei, in dem er sich über Gialli allgemein, dem Film Blutige Seide im Speziellen und über Mario Bava ausläßt. Auch sind einige Auszüge aus Filmkritiken darin abgedruckt worden. Aber der Clou kommt mit der Verpackung. Auch wenn es nicht ganz zum Titel des Films passt, so sitzt die DVD in einem Schuber, der mit schwarzem Samt überzogen ist, in dem das Covermotiv in einem glänzenden Rot aufgedruckt wurde! Durch den Samtbezug erscheint der Coverscan unten auch etwas "verschmiert", wundert euch also nicht über die seltsame Qualität des Coverscans.

Ihr merkt also, hier wurde mit viel Herzblut eine wahrhafte Schönheit im Bereich der DVD-Veröffentlichungen geschaffen. Leider hat die auch ihren Preis, denn als die DVD herauskam mussten auch schon mindestens 30-35 Euro dafür auf den Tisch gelegt werden. Aber auch hier der Hinweis, dass bei diesem Produkt kein professionelles Label dahintersteckt. Zwar haben Anolis die Produktion und Vertrieb übernommen, aber alles andere wurde von Privatpersonen getragen! Und ich gebe lieber etwas mehr für einen Schatz wie diese Scheibe aus, als weniger für halbgare Produktionen größerer DVD-Labels. Die Scheibe ist allerdings schon lange offiziell ausverkauft, so dass man nur noch Glück auf einer Filmbörse oder Plattformen wie Ebay eine Chance hat, an diese DVD heranzukommen.

Update 22.09.2005

Wer damals die famose Limited Edition verpasst hat und sich auch mit etwas weniger Ausstattung zufrieden geben mag, für den gibt es jetzt die Möglichkeit auf die von Anolis produzierte und von EMS vertriebene Neuauflage zurückzugreifen. Beginnt die DVD mit den von der Limited Edition bekannten Vorspännen noch fast identisch, so zeigt sich dann bereits im Hauptmenü, dass sich Besitzer der alten DVD nicht über die billige Neuauflage ärgern müssen. Denn das animierte Menü der Limited Edition wurde durch eine starre Grafik des Covermotivs ersetzt. Beim Bild ist allerdings alles beim alten geblieben, verwendet wurde der gleiche Transfer der Limited Edition, ein Unterschied ist kaum feststellbar, wenn überhaupt vorhanden.

Beim Ton müssen dann allerdings Abstriche gemacht werden. Verfügte die Limited Edition noch über den italienischen Originalton und zusätzliche englische Untertitel, so gibt es hier bei Ton und Untertiteln nur die deutsche Variante. Diese sind aber ebenfalls identisch zur der alten DVD. Und ganz drastisch machen sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Veröffentlichungen dann beim Bonusmaterial bemerkbar. Denn außer einem Trailer und einer Soundtrack-untermalten Bildergalerie mit immerhin einigen, aber gegenüber der Limited Edition weniger Bildern gibt es nichts an weiterem Bonusmaterial.

Besitzer der Limited Edition dürfen sich also freuen, dass sie immer noch etwas ganz besonderes in ihrer Sammlung haben. Wer den Film einfach nur mal kennenlernen möchte ohne gleich hohe Sammlerpreise dafür bezahlen zu müssen, der findet jetzt in Form der Anolis/EMS-DVD eine preiswerte, aber eben auch enorm abgespeckte Alternative.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 20.04.2003
Letzte Textänderung: 18.08.2006

Leser-Kommentare

12.03.2004, 12:51:31 Aj ( Email schreiben )

erst einmal ein grpßes lob für ein super review zu einem meisterwerk.
Du hast oben geschrieben, dass Du nicht weißt, warum die verlobte des marchesen die leiche aus dem kofferraum holt und bei sich versteckt. beim ersten mal habe ich auch die logik dahinter nicht verstanden, aber dann habe ich es mir so erklärt : ich glaube, weil sie denkt, dass ihr verlobter der mörder ist, und sie ihn nun decken will.

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